Wie versprochen, möchten wir euch noch von unserem letzten Campingplatz erzählen, bevor wir unsere Tour hier in Halifax beschließen. Der Name war Gesetz! Als wir ankamen, am Ende einer Landzunge, genannt Murphy’s Cove, fanden wir am Fenster der Rezeption einen Zettel, dass man sich schon einmal einen nicht reservierten Platz aussuchen möge.
In einem Kästchen waren ausgedruckte Lagepläne, alle Plätze waren offenbar frei. Der Campingplatz lag wieder sehr dekorativ an einer Steilküste und war an drei Seiten von Wasser umgeben. Einen kleinen Hafen gab es, eine Gemeinschafts-Feuerstelle und einen netten kleinen Aufenthaltsraum. Dort hing ein Plakat mit “Murphy’s Law”. Hm!!
Auf der Zufahrtsstraße war uns schon aufgefallen, dass alle Bewohner hier offensichtlich Murphy hießen. Eine große Familie oder Zufall?
Der Platz gefiel uns und nachdem wir überall herumspaziert waren, entschieden wir uns für den schönsten Stellplatz auf der oberen Wiese mit Blick auf das Meer. Etwas schwierig war es, Fix und Boxi einigermaßen gerade auszurichten, trotzdem beidseitigen Wasserblick zu haben und nicht schon bei den Nachbarn (noch war die Wiese leer) in den Fire Pit zu fallen, wenn wir hinten aus Boxi aussteigen. Nachdem wir mit viel Diskussion zwei von den vier zur Verfügung stehenden Plätzen ausprobiert hatten, entschieden wir uns für den vermeintlich besten. Wir schlossen den Strom an, räumten Boxi wohnfertig und kochten uns einen Kaffee. Uschi wollte die Stützen herunterkurbeln, aber ich plädierte dafür, damit noch zu warten, bis Herr Murphy wieder anwesend sein würde. Man wusste es ja nicht so genau und bei dem Namen ist halt Vorsicht geboten.
Es kam Frau Murphy, die mit ihrem Ehemann per Boot zum Einkaufen gewesen war, und erklärte uns, dass unser Platz ab dem nächsten Tag reserviert sei! Murphy’s Law!!! “Wenn etwas schief gehen kann, wird es schief gehen.” Am Montag drauf war Thanksgiving Day in Kanada, dieses Wochenende würde es noch einmal voll werden. Es hätte noch genügend “unserved sites” im Wald gegeben, mit Fix und Boxi hätten wir dort auch hingepasst, aber im Wald kein Solar, ohne Solar kein Strom und WLAN gab es dort auch nicht mehr. Da hatte Murphy ein Einsehen mit uns und wir bekamen einen Platz in der Nähe der Rezeption. Ob wir einen Fire Pit bräuchten? Den gäbe es auf diesem Platz leider nicht. Und der Trinkwasseranschluss sei leider auch gerade nicht verfügbar! Wir nahmen den Platz trotzdem.
Am nächsten Tag trudelten die Thanksgiving-Wochenend-Urlauber ein und offenbar hatte Murphy nun genug mit denen zu tun, denn wir blieben ab da verschont! Sogar unsere phantastische Aussicht auf die Bucht blieb uns erhalten, kein Trailer oder Fifthwheeler wurde uns vor die Nase gestellt!!! Das Wetter gab noch einmal alles, Temperaturen wie im Sommer, die Dauercamper nebenan blieben fort und nur auf einer Seite bekamen wir Nachbarn.
Der Strand war in ein paar Minuten erreicht, allerdings war er durch die großen Steine nur mühsam begehbar. Egal, es war ein traumhaftes Stückchen Erde dort und Herr und Frau Murphy können sich wirklich glücklich schätzen, dort leben zu dürfen. Wir vermuten, dass diese Landzunge in den Gründerzeiten, als das Land aufgeteilt und teilweise verlost wurde, an eine Familie Murphy aus Irland gefallen ist und seit Generationen weitervererbt wird. Da ist dann offensichtlich nichts schief gegangen!
Wir blieben 6 Nächte. Die letzten zwei waren etwas ungemütlich, denn die Ausläufer des Hurricans “Matthew” erwischten uns noch mit Starkregen und heftigen Böen. Big Fix gab alles, damit Boxi nicht abgeworfen wurde!!! Eines unserer Wohnraumfenster hielt dem gepeitschtem Regen nicht stand und fing an zu lecken. Von oben lief das Wasser nur so an dem Fliegengitterrollo entlang. Da war Improvisation gefragt in Form von innen eingeklemmten Tüchern und einer Auffangbox und provisorischem Abkleben außen bei der ersten kurzen Regenpause. Zum Glück schien wie vorausgesagt am nächsten Morgen wieder die Sonne und wir konnten außen und innen trocken Murphy’s Cove verlassen.
An dieser Stelle können wir jetzt auch die noch ausstehende Karte mit unserer Route aus dem östlichen Teil Nova Scotias veröffentlichen.
Und nun sind wir ja schon, wie berichtet, wieder in Halifax. Dies ist übrigens der 50. Campground unserer Reise! Nur auf einem waren wir zweimal, in Antigonish. Dafür haben wir einmal auf einem Walmart-Parkplatz übernachtet. Also bleibt es bei 50 verschiedenen Plätzen. Wir können uns noch an jeden einzelnen erinnern! Es waren sehr schöne darunter und welche, auf denen wir freiwillig nur eine Nacht geblieben sind. Richtige Fehlgriffe hatten wir gar nicht und oft wären wir gerne noch länger geblieben. Unsere Zeit- und Routenplanung war perfekt, wir hatte nie das Gefühl, gehetzt zu sein. Dort, wo es uns besonders gut gefiel, sind wir länger geblieben (bei Lori sogar zwei Wochen!) und haben Sternfahrten gemacht. Es ist ja etwas schwierig, ein halbes Jahr im Voraus zu planen, wir haben es zunächst einfach drauf ankommen lassen und hätten gegen Ende jederzeit von der Grobplanung abweichen und “abkürzen” können. Das war aber nicht nötig, es hat sich alles wunderbar gefügt und unsere Tour ist sogar länger geworden als ursprünglich gedacht. Das könnt ihr gut auf dem unteren Foto sehen, die türkise Linie war unsere angedachte Route, die rote ist die, die wir tatsächlich gefahren sind. Nicht eingezeichnet sind die diversen Sternfahrten! Insgesamt haben wir “nur” 10882km geschafft, zuzüglich ca. 100km, die wir noch bis zum größten Einkaufszentrum Kanadas (hier quasi nebenan) und dann bis zum Hotel und am Freitag zum Hafen fahren müssen. Eine statistische allgemeine Aufstellung folgt nach Abschluss unserer Reise, ebenfalls noch eine Auflistung all der Eigentümlichkeiten, die uns auf dem nordamerikanischen Kontinent so aufgefallen sind.
Ein großes Lob gebührt Uschi, die sich für jeden Fahrtag auf’s Neue die Mühe gemacht hat, eine Route festzulegen und für uns geeignete Campingplätze herauszusuchen. Eine große Hilfe dabei und während der Fahrt bei der Streckenführung war uns die Allstays-App, von der wir schon berichtet haben. Unseren TomTom haben wir nur ein einziges Mal ganz zu Beginn genutzt, nach der Abholung von Fix und Boxi vom Hafen zurück zum Hotel. Das Geld für die nordamerikanischen Karten hätten wir uns sparen können!
Jetzt warten wir auf den Mittwoch und wenn ihr dies hier lest, sind wir schon im Hotel. Von dort melden wir uns dann wieder zum Wochenende!
written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.