Um 13:30 Uhr ging die Fähre von Wood Islands/Prince Edward Island nach Pictou/Nova Scotia. Wir hatten also noch genug Zeit, um den (WARNUNG: Wer schon nur beim Lesen des Wortes Leuchtturm die Augen rollt, sollte ab hier diagonal lesen oder abbrechen!!!)
Leuchtturm von Wood Islands zu besuchen, der mir in meiner Sammlung noch fehlte. Ihr fragt euch, warum uns/mich Leuchttürme so faszinieren? Zunächst einmal lieben wir das Meer, sind beide Schifflesfahrer, wie die Schwaben sagen. Ein Leuchtturm als Wegweiser und Warner vor Gefahren auf dem Weg (des Lebens) in Dunkelheit und unbekanntem Terrain hat etwas Tröstliches, Hoffnungsvolles, Vertrauensvolles. Eine schöne Vorstellung jedenfalls. Dazu kommt hier in Nordamerika, dass es außer der teilweise wirklich grandiosen Landschaft nicht viel gibt. Es gibt die verschiedenen Holzhäuser, es gibt jede Menge Holzkirchen und es gibt Leuchttürme. Ich hätte mich auch auf das Fotografieren von Kirchen verlegen können, aber da es hier so viele davon gibt, erschien mir das nicht so verlockend. Obwohl manchmal sehr hübsche darunter sind. Darüberhinaus hat für mich, im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, eine Kirche nichts Tröstliches, Hoffnungsvolles, Vertrauensvolles. Deswegen die Leuchttürme. 
Der von Wood Islands liegt direkt neben dem Fährhafen. Wir stellten Fix und Boxi, nachdem wir unsere Fährpassage am Kassenhäuschen bezahlt hatten, ganz vorne auf die Spur der unreservierten Fahrzeuge. Es ist eine große Fähre, also bestand keine Sorge, dass wir nicht mitgenommen würden. Man bezahlt ja erst, wenn man die Insel wieder verlässt, und zwar denselben Betrag, egal ob man jeweils die Brücke oder die Fähre nimmt. Für uns waren es 76 CAD, also ca. 51 Euro. Zum Leuchtturm konnte man aus dem Gelände des Fährterminals durch ein Tor gelangen, sodass wir zu Fuß gehen konnten. Wir sahen vier Leuchttürme! Ein ganzes Leuchtturmensemble. Besser ging es ja nun nicht. Und das alles bei Sonnenschein und blauem Himmel!











Sehr zufrieden liefen wir zurück. Das kleine Restaurant hatte saisonbedingt leider schon geschlossen, aber es gab noch eine Caféteria. Dort hätte es sogar Kaffee und Kuchen gegeben, aber Kuchen zum Frühstück wollten wir nicht. Dann doch lieber Fish ‘n Chips! Hier hörten wir einige deutsche Töne und kamen auch in’s Gespräch mit bedauernswerten deutschen Touristen, die nach wenigen Wochen jetzt wieder zurück nach Deutschland mussten. Irgendwann kam die Fähre, irgendwann waren alle Fahrzeuge von Bord, irgendwann durften wir dann auch mal der langen Schlange derer mit Reservierung folgen. Dafür konnten wir dann in der LKW-Spur bis ganz nach vorne fahren, ein Arbeiter sicherte Big Fix mit einem Keil und wir gingen an Deck.




Es war sehr windig und auch nicht besonders warm, aber wir blieben während der ganzen Überfahrt draußen, sahen zu, wie P.E.I. immer weiter hinter uns verschwand und wie die Küste von Nova Scotia immer näher kam. Eine Stunde sollte es dauern. Auf halber Strecke wurde der Motor gestoppt, das Schiff dümpelte vor sich hin. Waren wir vorher fast allein an Deck gewesen, kamen jetzt plötzlich Unmengen an Passagieren raus. Ein paar Bedienstete auch, die wirkten aber völlig entspannt und machten auch keine Anstalten, die Rettungsboote klar zu machen. Wir fragten später unter Deck, was der Grund gewesen sei, aber man wusste es auch nicht. Der Ingenieur hätte Anweisung gegeben, die Maschine zu stoppen. Wir kamen mit einen halben Stunde Verspätung an. Und weil wir in der LKW-Spur und ganz vorne standen, durften wir als Allererste von Bord fahren!!! Das hatten wir auch noch nie!





Ich hatte zwar zugestimmt, zugunsten der Fährüberfahrt auf 200km Küstenlinie Nova Scotias zu verzichten, bat aber darum, auf der Fahrt zu unserem nächsten Campingplatz nicht den direkten Weg zu nehmen, sondern den Umweg über das Cape George. Dort gab es natürlich wieder einen Leuchtturm! Es hätte sich aber auch ohne ihn gelohnt!!!





Der Campingplatz in Antigonish war schon fast leer, das Städtchen machte im Vorbeifahren einen ganz netten Eindruck und wir bezahlten in der Rezeption zwei Nächte. Es wird hier IMMER vorher bezahlt und wir legen uns in der Regel nie länger als für höchstens zwei Nächte fest, damit wir, falls es uns nicht gefällt, wieder fahren können. Verlängern ist nie ein Problem. Hier wollten wir die Gelegenheit nutzen und endlich mal zum Friseur gehen. Uschi fragte in der Rezeption nach und erfuhr, dass überall nur mit Terminvergabe gearbeitet würde. Lediglich im außerhalb liegenden Einkaufszentrum gäbe es einen Friseurladen ohne. Wir marschierten hin, hatten Glück, kamen sofort dran und erkannten uns danach noch – oder wieder – wieder. Das Einkaufszentrum war total ausgestorben und nicht sehr einladend. Das Städtchen, eine Universitätsstadt sogar, bot dann auch weniger als erhofft und wir waren schnell durch. Einen Kaffee hätten wir gewollt, ein Stück Kuchen vielleicht. Es gab wieder ein Lokal, das sich Café nannte, es entpuppte sich dann als ganz normales Speiselokal. Kuchen gab es natürlich keinen, nicht einmal die sonst überall verfügbaren Cookies, einen Kaffee bekamen wir aber trotzdem, sogar in Porzellanbechern!!! 





Auf dem Gelände innerhalb und außerhalb des Campgrounds stehen sehr viele große Mobilheime. Uns interessierte, wie sie wohl von innen aussehen, Wir liefen bei einem, das unbewohnt aussah, an das große Frontfenster und sahen der Frau, die darin lebte, direkt in die Augen! Wir entschuldigten uns mit einer Handbewegung und gingen weiter, aber schon war sie an der Tür und fragte nach unserem Begehren. Aber natürlich dürften wir reinkommen, sie habe nur bedauerlicherweise ihr Bett nicht gemacht. Wir wurden durch alle Räume geführt, Wohnzimmer, Küchenzeile, Essecke, ein Zimmer nur für die Katze (oder für Besuch), ein Badezimmer, ein Schlafzimmer, alles aufgereiht an einem langen Flur. Die Einrichtung typisch amerikanisch, dunkles Holz, plüschige Sessel, flauschige Teppiche. Die Katze, eine Siam, wurde gerade gebürstet. Seit 1973 würde sie schon hier leben, erzählte sie uns, nach dem frühen Tod ihres Mannes sei sie mit ihren Kindern hierher gekommen und jetzt lebe sie nur noch mit ihrer Katze. Sie sei jetzt über 70 und es sei in Ordnung so für sie. Mehr Wohnraum brauche sie nicht, auch keine Waschmaschine und keinen Trockner, obwohl im Flur Platz und die Anschlüsse vorhanden seien. Die Anschaffung sei ihr zu teuer und sie könne ja die Geräte des Campingplatzes benutzen. Wir hatten den Eindruck, dass sie sich über den unverhofften Besuch richtig gefreut hat. Am nächsten Tag fragte ich in der Rezeption mal nach, was die Miete eines solchen Objektes pro Monat kostet und war dann doch etwas überrascht. 950 kanadische Dollar, also etwa € 643 für ca. 40qm, erscheint uns nicht gerade preiswert. Zwar inklusive aller Nebenkosten, aber ohne ein Fitzelchen Grün rundherum, auf Betonboden und zum Nachbarmobilheim eine PKW-Breite Abstand. Und in der Stadt nicht einmal ein gemütliches Café, wo man sich mal mit jemandem treffen oder unterhalten kann! Keine Ahnung, wie die Amerikaner das aushalten? Das nachfolgende Foto zeigt ein (viel hübscheres) Mobilheim innerhalb des Campingplatzes, die Inhaber haben es gekauft und sie zahlen “nur” die Pacht des Grundstücks in Höhe von umgerechnet etwa 100 Euro/Monat zuzüglich aller Nebenkosten.


Wir haben Prince Edward Island ziemlich abgegrast, wie ihr an folgendem Foto sehen könnt. Und diesmal gibt es das Etappenfoto auch sofort! 


written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.