Seit ein paar Tagen sind wir nun in den Vereinigten Staaten von Amerika und es gefällt uns hier auch. Maine ist der am meisten bewaldete Bundesstaat, 90% seiner Landfläche besteht aus Wäldern. Und so fahren wir zwar immer an der Küste entlang, sehen aber vor lauter Wald den Atlantik nicht. Unsere diversen Versuche, die kleinen Stichstraßen zu nehmen, endeten regelmäßig an geschlossenen Toren oder verketteten Zufahrten mit dem Schild “Private Property”. The Rich and The Famous besitzen hier Anwesen mit Wassergrundstücken, traumhaft gelegen oft, aber für Otto-Normalamerikaner und auch für uns damit leider unzugänglich. Ab und zu erhascht man einen Blick zwischendurch.
Je weiter südlich wir kommen, desto touristischer, voller und teurer wird es. Maine ist Fremdenverkehrsgebiet für die Großstädte der amerikanischen Ostküste. Im Durchschnitt bezahlen wir für einen Stellplatz auf einem normalen Campingplatz umgerechnet €34. Nicht full hookup, sondern nur Wasser (-anschluss) und Strom am Platz. Wir fahren ja auch gerne die KOA-Plätze an, aber $63 (umgerechnet fast €56) war uns eindeutig zu teuer! Man darf nämlich nicht annehmen, dass man für das Geld einen super luxuriösen Platz vorfindet. Super luxuriös kennt man hier nicht, alles ist mehr oder weniger gleichbleibend einfach(st), sachlich, zweckmäßig. Der Sunset Point Campground stellte da wirklich eine Ausnahme dar, auch wenn selbst dort die Sanitäreinrichtungen verglichen mit europäischen Verhältnissen sehr einfach waren. Pragmatisch – praktisch – gut ist’s! Unsere Kriterien für die Auswahl und die Aufenthaltsdauer sind 1. die Lage an einem Gewässer, wenn möglich mit “ocean view”, 2. die Verfügbarkeit und Qualität von Wifi und 3. der Preis. Wir verzichten zur Not auf Internet, wenn der Platz landschaftlich reizvoll liegt oder akzeptieren einen nicht so schönen Platz, wenn die Internetmöglichkeiten super sind, aber weder/noch geht gar nicht!!!
Uschi plant unsere Etappen übrigens anhand der App “Allstays Camp & RV”, die sowohl für Android als auch für iOS verfügbar ist. Sie kostet zwar €9,99, ist ihr Geld aber absolut wert! Der größte Vorteil ist, dass sie offline benutzbar ist. Außer ALLEN Campgrounds Nordamerikas, RV-Parks, Nationalparks, reinen Zeltplätzen führt sie auch Walmarts, Truck Stops (kleine Autohöfe) und Entsorgungsstationen an. Alles entweder in zoombarer Kartenansicht oder in Satellitenansicht oder 3D. Über das Anzeigesymbol eines Platzes bekommt man Detailinformationen und ggfs. den Link zur Webseite. Wir benutzen die App während der Fahrt außerdem zusätzlich zur Straßenkarte. Als wir uns gestern bei unserer Tour über Mount Desert Island auf der Suche nach dem Leuchtturm in den kleinen verzweigten Straßen verfahren hatten, hat uns die App durch die Standortanzeige zuverlässig wieder auf den rechten Weg gebracht.
Mount Desert Island ist die drittgrößte Insel an der Ostküste mit schon ansehnlich hohen Gebirgszügen. 2/5 der Gesamtfläche nimmt der Acadia National Park ein mit 200km Wanderwegen und mehreren Campgrounds. Sehr positiv überrascht waren wir von dem Küstenstädtchen Bar Harbor. Wir wollten auf der Weiterfahrt mal schauen, ob es sich lohnt. Denn bisher haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es in Ortschaften und Kleinstädten außer ein bis drei Kirchen verschiedener Religionsgemeinschaften und – vielleicht – einer Tankstelle NICHTS gibt. Kein Einkaufsladen, keine Bäckerei, erst recht kein Café. Eingekauft wird in Einkaufszentren, wo dann Supermärkte, Baumärkte und alle möglichen Restaurantketten vertreten sind. Eine Bäckerei-Theke in einem Super- oder Baumarkt, so wie es in Deutschland absolut üblich ist, sucht man aber auch hier vergebens, sehr zu unserem Leidwesen! Nette Geschäfte? Fehlanzeige! Straßencafés? Sehr selten und wenn, dann mit Pappbechern und Kuchen in Folie oder einer Tüte, auch wenn klar ist, dass man sich zum Verzehr in das Lokal oder auf die Terrasse setzt. Etwas bösartig könnte man sagen, dass sie keine Kultur haben, die Amerikaner! Schon die kurze Durchfahrt Bar Harbors versprach, dass es sich lohnen würde, einen Parkplatz zu suchen. RV-Plätze etwas außerhalb waren ausgewiesen und so starteten wir zu einem ausgiebigen GESCHÄFTEBUMMEL!!! Das hatten wir seit Halifax nicht mehr!
Ein Geschäft am anderen, die ganze lange Hauptstraße bis zum Hafen hinunter! So etwas gibt es hier wirklich nicht oft und wenn, dann sind es mal 5 bis höchstens 10 Geschäfte. Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man an europäische Verhältnisse denkt. Fußgängerzonen gibt es gar nicht! Wir waren recht früh dran (10:30!) und es war noch nicht überlaufen, aber schon deutlich gut besucht. Ein Kreuzfahrtschiff lag in der Bucht vor Anker, das erklärte einiges.
Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, betraten wir das erste einladend aussehende bistroähnliche Lokal. Der Eis-Kaffee war im Plastikbecher, der Milchkaffee im Pappbecher und der Kuchen? In der Tüte!
written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.