Geplant war von Québec aus die Weiterfahrt den Sankt-Lorenz-Strom entlang Richtung Mündungsdelta zum Atlantik, und zwar auf der Québecer Seite. Die ist nicht so touristisch ausgeprägt wie die andere Seite des Flusses. Wir wollten später irgendeine der Fähren über den Strom nehmen.
Der Campingplatz am Ende der ersten Tagesetappe entpuppte sich auch wieder als rappelvoll und wieder bekamen wir nur noch mit Mühe einen Platz. Und hier sprach man an der Rezeption nur noch ein paar Brocken englisch. Wir wurden von zwei älteren Damen empfangen, unser Anliegen konnte ich auf französisch vortragen, die Frage, die uns daraufhin gestellt wurde, verstanden wir allerdings nicht mehr. Die Rezeptionistin nahm einen Zettel und schrieb darauf “15 ampère?”. Das sollte bedeuten, ob wir strommäßig damit auskommen würden. Oui, oui! Wir durften auf die Zeltwiese fahren, dort war noch genau ein Platz frei. Dummerweise lag er genau neben dem Pool und der Hüpfburg. Poolgeräusche sind ja üblicherweise schon heftig, aber das dumpfe Geräusch der springenden und Salto schlagenden Kinder und Jugendlichen übertrifft alles! Glücklicherweise wurde um 21 Uhr die Luft abgelassen, der Pool geschlossen und ab da war himmlische Ruhe!
Am nächsten Tag frühstückten wir, wie immer auf der Fahrt, an einem hübschen Rastplatz mit Blick auf den Sankt-Lorenz-Strom. Dort waren mehrere Infotafeln angebracht, die uns neugierig machten. Wenige Kilometer weiter zweigte eine Straße ab und führte in die Berge auf den Rivière Saguenay zu. Das ist ein Fjord aus der letzten Eiszeit, der bei Tadoussac in den Fleuve Saint-Laurent mündet. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, ihn zu überqueren, unten bei Tadoussac per Fähre oder, nach 165km, bei Saguenay über eine Brücke. Wir hatten eigentlich die Fähre nehmen wollen, aber die Infotafeln verleiteten uns zu der zweiten Variante. Außerdem hofften wir, dass der Touristentrubel dort oben in den Bergen weniger sein würde.
Die Entscheidung erwies sich schon nach wenigen Kilometern als richtig! Mischwälder wie in den White Mountains, aber die Berge nicht ausschließlich grün, sondern mit schroffen Felskanten. Und immer wieder die hübschesten Bergseen, die man sich nur vorstellen kann! Von winzig bis riesig, oft stand nur ein einziges Haus am Ufer. Kanada, so wie man es aus den Touristikkatalogen oder den Dokumentarsendungen im Fernsehen kennt.
In Saguenay fuhren wir den Campingplatz “Au jardin de mon père” an. Ein netter Name, im Garten meines Vaters muss man sich ja wohlfühlen. In der Rezeption zwei junge Frauen, französischsprachig! Rudimentäre Englischkenntnisse waren zwar vorhanden, aber sie entschuldigten sich gleich, dass ihr Englisch nicht so gut sei. Wir sagten, dass unser Französisch auch nicht so gut sei und unterhielten uns erfolgreich zweisprachig. Die eine sprintete los, um nachzuschauen, ob ein bestimmter Platz noch oder schon frei war und wir bekamen den letzten Platz auf der Zeltwiese! Rundherum glückliche kanadische Familien mit Kindern, aber zum Glück weder Pool noch Hüpfburg! Interessant ist, dass wir seit Québec nicht mehr von den Nachbarn angesprochen werden. Gegrüßt wird noch, aber auch schon sehr viel verhaltener, aber dann geht man offenbar davon aus, dass wir sicher kein französisch sprechen und auf englisch kann oder will man sich nicht unterhalten. Genauso wie in Frankreich! Dass es so ausgeprägt sein würde, hätten wir nicht gedacht und dass nicht alle jungen Menschen automatisch zweisprachig aufwachsen, finden wir absolut erstaunlich und auch unverständlich. Man muss es sich einmal vorstellen, da leben Menschen in einem überwiegend englischsprachigen Land und nur, weil ihre Vorfahren vor 400 Jahren einmal dort ansässig wurden und verständlicherweise ihre Sprache und ihre Kultur bewahren wollten, sprechen sie auch heute immer noch nach Möglichkeit nur französisch. Und offenbar gibt es gerade unter den Älteren viele, die nicht nur kein englisch sprechen wollen, sondern es effektiv nicht können. Gut, die kämpferischen Auseinandersetzungen mit den Engländern um territoriale Ansprüche und die Vertreibung der Akadier tun sicher ihr übriges dazu, aber etwas befremdlich wirkt es auf uns schon, zumal das Staatsoberhaupt von Kanada ja immer noch Königin Elizabeth II ist.
Wir blieben zwei Nächte, wollten eigentlich noch eine Tagesfahrt zum noch weiter im Landesinneren liegenden Lac Saint-Jean machen, aber es wurde noch einmal so heiß, dass wir nur die Füße in den benachbarten River steckten und uns ansonsten im Schatten rumdrückten und den Nachbarkindern beim Spielen zusahen.
Am nächsten Tag fuhren wir in Saguenay über die Brücke und auf der Ostseite des Fjordes wieder nach Tadoussac zurück. Wieder ging es durch Wälder, die ständig von Seen durchsetzt waren. Sehr schön!
written by Ingrid
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