Der “Goldene Arm”-See (Bras d’Or Lake)

Wir fuhren auf den Lakefront Campground in Baddeck. Der Platz liegt oberhalb des Sees und ist terrassenförmig angelegt. Das bedeutete für uns allerdings, dass wir nicht ganz unten in Seenähe stehen konnten, weil das bei Regen wieder gefährlich für unseren Transformator geworden wäre. Für die nächste Nordamerikareise muss da eine andere Lösung her! Uns schwebt ein zu öffnender und belüftbarer, wasserdichter Kasten vor, der an der Heckleiter eingehängt werden kann. Von dem ersten ebenen Platz sahen wir an den Nachbarn vorbei auf einen kleinen Teil dieses riesigen (doppelt so groß wie der Bodensee!) Binnengewässers, das den Mittelteil von Cape Breton Island bildet. Bei der Namensgebung muss es sich um Weißgold handeln, denn meistens glitzert der See silbern.

Lakefront CampingBras d'OrBras d'OrBras d'Or Bras d'OrBras d'OrBras d'OrBras d'Or

Wir beschlossen, auf dem Lakefront Campground stehenzubleiben und von hier aus bei schönem Wetter Tagestouren um den See zu fahren. Dass wir die Umrundung nicht am Stück machen konnten, war bei diesen Ausmessungen klar. Der Bras d’Or hat an zwei Stellen schmale Zugänge zum Atlantik und damit leichte Gezeitenwechsel, im Süden bei St. Peter’s wurde sogar ein Kanal gebaut, da es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts kommerziellen Schiffsverkehr gab und auch die Versorgung der Bevölkerung nur per Schiff möglich war. Der See teilt sich in einen großen, zusammenhängenden Südteil und einen in drei Arme aufgeteilten Nordteil, verbunden durch einen nur 1km breiten Durchfluss, der heute von einer Straßenbrücke und einer stillgelegten Eisenbahnbrücke überspannt wird. Entstanden ist er in der letzten Eiszeit vor etwa 10000 Jahren und er war bis vor 4500 Jahren ein vom Meer abgetrennter Süßwassersee. Der schnellste Zugang für uns war über eine kleine Fähre nach Little Narrows.

Cape Breton Island (Karte)Bras d'Or (Karte)FähranlegerFähreEisenbahnbrücke

Der Bras d’Or hatte große kulturelle Bedeutung für das Volk der Mi’kmaq und viele leben immer noch hier in Reservaten. Man erkennt beim Durchfahren sofort, wo Akadier (nicht nur an den Sternen), wo schottisch/irischstämmige Kanadier und wo First Nations leben. Bei den Akadiern ist es eindeutig am aufgeräumtesten und am stilvollsten, die “Bretonen” haben Golfrasen und bei den Mi’kmaq liegt das gesamte Besitztum, heil oder kaputt, rund um das Haus verteilt. Sie nannten den See Pitu’pok (ungefähre Übersetzung „Salzwasser“).

Bras d'Or Lake

Die Umgebung des Sees besteht aus Wäldern, Hügeln und niedrigen Bergen. Wenn man den Anspruch hat, den gesamten See zu umrunden, fährt man streckenweise nur noch auf gravel roads mit dicht gestreuten Schlaglöchern. Wenn man den Wunsch nach einem halbwegs sauberen Fahrzeug hat, sollte man hier nicht fahren, wenn es am Tag zuvor geregnet hat! Wer einen Eindruck von den Straßenverhältnissen bekommen möchte, kann sich das Video anschauen!

mud car


 
Die Wälder haben den Nachteil, dass man oft zwar direkt am See fährt, ihn aber nicht sieht. Dafür sahen wir aber den ersten sich verfärbenden Baum und unseren ersten Weißkopfseeadler und einen Bieber, der direkt vor uns die Straße überquerte!!! Ein Foto gibt es leider nur von Ersterem. 

Vorbote des Indian Summers

Dreimal fuhren wir an einem hübschen Holzhaus vorbei, das zum Verkauf stand. Ideale Größe, ideale Lage mit Blick auf den See, Nachbarn vorhanden, aber weit genug weg. Wollten wir ein Haus und das auch noch in Kanada, das wäre es gewesen! Dagegen sprach allerdings in erster Linie, dass es sich um das ehemalige Schulhaus handelte und wenn sich herumgesprochen hätte, dass zwei pensionierte Lehrerinnen aus Germany dort eingezogen sind, hätten uns die Nachbarn sicher aus Bequemlichkeitsgründen jeden Tag ihre schulpflichtigen Kinder vorbeigeschickt! Zwinkerndes Smiley

Schulhaus

Wir unternahmen drei Tagestouren mit 328km, 156km und 301km!!!

Jetzt gibt es keinen weiteren Text mehr, die nachfolgenden Fotos erzählen mehr als ich es vermag.

Bras d'Or Lakeeiner der Durchgänge zum AtlantikFrühstücksplatzBras d'Or LakeBras d'Or LakeBrücke über den nördlichen Zugang zum AtlantikBras d'Or LakeBras d'Or Lake Bras d'Or LakeBras d'Or LakeBras d'Or LakeBras d'Or LakeBras d'Or LakeBras d'Or LakeBras d'Or Lake

written by Ingrid
photos and video taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

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Cabot Trail

Cape Breton Island Unser nächstes großes Ziel war Cape Breton Island, der nordöstliche Ausläufer von Nova Scotia. Der Name Nova Scotia oder Neuschottland besagt schon, wo die ersten, nicht französischen, Siedler herkamen. Auf Cape Breton Island ist es ebenso, außerdem siedelten hier Iren an und die von den Engländern vertriebenen Akadier. Schotten und Iren sprachen gälisch und um 1850 war gälisch nach englisch und französisch die dritthäufigste Muttersprache im britischen Teil Nordamerikas. Inzwischen ist die gälische Sprache fast ausgestorben, aber man bemüht sich offensichtlich, sie wiederzubeleben. Es gibt nicht nur eine Sprach-Akademie, sondern sämtliche Straßenschilder der Insel sind auf englisch und auf gälisch!

Straßenschild auf gälisch

Seit 1955 ist die Kap-Breton-Insel durch den Canso Causeway, einen Damm, mit dem Festland verbunden. Der führt über die Strait of Canso, die an ihrer engsten Stelle nur rund 770 Meter breit ist. Cape Breton Island besteht aus felsigen Küsten, hügeligem Grasland, Gletschertälern sowie Bergen und Hochebenen. Dominiert wird die Landschaft der Insel durch das riesige Bras d’Or-Seensystem und die Cape Breton Highlands, letztere geologisch ein Ausläufer der Appalachen.

Wir blieben zunächst an der Westküste, holten uns Infomaterial an der ersten Touristeninformation und beschlossen, in Judique etwas über die traditionelle Fiddle-Musik zu erfahren. In dem dortigen „Celtic Music Interpretive Centre” sollten ständig wechselnde Künstler auftreten und gleichzeitig konnte man dort essen. Das Restaurant war gut besucht, es spielte ein Duo, Geige und Klavier. Wir wurden an einen Sechser-Tisch geleitet, an dem schon ein Paar saß, suchten uns ein Gericht aus – und dann passierte nichts mehr. Die Kellnerinnen liefen schwer beschäftigt hin und her, ignorierten uns geflissentlich, kein Blick, kein Wort. Nach 15 Minuten beschlossen wir, dass wir lieber draußen auf dem Parkplatz in Boxi frühstücken. Einen Eindruck von der Musik hatten wir bekommen, die Musikgruppe, die wir bei unserem Besuch des akadischen Freilichtmuseums in Bouctouche erlebt hatten, hatte uns viel besser gefallen.

Nach dem Frühstück fuhren wir über Upper Margaree und Southwest Margaree nach Margaree Forks. Von dort hätten wir in’s Landesinnere nach North East Margaree, Margaree Valley und Margaree Centre abbiegen können, wir entschieden uns aber weiterhin für die Fahrt Richtung Küste über Margaree nach Margaree Harbour. Dort beginnt der legendäre Cabot Trail, eine Ringstraße von ca. 300 km Länge, die als Panoramastraße 1932 fertiggestellt wurde und als eine der schönsten in Nordamerika gilt.

Cabot TrailCabot TrailCabot Trail

Auf halber Strecke zur Nordspitze begannen die Serpentinen mit interessanten Ausblicken auf die Steilküste. Offenbar überschätzen einige Autofahrer sich oder ihr Fahrzeug, denn ein PKW lag im Straßengraben und einer hatte ganz frisch sein Auto gegen die Leitplanke vor dem Abgrund gesetzt. Die hatte zum Glück standgehalten, aber der PKW war vorne dermaßen beschädigt, dass er wohl nur noch verschrottet werden konnte. Jetzt wussten wir, warum der Polizeiwagen mit heulender Sirene an uns vorbeigefahren war, als wir an einem Lookout standen.

Cabot TrailCabot Trail

Der gesamte obere Teil ist der Cape-Breton-Highlands-National Park, ein Naturschutzgebiet, und von der Westseite zur Ostseite fährt man über viele Kilometer an einem Riesengebiet absolut unberührter Natur vorbei. Dort gibt es keine Straße und keinen Wanderweg mehr, nur dichten, undurchdringlichen Wald. Dort leben unbehelligt all die Elche, Schwarzbären, Weißkopfseeadler, die sich bisher vor uns versteckt haben.

Cabot TrailCabot TrailCabot TrailCabot Trail

Wir wollten diese spektakuläre Höhenstraße nicht an einem Stück “abhaken”, außerdem waren uns 287 Fahrkilometer für einen Tag mehr als genug. Ganz oben rechts in der Ecke gab es einen kleinen Campground mit einem witzigen Namen: “Hideaway Campground”. Das hätte uns zu denken geben sollen, denn ein Mobilfunknetz gab es hier oben nicht mehr und die WLAN-Strahlen versteckten sich ebenfalls im Wald! Eigentlich wollten wir einen Ruhetag einlegen, aber die Wetter-App sagte nur noch für den nächsten Tag gutes Wetter voraus. Den Platz seinem Namen gemäß als Zufluchtsort bei schlechtem Wetter zu benutzen, behagte uns aber auch nicht wirklich, also schauten wir einmal in’s Tal, ließen uns beim Sonnenuntergang von Mücken anknabbern und fuhren am nächsten Morgen weiter, wieder talwärts.

Hideaway CampgroundHideaway CampgroundHideaway CampgroundFix und Boxi verstecken sichFix und Boxi verstecken sich

Diese Seite, die östliche, war noch eindrucksvoller, sie ist aber auch doppelt so lang. Immer wieder gab es Ausweichstellen und der Blick von oben auf das Meer ist einfach atemberaubend!

Cabot TrailCabot TrailCabot TrailCabot TrailCabot Trail

Wir waren fast traurig, als wir wieder unten waren. Aber wir wollten ja noch eine Weile auf Cape Breton Island bleiben. Vor allem der Bras d’Or Lake (“Goldener Arm”-See) hatte es uns angetan.

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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Letzter Tag auf P.E.I.

Um 13:30 Uhr ging die Fähre von Wood Islands/Prince Edward Island nach Pictou/Nova Scotia. Wir hatten also noch genug Zeit, um den (WARNUNG: Wer schon nur beim Lesen des Wortes Leuchtturm die Augen rollt, sollte ab hier diagonal lesen oder abbrechen!!!) Smiley mit geöffnetem Mund Leuchtturm von Wood Islands zu besuchen, der mir in meiner Sammlung noch fehlte. Ihr fragt euch, warum uns/mich Leuchttürme so faszinieren? Zunächst einmal lieben wir das Meer, sind beide Schifflesfahrer, wie die Schwaben sagen. Ein Leuchtturm als Wegweiser und Warner vor Gefahren auf dem Weg (des Lebens) in Dunkelheit und unbekanntem Terrain hat etwas Tröstliches, Hoffnungsvolles, Vertrauensvolles. Eine schöne Vorstellung jedenfalls. Dazu kommt hier in Nordamerika, dass es außer der teilweise wirklich grandiosen Landschaft nicht viel gibt. Es gibt die verschiedenen Holzhäuser, es gibt jede Menge Holzkirchen und es gibt Leuchttürme. Ich hätte mich auch auf das Fotografieren von Kirchen verlegen können, aber da es hier so viele davon gibt, erschien mir das nicht so verlockend. Obwohl manchmal sehr hübsche darunter sind. Darüberhinaus hat für mich, im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, eine Kirche nichts Tröstliches, Hoffnungsvolles, Vertrauensvolles. Deswegen die Leuchttürme. Smiley

Der von Wood Islands liegt direkt neben dem Fährhafen. Wir stellten Fix und Boxi, nachdem wir unsere Fährpassage am Kassenhäuschen bezahlt hatten, ganz vorne auf die Spur der unreservierten Fahrzeuge. Es ist eine große Fähre, also bestand keine Sorge, dass wir nicht mitgenommen würden. Man bezahlt ja erst, wenn man die Insel wieder verlässt, und zwar denselben Betrag, egal ob man jeweils die Brücke oder die Fähre nimmt. Für uns waren es 76 CAD, also ca. 51 Euro. Zum Leuchtturm konnte man aus dem Gelände des Fährterminals durch ein Tor gelangen, sodass wir zu Fuß gehen konnten. Wir sahen vier Leuchttürme! Ein ganzes Leuchtturmensemble. Besser ging es ja nun nicht. Und das alles bei Sonnenschein und blauem Himmel!

FährhafenFährhafenWood IslandsWood IslandsWood IslandsWood IslandsWood Islands LighthouseWood Islands LighthouseWood Islands LighthouseWood Islands LighthouseWood Islands Lighthouse

Wood Islands Sehr zufrieden liefen wir zurück. Das kleine Restaurant hatte saisonbedingt leider schon geschlossen, aber es gab noch eine Caféteria. Dort hätte es sogar Kaffee und Kuchen gegeben, aber Kuchen zum Frühstück wollten wir nicht. Dann doch lieber Fish ‘n Chips! Hier hörten wir einige deutsche Töne und kamen auch in’s Gespräch mit bedauernswerten deutschen Touristen, die nach wenigen Wochen jetzt wieder zurück nach Deutschland mussten. Irgendwann kam die Fähre, irgendwann waren alle Fahrzeuge von Bord, irgendwann durften wir dann auch mal der langen Schlange derer mit Reservierung folgen. Dafür konnten wir dann in der LKW-Spur bis ganz nach vorne fahren, ein Arbeiter sicherte Big Fix mit einem Keil und wir gingen an Deck.

FährfahrtFährfahrtFährfahrtFährfahrt

Es war sehr windig und auch nicht besonders warm, aber wir blieben während der ganzen Überfahrt draußen, sahen zu, wie P.E.I. immer weiter hinter uns verschwand und wie die Küste von Nova Scotia immer näher kam. Eine Stunde sollte es dauern. Auf halber Strecke wurde der Motor gestoppt, das Schiff dümpelte vor sich hin. Waren wir vorher fast allein an Deck gewesen, kamen jetzt plötzlich Unmengen an Passagieren raus. Ein paar Bedienstete auch, die wirkten aber völlig entspannt und machten auch keine Anstalten, die Rettungsboote klar zu machen. Wir fragten später unter Deck, was der Grund gewesen sei, aber man wusste es auch nicht. Der Ingenieur hätte Anweisung gegeben, die Maschine zu stoppen. Wir kamen mit einen halben Stunde Verspätung an. Und weil wir in der LKW-Spur und ganz vorne standen, durften wir als Allererste von Bord fahren!!! Das hatten wir auch noch nie!

FährfahrtFährfahrtFährfahrtFährfahrtFährfahrt

Ich hatte zwar zugestimmt, zugunsten der Fährüberfahrt auf 200km Küstenlinie Nova Scotias zu verzichten, bat aber darum, auf der Fahrt zu unserem nächsten Campingplatz nicht den direkten Weg zu nehmen, sondern den Umweg über das Cape George. Dort gab es natürlich wieder einen Leuchtturm! Es hätte sich aber auch ohne ihn gelohnt!!!

Cape George LighthouseCape George LighthouseCape George LighthouseCape GeorgeCape George

Der Campingplatz in Antigonish war schon fast leer, das Städtchen machte im Vorbeifahren einen ganz netten Eindruck und wir bezahlten in der Rezeption zwei Nächte. Es wird hier IMMER vorher bezahlt und wir legen uns in der Regel nie länger als für höchstens zwei Nächte fest, damit wir, falls es uns nicht gefällt, wieder fahren können. Verlängern ist nie ein Problem. Hier wollten wir die Gelegenheit nutzen und endlich mal zum Friseur gehen. Uschi fragte in der Rezeption nach und erfuhr, dass überall nur mit Terminvergabe gearbeitet würde. Lediglich im außerhalb liegenden Einkaufszentrum gäbe es einen Friseurladen ohne. Wir marschierten hin, hatten Glück, kamen sofort dran und erkannten uns danach noch – oder wieder – wieder. Das Einkaufszentrum war total ausgestorben und nicht sehr einladend. Das Städtchen, eine Universitätsstadt sogar, bot dann auch weniger als erhofft und wir waren schnell durch. Einen Kaffee hätten wir gewollt, ein Stück Kuchen vielleicht. Es gab wieder ein Lokal, das sich Café nannte, es entpuppte sich dann als ganz normales Speiselokal. Kuchen gab es natürlich keinen, nicht einmal die sonst überall verfügbaren Cookies, einen Kaffee bekamen wir aber trotzdem, sogar in Porzellanbechern!!! Laut lachen

Antigonish Whiddens CampgroundAntigonishAntigonishAntigonishAntigonish

Auf dem Gelände innerhalb und außerhalb des Campgrounds stehen sehr viele große Mobilheime. Uns interessierte, wie sie wohl von innen aussehen, Wir liefen bei einem, das unbewohnt aussah, an das große Frontfenster und sahen der Frau, die darin lebte, direkt in die Augen! Wir entschuldigten uns mit einer Handbewegung und gingen weiter, aber schon war sie an der Tür und fragte nach unserem Begehren. Aber natürlich dürften wir reinkommen, sie habe nur bedauerlicherweise ihr Bett nicht gemacht. Wir wurden durch alle Räume geführt, Wohnzimmer, Küchenzeile, Essecke, ein Zimmer nur für die Katze (oder für Besuch), ein Badezimmer, ein Schlafzimmer, alles aufgereiht an einem langen Flur. Die Einrichtung typisch amerikanisch, dunkles Holz, plüschige Sessel, flauschige Teppiche. Die Katze, eine Siam, wurde gerade gebürstet. Seit 1973 würde sie schon hier leben, erzählte sie uns, nach dem frühen Tod ihres Mannes sei sie mit ihren Kindern hierher gekommen und jetzt lebe sie nur noch mit ihrer Katze. Sie sei jetzt über 70 und es sei in Ordnung so für sie. Mehr Wohnraum brauche sie nicht, auch keine Waschmaschine und keinen Trockner, obwohl im Flur Platz und die Anschlüsse vorhanden seien. Die Anschaffung sei ihr zu teuer und sie könne ja die Geräte des Campingplatzes benutzen. Wir hatten den Eindruck, dass sie sich über den unverhofften Besuch richtig gefreut hat. Am nächsten Tag fragte ich in der Rezeption mal nach, was die Miete eines solchen Objektes pro Monat kostet und war dann doch etwas überrascht. 950 kanadische Dollar, also etwa € 643 für ca. 40qm, erscheint uns nicht gerade preiswert. Zwar inklusive aller Nebenkosten, aber ohne ein Fitzelchen Grün rundherum, auf Betonboden und zum Nachbarmobilheim eine PKW-Breite Abstand. Und in der Stadt nicht einmal ein gemütliches Café, wo man sich mal mit jemandem treffen oder unterhalten kann! Keine Ahnung, wie die Amerikaner das aushalten? Das nachfolgende Foto zeigt ein (viel hübscheres) Mobilheim innerhalb des Campingplatzes, die Inhaber haben es gekauft und sie zahlen “nur” die Pacht des Grundstücks in Höhe von umgerechnet etwa 100 Euro/Monat zuzüglich aller Nebenkosten.

AntigonishAntigonish

Wir haben Prince Edward Island ziemlich abgegrast, wie ihr an folgendem Foto sehen könnt. Und diesmal gibt es das Etappenfoto auch sofort! Zwinkerndes Smiley

unsere Routen auf P.E.I.

unsere Etappen auf P.E.I.

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Points East Coastal Drive (Teil 3)

Schweren Herzens verabschiedeten wir uns und verließen diesen Campground, der uns in ein paar Tagen mehr an’s Herz gewachsen war als die meisten anderen. Wirklich wehmütig fuhren wir weiter bzw. zurück. Wir hoffen, hierhin noch einmal zurückkehren zu können, in unserem Alter weiß man das ja nicht mehr sicher. Ja, auch jüngere Menschen können versterben, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht so groß. Also hoffen wir mal!

Campbells Cove

Wir hatten zwei Möglichkeiten, Prince Edward Island wieder zu verlassen. Entweder wieder über die Confederation Bridge, über die wir gekommen waren oder mit der Fähre von Wood Islands aus rüber nach Pictou in Nova Scotia. P.E.I. zu Nova Scotia Eigentlich wollten wir wieder über die Brücke, aber nur, um die uns noch fehlende Küstenlinie von Nova Scotia komplett abfahren zu können. Dafür hätten wir aber noch einmal durch den gesamten Mittelteil von P.E.I. fahren müssen, eine Strecke, die wir schon auswendig kannten. Wir konnten also rund 300km einsparen, wenn wir auf 200km Küstenlinie Nova Scotias verzichteten. Uschi ist das alles nicht so wichtig wie mir, ich bin ja der Sammler! Ich erklärte mich einverstanden unter der Bedingung, dass wir noch ein kleines Stück weiter fahren als nur bis zur Fähre, denn ich wollte unbedingt noch den (WARNUNG: Wer schon nur beim Lesen des Wortes Leuchtturm die Augen rollt, sollte ab hier diagonal lesen oder abbrechen!!!) Smiley mit geöffnetem Mund Leuchtturm am Point Prim fotografieren. Das hatte hauptsächlich den Grund, dass ich ein Faltblatt über alle 63 Lighthouses der Insel besaß, in dem 8 per Foto dargestellt waren. Vier davon fehlten mir noch, zwei würden wir auf der Fahrt bis zur Fähre anfahren können, der 3. war direkt an der Fähre. Also hätte nur der von Point Prim gefehlt und das ging gar nicht!!! Cooles Smiley

LighthousesLighthousesLighthouses

Points East Coastal DriveWir querten also die Insel von Campbell’s Cove wieder hinüber nach Souris und folgten dem Points East Coastal Drive auf der östlichen Seite. Der führt, wie man auf der Karte sehen kann, um mehrere Flussmündungen herum. Nicht immer fährt man direkt am Wasser oder sieht es nicht, weil es auch hier viel Wald gibt. Wir fanden aber trotzdem wieder einen schönen Frühstücksplatz am Yachthafen von Cardigan.

Frühstücksplatz

Den Abstecher nach Georgetown haben wir uns gespart, da wir für den ersten Leuchtturm noch einen kleinen Abstecher auf die Panmure-Halbinsel machen mussten. Es lohnte sich, sowohl der Leuchtturm, der gerade fresh painted war als auch der Ausblick von oben über das Meer.

Panmure Head LighthousePanmure Head LighthousePanmure Head LighthousePanmure Head Lighthouse (5)Panmure Head Lighthouse (6)

Von Murray Harbour North gibt es leider keine Fähre oder Brücke nach Murray Head, sodass wir das ganze Mündungsgebiet des Murray River wieder umfahren mussten. Aber auch das hat sich gelohnt, nicht nur die Fahrt war schön, auch das Lighthouse von Cape Bear. Okay, nicht so schön wie das von Panmure, aber der Ausblick von hier auch wieder toll.

Cape Bear LighthouseCape Bear LighthouseCape Bear Lighthouse

Den Leuchtturm von Wood Islands ließen wir aus, den würden wir ja noch zu sehen bekommen, wenn wir mit der Fähre übersetzen würden. Also fuhren wir durch bis zum Point Prim. In einem Vorgarten sahen wir einen interessanten Baum. Smiley

Bojenbaum Bojenbaum (2)

Das Point Prim Lighthouse ist von seiner Form her wieder eher ein Leuchtturm, wie wir ihn aus Deutschland oder Dänemark kennen. Groß, imposant und schön weiß lackiert, so steht er auf seinem Kap. Er ist der älteste Leuchtturm von P.E.I. und verrichtet seit 1845 seinen Dienst. Er besteht, im Gegensatz zu seinen rein hölzernen Brüdern, aus Mauersteinen, die mit Holzschindeln verkleidet sind. Sein Licht war das erste, das die “Väter der Konföderation” sahen, als sie 1867 mit dem Dampfschiff nach Charlottetown zur Konferenz über die Gründung Kanadas fuhren.

Point Prim LighthousePoint Prim LighthousePoint Prim Lighthouse

Danach fuhren wir nur noch wenige Kilometer bis Eldon und blieben dort eine Nacht auf dem Lord Selkirk Campground. Nicht nur der Name wirkt sehr vornehm, es gab auch einen angeschlossenen Golfplatz. Es gab zum Glück auch genug freie Plätze und so konnten wir direkt hinter unserer Parzelle ein paar Schritte bis zur Steilküste gehen und (nicht nur) den Sonnenuntergang genießen.

Lord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk CampgroundLord Selkirk Campground

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Points East Coastal Drive (Teil 2)

Nein, wir haben – natürlich – nicht nur Eis gegessen, am Fire Pit gesessen, Pepper gekrault und romantische Sonnenuntergänge betrachtet! Wir haben – natürlich – auch die Gegend erkundet, das ist ja unser Hauptanliegen. So fuhren wir zunächst quer über die hier nur noch ca. 15km breite Insel nach Souris, ein kleines Städtchen und hier oben die einzige Möglichkeit, einzukaufen oder zu tanken. Außerdem geht von hier die Fähre zu den 138km entfernten Îles de la Madeleine, die im Sankt-Lorenz-Golf liegen. Wir hatten das Glück, sie gerade einlaufen zu sehen, als wir am Leuchtturm von Souris standen. Es war sehr stürmisch und da es eine RoRo-Fähre ist, musste der Kapitän sein Schiff gegen den Wind “auf dem Teller” drehen. Das ging zwar im Zeitlupentempo, aber es war zu erkennen, dass er das nicht zum ersten Mal machte.

Souris East LighthouseSouris East LighthouseSouris East Lighthouse  
Das Souris Lighthouse, gebaut 1880, wechselt öfter mal seinen Standplatz, so wie wir auch. Zwinkerndes Smiley Prince Edward Island verliert jedes Jahr einen Meter seiner Küste durch Erosion und da Leuchttürme halt immer ganz vorne stehen, müssen sie ab und zu mal versetzt werden. In Souris hat man das Leuchtturmwärterhaus dann gleich separiert, da der Leuchtturm inzwischen automatisiert war und hat einen Souvenirladen darin untergebracht.

Souris East LighthouseSouris East LighthouseSouris East LighthouseSouris East LighthouseSouris

Weiter ging es nach Norden Richtung East Point. Wir kamen an Basin Head vorbei und hielten hörten Ausschau nach den singenden Sandstränden, den Singing Sands. Wir fanden den Zugang, wir fanden viel Sand, aber Gesang hörten wir nicht! Vielleicht lag das ja daran, dass das Meer so laut und stürmisch war!?

Singing Sands

Also East Point! Hier gibt es (WARNUNG: Wer schon nur beim Lesen des Wortes Leuchtturm die Augen rollt, sollte ab hier diagonal lesen oder abbrechen!!!), also es gibt hier einen Leuchtturm. Verliebt Er wurde sogar gerade renoviert und man konnte schön den Vorher-Nachher-Effekt sehen.

East Point LighthouseEast Point LighthouseEast Point LighthouseEast Point Lighthouse

Es gab auch ein Café!!! Wie praktisch, dass gerade Kaffeezeit war. Aber wieder einmal zu früh gefreut! Ja, Kaffee gab es, den üblichen amerikanischen (Plörre) und Kuchen gab es sogar auch, zwischen drei Sorten konnte man laut Verkaufschild aussuchen. Ich entschied mich für Käse-Apfel-Kuchen. Zwei Dollar sollte er nur kosten! Der Gastraum “gemütlich” wie immer, aber wenigstens mit Blick auf das Meer. Und jetzt seht ihr, wie ein Sonntagsnachmittagskaffeetrinken in Nordamerika aussieht! Beachtet bitte die Größenverhältnisse!!!

East Point Lighthouse

Ja, er hat sogar geschmeckt, der Kuchen. Trotzdem war ich mal wieder leicht frustriert! Wir fuhren an der nördlichen Küste die 15km bis zu unserem Campbell’s Cove Campground (nette Homepage, wir standen auf Platz 12) zurück, vorbei an North Lake Harbour, einem kleinen Fischereihafen.

North Lake HarborNorth Lake Harbor

Wer noch einen weiteren Eindruck bekommen möchte von diesem wirklich netten kleinen Campingplatz, der zu unseren absoluten Favoriten gehört, dem empfehlen wir ein 5 Minuten kurzes YouTube-Video (nicht von uns!).

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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

VERGESSEN!!!

Wir haben vergessen (es ging im Urlaubs- und Blogstress unter!!!), dass wir ja noch ein paar Reisegebietsübersichtskarten NICHT veröffentlicht haben! Und dabei hat Uschi sich sooo viel Arbeit damit gemacht und die (blöde) Admin verkramt sie einfach auf ihrem Computer!!!

mea culpa Verlegenes Smiley
mea culpa Verlegenes Smiley
mea maxima culpa Verlegenes SmileyVerlegenes SmileyVerlegenes Smiley

BITTE klickt auf die nachfolgenden Links!!!

Québec

New Brunswick (Teil 2)

Campbell’s Cove Campground

Wir waren begeistert!!! Der Campground verfügt nur über etwa 40 Sites, Dauercamper mit eingerechnet, aber da es inzwischen Nebensaison ist und sich nach hier oben sowieso nicht viele Urlauber und erst recht keine Touristen verirren, waren genügend Plätze frei. Außerdem würde in zwei Wochen Saisonende sein. Wir äußerten, wie immer, unseren Wunsch nach einem Platz mit Meerblick UND Wifi. Ersteres ging, zweiteres nicht. Der Internetanbieter sei nicht in der Lage, eine zufriedenstellende Leistung zu liefern und es gäbe nur den einen. Wifi sei nur direkt an der Rezeption verfügbar. Das sagte uns eine nette junge Frau, die, wie sich später herausstellte, zusammen mit ihrer Cousine den Campingplatz ihres Onkels betreibt. Der hatte den Platz vor 10 Jahren übernehmen können, als er als Provincial Parc aufgegeben wurde.

Rezeption

Schilderbaum Sofort fielen uns nette Kleinigkeiten auf, wie ein Schilderbaum, an denen Touristen auf Treibholz die Kilometerangaben zu ihrer Heimatstadt befestigt hatten. Wir wurden natürlich sofort gebeten, auch ein Schild anzufertigen, die Farben wurden herausgestellt, wir suchten am Strand ein geeignetes Stück Holz und Uschi malte. Die Sache gestaltete sich etwas schwierig, denn die Farbe war nicht mehr sehr geeignet und einen vernünftigen Pinsel gab es auch nicht mehr. Dafür ist das Ergebnis aber richtig gut geworden, wie ich finde. Wir haben uns für München entschieden, Lauterburg kennt ja niemand! Laut lachen

Campbells Cove

"Ohne Eiscreme würde Dunkelheit und Chaos herrschen." Sehr erstaunt waren wir über den Tagespreis. Obwohl wir hier genauso dicht am Wasser standen wie am KOA, kostete der Platz nur halb so viel! Er war nicht kleiner, die Sanitäranlagen waren nicht schlechter, der Strand war um Klassen besser, man konnte sogar richtige Spaziergänge mit Klettereinlagen machen. Und man konnte Eis kaufen! Nicht fertiges aus der Eistruhe, sondern kugelweise. Hier gefiel es uns richtig gut!

 

Campbells CoveCampbells CoveCampbells CoveCampbells CoveCampbells CoveCampbells CoveCampbells CoveCampbells Cove (11)

Das wurde noch besser, als es in der Nacht heftig stürmte und das Meer am nächsten Tag entsprechend aufgewühlt war. Die Wellen kamen in kurzen Abständen und brachen sich in langen Reihen sehr dekorativ direkt vor unserer Nase. Da wir von oben auf das Meer schauten, sah das atemberaubend aus. Kleine Kostprobe gefällig?

Campbells CoveCampbells CoveCampbells Cove

Ich hätte stundenlang in einem der mehr oder weniger bequemen Stühle sitzen können und zuschauen.

Campbells CoveCampbells Cove 

Besuch bekamen wir auch, von Pepper, dem Hund eines Nachbarn außerhalb des Campingplatzes. Pepper schert sich nicht darum, dass Hunde auf Campingplätzen an die Leine müssen und sein Herrchen kümmert das auch nicht. Pepper liebt es, in ausreichendem Abstand an all den angeleinten Hunden vorbei zu spazieren! Er liebt es aber auch, gekrault zu werden! Und er wusste es sehr zu schätzen, dass es bei uns eine extra für ihn gefüllte Wasserschale gab.

Pepper

Als Uschi abends auf unserem Fire Pit kochte, legte er sich neben mich und blieb liegen, während wir aßen, ohne zu betteln!

Ingrid schreibtUschi kocht  Bratkartoffeln mit roter Bete

Das Feuerholz, das wir am Platz kaufen konnten, war von exzellenter Qualität und so gab es abends Fire bis zum Abwinken. Ohne allzu schlechtes Gewissen, denn es handelte sich hier nur um die Abfall(Rinden)stücke, die bei der industriellen Holzverarbeitung anfallen. Und die Sonnenuntergänge waren traumhaft!!!

FireAbendAbendhimmel  Abendhimmel Abendhimmel

Ach ja, Wifi hatten wir (fast) die ganze Zeit IN unserem Mobil!

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Points East Coastal Drive (Teil 1)

Wir hatten Glück mit den direkten Nachbarn auf dem KOA Kampground, sie blieben aus! Dafür waren die auf dem übernächsten Platz etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht nur, dass sie uns ignorierten (wir sind es inzwischen gewöhnt, dass wir freundlichst begrüßt und nach woher und wohin befragt werden), nicht nur, dass der Mann STÄNDIG laut und vernehmlich rülpste, sondern ihr Hund (der uns auch ignorierte) lief mehrere Male auf unserem Platz herum und markierte unsere Feuerstelle sowie die Bäume und Büsche am Rande. Natürlich müssen auch in Nordamerika Hunde auf Campingplätzen IMMER an der Leine sein. Wenn er auch noch einen Haufen bei uns abgelegt hätte, hätten wir uns beschwert, so ließen wir es erst einmal geschehen, man will es sich ja nicht gleich mit den Nachbarn verderben. Und wir mögen ja Hunde! Die Krönung kam dann am zweiten Abend, wir saßen im Dunkeln noch an unserem Fire Pit und schauten den verglimmenden letzten Holzkohlestückchen zu, als Hund und Frauchen direkt bei uns vorbeikamen, wir fröhlich mit “Hallo Ladies, ihr seid ja noch auf!” (wörtliche Übersetzung) gegrüßt wurden und der Hund aufgefordert wurde, vor dem Schlafengehen noch einmal zu pinkeln. Erstauntes Smiley Zugegebenermaßen gab es nur an unserem Platz Büsche, aber sie hätte genauso gut VOR unserem Mobil an den Fahrweg gehen können. Wir waren so perplex, dass uns die Sprache wegblieb! Zum Glück fuhren sie am nächsten Morgen!!!

Wir hatten noch wunderbares Sommerwetter und abgesehen von unseren Ausflügen in die Umgebung genossen wir unseren Platz ohne Nachbarn, den Blick auf’s Wasser und die Sonnenuntergänge. An einem Abend kam ein Ehepaar bis zu uns spaziert, entschuldigte sich dafür und erklärte, dass sie die untergehende Sonne fotografieren wollten, die man nur bei uns um die letzte Tanne herum noch sehen konnte. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch. Ein KOA-Mitarbeiter brachte uns mit seinem Golf-Cart unser in der Rezeption bestelltes Feuerholz, ein anderer kam nur so mal vorbeigefahren, um zu fragen, ob alles in Ordnung und wir zufrieden seien. Jedes Mal ist unser Gespann Thema und alle finden es toll, dass wir so viel Zeit haben, so viel abgefahren und gesehen haben und natürlich freuen sie sich, wenn wir sagen, wie gut uns ihr Land gefällt. Viele der Männer waren als Soldaten mal ein paar Jahre in Deutschland. Auf einem Supermarktparkplatz sprach uns einer sogar in gebrochenem Deutsch an, er war in Rottweil stationiert. Die folgende Unterhaltung war dann allerdings in englisch, da seine Frau sonst wohl nichts verstanden hätte. Wir würden ihren Traum leben, meinte er zum Abschied, sie seien inzwischen zu alt für so etwas. Jüngere Leute, mit denen wir in’s Gespräch kommen, sind immer fassungslos über die Zeitdauer unserer Reise und es wird deutlich, dass sie uns beneiden. Wir sagen dann zum Trost, dass wir dafür auch schon alt sind und sie könnten das alles ja auch noch mal machen, wenn sie wollen. Alle, ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, finden es awesome, faboulus, gorgeous, great, wonderful, fantastic, dass wir unser eigenes Wohnmobil dabeihaben und einige möchten auch wissen, wie teuer das ist. Die meisten Nordamerikaner sind sehr zugewandt, sehr offen, sehr interessiert, sehr begeisterungsfähig und sehr herzlich. Und das ist nicht gespielt, sondern anerzogen oder es liegt ihnen einfach im Blut. Sehr auffallend ist ihre Höflichkeit. Nach jedem Gespräch bedanken sie sich, immer heißt es “nice to meet you” und wenn es besonders nett war, werden wir mit Handschlag verabschiedet. Jeder (Männer sowieso) hält einem die Tür auf und/oder lässt uns vorangehen. Dass man auf einem Fußgängerübergang unter die Räder geraten könnte, ist so gut wie ausgeschlossen. Sogar, wenn man irgendwo sonst Anstalten macht, eine Straße überqueren zu wollen, halten die Autofahrer an und lächeln freundlichst zurück, wenn man sich bedankt. Jeder grüßt und winkt, als ob man sich schon Jahre kennt, egal, ob man bei uns vorbeifährt oder wir beim Kommen und Gehen bei den anderen Campern. Das haut uns immer noch um! Jede Kassiererin, jede Verkäuferin, jede Rezeptionistin, jeder Tankwart fragt als allererstes, wie es einem geht. Das mag eine Floskel sein, aber es ist für den Umgang miteinander sicherlich hilfreich.

Mit Bedauern fuhren wir nach einer Woche auf dem KOA Kampground dann mal wieder weiter. Der gesamte Ostteil der Prinz-Edward-Insel wollte ja noch erkundet werden und den Mittelteil hatten wir inzwischen regelrecht “abgegrast”! Also stand jetzt der Points East Coastal Drive an, erkennbar und gekennzeichnet an/mit einem stilisierten Seestern.

Points East Coastal Drive

Wir suchten, wie immer nach 1-1 1/2 Stunden Fahrzeit, einen Frühstücksplatz. Es gibt immer wieder an den Straßen ausgewiesene Picknickplätze mit den üblichen amerikanischen Tisch/Bänke-Kombinationen, von einfach, aber funktional und immer sauber, bis zu liebevoll gestylt.

RastplatzpromenadeRastplatzpromenadeRastplatzpromenadeRastplatzpromenade   

Diesmal fanden wir aber noch etwas besseres! Ihr ahnt es sicher schon!!! Smiley Es gab einen Leuchtturm bei St. Peters Harbour. Wir wussten weder, wie er aussieht, noch wie die Zufahrt sein würde. Letztere stellte sich als überwiegend einspurige gravel road heraus, mit einigen Schlaglöchern versehen. Aber sie endete, ohne Gegenverkehr, auf einem kleinen befestigten Parkplatz mit Blick auf einen NICHT schönen, NICHT außergewöhnlichen, aber total liebenswerten Leuchtturm. Und hinter ihm lag ein perfekter feinsandiger Strand, dünengesäumt! So gut hat uns unser Frühstück lange nicht geschmeckt!

St. Peters HarbourSt. Peters HarbourSt. Peters HarbourSt. Peters HarbourSt. Peters HarbourSt. Peters Harbour (3)St. Peters Harbour St. Peters HarbourSt. Peters Harbour       

P.E.I Danach fuhren wir unbehelligt wieder zur Hauptstraße zurück und in einem Rutsch die weitere nordöstliche Küste entlang Richtung East Point. Kurz davor, in Campbell’s Cove, gab es noch einen der nicht mehr dicht gesäten und noch offenen Campingplätze. Wir waren davon ausgegangen, dass wir nach dem Twin Shores Campground und dem letzten KOA keinen Platz mehr finden würden, der so schön am Wasser liegt. Wir hatten uns geirrt!!! 

Campbells Cove

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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Red Sands Shore

Nun fehlte uns noch die südliche Küste des Central Coastal Drives. Warum sie Red Sands Shore heißt, wird bald klar.

Red Sands ShoreRed Sands Shore

Natürlich suchten und fanden wir auch wieder einen Leuchtturm! Smiley Einen hübschen sogar und er stand an einen traumhaften Platz oberhalb der Steilküste. Er schien nicht mehr in Betrieb zu sein und zusammen mit der Lage und dem angrenzenden Wohnhäuschen hätte man durchaus auf die Idee kommen können, ihn zu erwerben, zu restaurieren und ein deutsches Sommercafé dort zu betreiben. Mit richtigem Kuchen!!! Und Tassen und Tellern aus Porzellan! Kuss senden

Blockhouse Point LighthouseRed Sands ShoreRed Sands ShoreRed Sands ShoreRed Sands ShoreRed Sands ShoreRed Sands Shore

Weiter geht es die Küste entlang Richtung Westen. Wunderschöne leuchtend gelb blühende Rapsfelder begleiten uns!

Red Sands ShoreRed Sands ShoreRed Sands Shore

Der Zufall führt uns durch Victoria oder, um ehrlich zu sein, auf der Karte waren zwei Leuchtturmsymbole vermerkt. Zwinkerndes Smiley Aber nicht nur das Victoria Lighthouse ist hübsch, sondern der ganze Ort mit ca. 100 Einwohnern überrascht uns mit einigen kunstgewerblichen Geschäften, einem netten kleinen Hafen und sonntäglichem Flair.

VictoriaVictoriaVictoriaVictoriaVictoriaVictoria Lighthouse

Uns gefällt die Insel immer besser, je mehr wir von ihr kennenlernen. Es ist diese Vielfalt, die uns begeistert. Rote Steilküsten, rote Äcker, rote Sandwege, manchmal ist sogar der Asphalt rot. Bei Regen ist das sicher nicht mehr so lustig und man sieht vorwiegend hochbeinige Pickup Trucks auf den Straßen. Bauernland mit Wiesen, Hecken, Zäunen und Wald. Dann wieder fast weiße Sandstrände, mal breiter, mal schmaler und Dünen wie in Dänemark oder Holland. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Überwiegend sieht man sehr gepflegte Anwesen mit hübschen Holzhäusern, von Ferienhausgröße bis zu richtigen Villen. Die akadische Flagge weht auch hier noch des öfteren, die Umgangssprache ist aber wieder englisch. In Victoria trafen wir in einem Laden eine deutsche Frau aus Pforzheim, die schon vor mehr als 30 Jahren mit ihrem Mann nach Kanada ausgewandert ist, 25 Jahre auf Prince Edward Island ein deutsches Restaurant betrieb und dann zu ihrer Tochter nach Québec gezogen ist. Jetzt werden sie auf die Insel zurückkehren und suchen ein geeignetes Haus oder Grundstück. Nein, nicht in Victoria, dort würden im Winter nur noch 30 Leute leben. Sie möchte in die Nähe einer größeren Stadt, wo es samstags den obligatorischen Farmers Market mit frischen Lebensmitteln und den neuesten Nachrichten aus der Region gibt. Ob sie es jemals bereut hätte, nach Kanada gegangen zu sein, fragten wir sie. Nein, niemals, es sei einfach ein anderes Lebensgefühl hier, sagte sie und dass Kanada einen so sein und machen lässt, wie man will.

Red Sands ShoreRed Sands ShoreRed Sands Shore

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

KOA Cornwall/Charlottetown

Nach unserem Roundtrip auf dem North Cape Coastal Drive fuhren wir quer durch den Mittelteil der Insel bis in die Nähe von Charlottetown, der Inselhauptstadt. Die liegt ganz toll auf einer Landzunge, umgeben von Hillsborough River, North River und West River, die sich im Charlottetown Harbour vereinigen, um dann gemeinsam in die Hillsborough Bay und die Northumberland Strait zu fließen.

Charlottetown (Karte)

Wir machten ca. 9km entfernt auf dem KOA Kampground Station. Es war Freitagabend, am Montag würde wie jedes Jahr am ersten Montag im September Labour Day in Kanada und USA sein, also das letzte lange Wochenende und für viele sicher der Abschluss der Saison, da am Dienstag die Schule wieder beginnt. Die Schulbusse standen schon überall an den Straßenrändern verteilt bereit. Der KOA war voll! Aber er ist auch groß und so fand sich noch ein Plätzchen für uns, allerdings unter Bäumen mit Blick auf eine große Wiese. Unter den Bäumen war es dunkel und kalt, auf der Wiese parkten die Trucks der Trailer- und Fifthwheelerbesitzer. Trauriges Smiley

KOA KOA

Nun ja, für drei Nächte würde es schon gehen! Am nächsten Tag machten wir einen Platzspaziergang und sahen, was für tolle Plätze es am River gab! Natürlich alle belegt, aber, wie würde es am Montag aussehen? Umgehend fragten wir in der Rezeption nach. Ja, ab Montag sei genug frei, welchen Platz wir denn gerne hätten, fragte die nette Rezeptionistin. Ihr favorite site sei ja 647! 647 war der letzte Platz in der ersten Reihe, also maximal ein Nachbar, mit Glück keiner. Yes, 647 nehmen wir! Bis Freitag bitte!

KOAKOAKOA

P.E.I Am Sonntag machten wir eine kleine Tour in den Norden, den Central Coastal Drive abfahren, an der Green Gables Shore. Wir kamen über New London, Kensington, Long River, Indian River, French River, Irishtown, Toronto, New Glasgow, Baltic. Unser Ziel war Green Gables bzw. Avonlea Village. Anne of Green Gables war uns schon im Welcome Center nach der Brückenüberfahrt auf die Insel aufgefallen, da es überall Abbildungen eines rotbezopften Mädchens gibt. Wir wussten damit natürlich nichts anzufangen. Schnell erfuhren wir aus den diversen Faltblättern und Infobroschüren, dass es sich um die Hauptfigur einer Kinderbuchserie handelt, mit der die Autorin, Lucy Maud Montgomery, bekannt wurde. Die Geschichten um Anne wurden verfilmt, die Bücher gibt es in allen möglichen Ausführungen, ein Musical läuft seit Jahren auf der Insel. Die Geschichten sind im englischsprachigen Raum etwa so bekannt wie Pippi Langstrumpf in Deutschland. Da Anne auf Green Gables das Lieblingsbuch der Schriftstellerin Astrid Lindgren war, ist Pippi Langstrumpf von der temperamentvollen rothaarigen Anne inspiriert.

In Avonlea Village begegnet man Anne an allen möglichen Stellen, in erster Linie will man mit ihr aber natürlich Geld verdienen. Die Bezeichnung Green Gables rührt von den vielen Häusern mit grünen Dächern und/oder grünen Giebeln her, die für diese Küste typisch sind. Auch das Geburtshaus der Schriftstellerin hat solche grünen Giebel und animierte sie sicher zum Titel ihres Buches.

Anne of Green GablesAvonlea VillageAvonlea VillageGreen GablesGreen GablesGreen Gables

Am Montag zogen wir um! Was für ein Unterschied! Nicht nur, dass es in der Sonne gleich um einige Grad wärmer war, es war so toll, wieder direkt am Wasser zu stehen. Wir lieben das! Der Strand war nicht sehr breit, aber man konnte ein gutes Stück spazieren gehen. Die Lage dieses Campingplatzes ist wirklich einmalig.

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Leider gab es keinen Shuttle-Bus nach Charlottetown, aber es sei kein Problem, Parkplätze gäbe es genug. Wir fuhren am Dienstag hin. Es gab jede Menge Parkuhren für Kurzzeitparker, aber keinen Parkplatz. Als wir dann doch einen fanden, gehörte er zu einem Universitätsgebäude. Nein, leider sei der Platz nur für Studenten und Lehrer! Nein, auch wenn wir Lehrerinnen (gewesen) seien, dürfe er uns LEIDER nicht auf den Platz lassen, er bekäme sonst Ärger. So der nette junge Mann an der Schranke. Aber dort drüben auf dem anderen Parkplatz sei eine Ausbuchtung, die gehöre nicht zur Uni, sondern der Stadt. Dort könnten wir parken. Wir stellten Fix und Boxi diagonal auf die angrenzende Wiese, um die Durchfahrt nicht zu behindern. Nein, so dürften wir LEIDER nicht stehenbleiben, das Fahrzeug dürfe nicht diagonal und nicht quer, sondern müsse längs stehen. Also fuhren wir bis auf 5cm an die Pfosten heran, der junge Mann war zufrieden und wir marschierten über einen schön angelegten Boardwalk zum Hafen und in die Stadt. Zwei große Kreuzfahrer lagen an der Pier und die Stadt gefiel uns ausnehmend gut. Es überwiegen rote Backsteinhäuser, viele Erstsemester-Studenten waren mit Mappen und Stadtplan unterwegs und machten sich offensichtlich ebenso mit der Stadt vertraut wie wir. Es gab sogar eine kurze Fußgängerzone, eine Straße mit vielen Lokalen und einigen Geschäften, die während des Sommers für den Autoverkehr gesperrt wird. Alles sehr überschaubar, aber recht nett. Und wir sind ja sehr anspruchslos geworden. Smiley mit geöffnetem Mund

CharlottetownCharlottetownCharlottetownCharlottetownCharlottetownCharlottetownCharlottetown

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.