Dass es uns gut gefallen hat auf diesem Kontinent, trotz oder gerade wegen all der Unterschiede zu Deutschland/Europa, haben wir ja schon gelegentlich erwähnt. Wir haben immer, wenn uns etwas auffiel, das so völlig anders ist, eine Zettelnotiz angelegt und die arbeite ich jetzt mal ab! Vielleicht interessiert auch das ja den einen oder anderen unserer Leser? Einen Anspruch auf Vollständigkeit gibt es allerdings nicht und einiges werden wir schon in den diversen Blogbeiträgen erwähnt haben. WARNUNG: Es wird LAAAANG!!!
CAMPGROUNDS:
– Die Sanitäranlagen entsprechen in keinster Form dem Standard, den wir gewöhnt sind. Die Inneneinrichtungen sind sehr einfach, wenig geschmackvoll, seltenst beheizbar. Es gibt ÜBERALL als Abtrennung der Duschkabinen zu den Vorräumen Duschvorhänge! Manchmal gibt es auch keinen abschließbaren Vorraum, aber das ist eher die Ausnahme. Die Duschkabinen sind meistens standardisierte Kunststoffboxen, nicht besonders geräumig. Die Anzahl der Duschen ist auch bei sehr großen Plätzen sehr gering, was insofern unverständlich ist, als es auf jedem Campground viele Zeltplätze gibt, die auch stark frequentiert sind. Außerdem sind eine ganze Menge Reisende mit sehr kleinen Wohnwagen unterwegs, die über keine eigene Dusche verfügen. Hübsche Sanitärräume mit persönlichem Flair haben wir insgesamt drei- oder viermal erlebt, überwiegend auf kleinen, privat geführten Plätzen.
– Oft findet man auf den Platzbereichen der “unserved sites”, also den Plätzen ohne Wasser und Strom, Toilettenhäuschen mit Trockenklos (solche, wie sie gerade bei deutschen Wohnmobil-Dauerbewohnern “in” sind)!
– Waschmaschinen + Trockner gibt es fast immer und zwar, im Gegensatz zu den Duschen, in geradezu verschwenderischer Menge. Die Preise schwanken zwischen sehr preiswerten 1 Dollar bis zu 2,50 pro Gerät. Meistens gibt es auch Tische zum Zusammenlegen der Wäsche. Was es nicht gibt, sind integrierte Heizungen in den Maschinen, d. h., die Waschtemperatur ist nur so hoch wie das zugefügte Wasser warm bzw. heiß ist. So RICHTIG sauber werden z. B. Geschirrtücher nicht. Unüblich und unerwünscht bis verboten ist es, auf den Plätzen Wäscheleinen zu spannen. Sein Duschhandtuch trocknet man über dem Außenspiegel, der Stuhllehne oder am nächsten Ast.
– Die Campingfahrzeuge sind, unabhängig von der Sorte (RV, Trailer, Fifthwheeler, Truck Camper), sehr unterschiedlich in ihrer Größe. Es gibt die “Monster-RVs”, meist noch mit einem ausgewachsenen SUV dahinter (man fährt über die Interstates nur von einem riesigen Campground zum nächsten oder bleibt gleich Monate auf ein und demselben, z. B. zum Überwintern in Florida, Kalifornien, Arizona) und es gibt so kleine Wohnwagen, dass es fast so aussieht, als wäre das nur die Behausung für den Familienhund.
– Wohnwagen verfügen über KEINE Bugräder an der Deichsel, diese wird auf Steinen oder Holzstücken abgelegt (siehe nächstes Foto), was ab und zu dazu führt, dass der Wagen das Übergewicht kriegt und mittels eines Motors wieder in die Waagerechte befördert werden muss.
– Die Konstruktion/Bauweise der amerikanischen Truck Camper (Basisfahrzeug mit Aufsetzkabine) ist völlig anders und lange nicht so elegant wie in Europa. Die Befestigung der Kabine erfolgt von außen mittels Stahlbügeln und Ketten. Wir wurden zigmal auf unser Gespann angesprochen und alle waren total begeistert, egal ob Männer oder Frauen.
– Viel einfacher als in Deutschland ist es, einen PKW mitzuführen. Man braucht keinen Anhänger, sondern kann ihn über eine Vorrichtung an der Front des PKW direkt anhängen, sodass der PKW auf allen vier Rädern hinterherläuft. Eine andere Möglichkeit ist ein Ein-Achshänger, in den die Vorderräder eingehängt werden, sodass nur die Hinterräder des PKW mitrollen.
– Absolut gewöhnungsbedürftig ist die Art, wie Fahrräder transportiert werden, egal ob per PKW, Campingfahrzeug oder Linienbus. Es scheint da keinerlei Vorgaben zu geben, jeder macht es so, wie er kann oder will. Vorne, hinten, hochkant, diagonal, ein oder mehrere Räder, wie auch immer befestigt. In Deutschland würde so manches Fahrzeug sofort aus dem Verkehr gezogen!!!
– Auf so gut wie jedem Campground gibt es auf jedem Stellplatz (Site) einen Fire Pit, denn das mittägliche, nachmittägliche, abendliche Feuer ist ein MUSS in Nordamerika! Oft sind die Zeiten angegeben, bis wann das Feuer wieder aus sein muss. Fire Pits bestehen i. d. R. aus alten Waschmaschinentrommeln oder Autofelgen unterschiedlicher Größe. Besonders clever war die mobile Variante auf Rasenmäheruntergestellen!!! Es wird immer darum gebeten, die Fire Pits nicht an eine andere Stelle zu versetzen, da der Boden darunter verbrennt, aber es wird sich leider nicht überall daran gehalten. Natürlich kann man überall auf den Plätzen Brennholz kaufen, zu sehr unterschiedlichen Preisen und auch in sehr unterschiedlicher Qualität. Einige Male hatten wir keine Chance, ein vernünftiges Feuer zu entfachen, weil das Holz nicht trocken genug war. Es wird übrigens sehr davor gewarnt, Feuerholz zu transportieren, da man dadurch auch die eventuell enthaltenen Schädlinge weiterverbreitet. Deswegen ist es auch strengstens untersagt, Holz über die Landesgrenzen zu bringen.
– Ebenfalls absolut üblich – und zwar nicht nur auf Campgrounds – sind die Tisch/Bankkombinationen, die es in allen möglichen Ausführungen gibt, von naturbelassen bis neu lackiert mit allen Zwischenzuständen, klein, groß und, wie wir in Halifax gesehen haben, sogar für Rollstuhlfahrer. Das Bauprinzip ist immer gleich, nicht aber die Breite der Sitzflächen und der Abstand der Bänke zum Tisch. Manchmal muss man sich am Tisch festkrallen, um beim Hinsetzen oder Aufstehen nicht umzufallen! Diese Picnic Tables findet man in den Parks der Städte sowie an unzähligen Rastplätzen an allen Straßen oder einfach irgendwo am Rande einer Bucht.
– Und dann gibt es noch die TYPISCH amerikanischen Armlehnensessel, die wirklich ÜBERALL herumstehen, innerhalb und außerhalb von Campgrounds. Vor quasi jedem amerikanischen Haus sieht man sie, auf jeder Terrasse oder Veranda, in Erwachsenen- und in Kindergröße, meistens aus Holz, naturbelassen oder lackiert, inzwischen auch oft aus Kunststoff (die aus Holz sind so schwer, dass ein Mensch allein sie fast nicht bewegen kann), manchmal als Schaukelstuhl. Ich habe mich schon vor drei Jahren in sie verliebt und werde, sobald ich – im Alter – mal wieder sesshaft werden sollte, mindestens einen davon in Amerika kaufen und verschicken lassen oder über das Internet bestellen!!! Aber aus Holz muss er sein!
– Neben den “unserved sites” (ohne alles) gibt es auf jeder sogenannten “two way”-Parzelle Strom und Frischwasser. Sehr üblich sind auf den Campgrounds “three way”-Parzellen mit Anschlussmöglichkeit für den permanenten Frischwasserschlauch und die permanenten Abwasserschläuche, für greywater (Abwasser) und blackwater (Toilette). Permanent bedeutet, dass sie während des gesamten Aufenthaltes angeschlossen und funktionsbereit sind. Damit das Abwasser abfließen kann, was ein gewisses Gefälle voraussetzt, gibt es entsprechende Gestelle.
– Die Rezeptionen werden offensichtlich NICHT als Aushängeschild betrachtet, als erster Eindruck, den man von einem Campingplatz bekommt. Aber das passt wohl zur allgemeingültigen Auffassung, dass das äußerlich Sichtbare nichts mit den inneren Werten, der Qualität zu tun hat. Das gilt sowohl für Sachwerte als auch für Menschen. Vielleicht mit Ausnahme von Fashion-Hochburgen interessiert es nicht, was man an hat und man wird nicht anhand seiner Kleidung klassifiziert.
-Leider ist es auch nicht üblich, dass es auf Campingplätzen angeschlossene Restaurants gibt! Dafür steht in jeder Rezeption eine Kaffeemaschine oder Thermoskanne und meistens gibt es Kaffee (in amerikanischer Qualität) satt für umsonst. Nur beim KOA in Québec City mussten wir dafür bezahlen.
EINKAUFEN UND ESSEN GEHEN:
– JEDER Mensch, mit dem man es, wo auch immer, zu tun hat, fragt wie es einem heute geht! Jede Verkäuferin fragt, bevor sie, z. B. an der Supermarktkasse, die Waren durch ihren Scanner zieht. Die Waren muss man nur in Ausnahmefällen selbst einpacken, entweder die Frau an der Kasse erledigt das parallel mit Hilfe eines Drehgestellls oder es gibt einen Extra-Angestellten dafür. Sortiert wird dabei nach den diversen Kategorien der eingekauften Waren und als Käufer muss man lediglich die fertigen Tüten eine nach der anderen in Empfang nehmen. Mit Plastiktüten wird leider nicht gespart, aber es gibt auch schon einige Käufer, die ihre eigenen Stofftaschen mitbringen und der Kassiererin aushändigen.
– Vollkornbrot, wie wir es verstehen, gibt es fast nirgendwo, außer man findet einen deutschen Bäcker. Aber das Problem hat man in Europa außerhalb Deutschlands ja auch! Besonders Käse ist extrem teuer, wenn es etwas anderes sein soll als der allgegenwärtige Cheddar. Für ein nicht allzu großes Stück Brie oder Saint Albray an die 9 Euro zu bezahlen (34,50/kg) tut schon etwas weh! Darüberhinaus gibt es keine offenen Verkaufstheken, wo am Stück verkauft wird, auch nicht für Wurstwaren. In der Regel sind alle Waren eingeschweißt oder tiefgekühlt.
– Schmerzlich vermisst habe ich die in Deutschland so üblichen Bäckerei-Theken mit und ohne Sitzecke, um nach erfolgtem Einkauf in aller Ruhe einen Kaffee trinken oder zumindest ein paar Stücke Kuchen mit nach Hause nehmen zu können. Das gibt es NIRGENDWO!!! Allerdings gibt es bei den großen Supermarktketten Kuchentheken, mit selbsthergestellten frischen Torten, die man per Stück oder stückweise kaufen kann.
– ES GIBT AUCH KEINE EISDIELEN! Natürlich gibt es Icecream, aber keine Eisbecher, so wie wir sie kennen. Es gibt Softeis oder auch Milcheis in Waffelhörnchen oder Pappbechern und auf Wunsch und gegen Aufpreis verschiedenen Toppings. Der beste “Eisbecher”, den ich hatte, sah so aus:
– Vergeblich sucht man Fischsalate, egal ob mit oder ohne Mayonnaise oder Bratheringe oder Heringe “Hausfrauen-Art”. Allenfalls Krabbenfleisch, Lachs und NATÜRLICH Lobster, also Hummer, gibt es in allen möglichen Ausführungen als Salat oder auch als Dip. Fisch wird selbst gefangen oder im Ganzen gekauft und gegrillt. Ein “Nordsee”-Ladenlokal wird man hier nicht finden, obwohl an Fastfoodketten und Schnellrestaurants ja wirklich kein Mangel herrscht.
– Lobster scheint das Nahrungsmittel Nr.1 zu sein! Gleich danach kommt crab, also Krebse. Für die Zubereitung und Zerlegung von Lobstern gibt es unzählige Gerätschaften. In JEDER Imbissbude gibt es Lobster Rolls (Brötchen), ganze oder halbe Lobster, schon gekocht oder auch noch lebend. Die armen Viecher werden mit zusammengebundenen Scheren tagelang zusammengepfercht in kleinen Wasserbecken gehalten. So etwas können wir NICHT essen!
– Nicht zu erwähnen brauchen wir wohl die Unmengen an Chipssorten in JEDEM noch so kleinen Geschäft! Daneben stehen unzählige Gläser mit verschiedensten Dips. Überhaupt ist das Warenangebot gigantisch. Gerechterweise muss man aber sagen, auch, was frisches Gemüse und Obst betrifft.
– Eine für uns ungewöhnliche Sache ist auch, dass es in größeren Supermärkten eine apothekenähnliche Sonderabteilung gibt, wo man rezeptfreie sowie rezeptpflichtige Arzneimittel bekommt und sofort dort an einer eigenen Kasse bezahlt. Das Verkaufspersonal sieht aus wie bei uns die Apotheker und verfügt vermutlich auch über die entsprechende Qualifikation. Apotheken, wie wir sie kennen, gibt es nicht, wohl aber große Drogeriegeschäfte, die teilweise auch wieder eine Apothekenabteilung haben.
– Alkohol kauft man in separaten “Liquor Stores”, manchmal auch in separierten Bereichen z. B. bei Walmart. Restaurants werben damit, dass sie die Lizenz haben, um Alkohol ausschenken zu dürfen.
– Alle Waren und Dienstleistungen werden mit Netto-Preisen angegeben. Ein vermeintliches “Schnäppchen” stellt sich dann oft an der Kasse als gar nicht mehr so preiswert heraus, weil man vergessen hat, dass ja noch eine Mehrwertsteuer, “(Sales) Tax” aufgeschlagen wird. Die ist in den verschiedenen Bundesstaaten und Provinzen unterschiedlich hoch. Auch wenn einige Staaten offiziell gar keine Steuer erheben, können die einzelnen Städte und Gemeinden trotzdem eine lokale Steuer erheben. Etwas kompliziert und unübersichtlich also!
– Es gibt KEINE Fußgängerzonen, allenfalls Malls. Das sind Einkaufszentren außerhalb des Ortskernes, entweder als Einzelgeschäfte nebeneinander aufgereiht um einen riesigen Parkplatz herum oder als überdachte Shopping Mall. Die sind allerdings ganz oft erstaunlich unbelebt und nicht besonders einladend. Wir waren ja gerade in der größten Mall Kanadas, die nicht konkurrieren kann mit z. B. dem CentrO in Oberhausen! Nicht von der Größe her, aber auch nicht von der Exklusivität oder dem Ambiente der einzelnen Geschäfte.
– Es gibt KEINE Schreibwarengeschäfte, wie wir sie kennen. Schulzubehör kauft man in den Supermärkten, die vor dem Schulbeginn nach der dreimonatigen Sommerpause mit vielen Superrabatten werben. Es ist auch üblich, dass Kinder zum Schulbeginn nach den Sommerferien neu eingekleidet werden.
– Es gibt viele Lokale, an denen Café steht, es sind aber immer in erster Linie Imbissbuden oder kleine Esslokale. Wenn man viel Glück hat, bekommt man einen Brownie oder Muffin oder Cookie und mit noch mehr Glück wird der Kaffee im Porzellanbecher serviert. Das passierte uns allerdings nur ein einziges Mal in der ganzen Zeit, in Antigonish. Dafür gab es dort dann aber nichts Süßes! Wir waren trotzdem gleich zweimal dort!!! In der Regel sieht es aus wie auf dem letzten Foto.
– Gemütlich oder ansprechend mit Blumenschmuck oder dekorativen Elementen ist es nirgendwo! So wie auf obigem Foto ist der überwiegende Standard. In besagtem Speiselokal in Antigonish lagen immerhin braune Kunstleder-Sets auf dunkelbraunen Tischen! Reingehen und sich selbst einen freien Tisch aussuchen darf man in der Regel nicht. Schon am Eingang wird man aufgefordert, zu warten, bis einen die Kellnerin oder der Kellner an einen Tisch geleitet. Sogar auf Restaurantterrassen ist das so. In den Schnellrestaurants nicht und wie die Inneneinrichtung in den “besseren” Restaurants aussieht, wissen wir leider nicht, weil wir in keinem waren.
AUF DEN STRASSEN:
– Nordamerika ist ein Autofahrerkontinent! Es gibt so gut wie KEINE Bürgersteige, außer natürlich in den größeren Städten. Wenn man allerdings als Fußgänger unterwegs ist und nur ansatzweise den Anschein erweckt, eine Straße überqueren zu wollen, hält JEDER Autofahrer an und lächelt oder winkt freundlich. Wenn man selbst fährt, muss man immer damit rechnen, dass der vor einem Fahrende plötzlich und unvermittelt bremst, auch wenn KEIN Zebrastreifen zu sehen ist!
– Die sehr zahlreich anzutreffenden Schulbusse dürfen, wenn sie halten und ihre Warnblinkanlage eingeschaltet haben, in KEINER Richtung überholt werden. Vor und hinter den offiziellen Haltestellen gibt es jeweils eine ca. 100m lange School Zone und wer sich dort nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hält, zahlt den doppelten Bußgeldbetrag! Bei Überlandfahrten hält der Schulbusfahrer dort, wo die Kinder wohnen oder an der nächstgelegenen Sammelstelle. IMMER stehen dort die Mütter, Väter, Großeltern oder ältere Geschwister und holen die jüngeren Schulkinder ab, entweder zu Fuß oder per Auto. Nur, wenn der Bus DIREKT vor dem Wohnhaus hält, läuft ein Kind auch mal allein über die Straße. Es und seine Familie können ja sicher sein, dass es von keinem Auto überfahren wird.
– Autofahren geschieht in Nordamerika absolut entspannt! Es wird nicht gerast, es wird nicht gedrängelt. Geschwindigkeitslimits werden eingehalten, obwohl wir keine Radarfallen gesehen haben und auch die Polizeipräsenz sich stark in Grenzen hält. Abbiegende oder einscherende Autos werden immer vorgelassen, oftmals gibt es “three stop” oder “four stop”-Kreuzungen. Das heißt, an jeder Straßeneinmündung steht ein Stoppzeichen und fahren darf der, der zuerst da war. Im Zweifel gewährt einer dem anderen die Vorfahrt, alles IMMER freundlich und gelassen. In Halifax konnten wir von einem Lokal aus beobachten, dass der Strom ausfiel und damit auch die Ampelanlage der großen Kreuzung. Es gab KEINE Stoppschilder und auch keine erkennbare Hauptstraße, also einfach keinerlei vorfahrtsregelnde Beschilderung. Wie schlafwandlerisch flüssig der Verkehr ohne Probleme weiterlief, war faszinierend zu beobachten! Jeder Autofahrer war absolut konzentriert, jeder wusste, wann er an der Reihe war, zu fahren, es gab kein Gedrängel, kein Gehupe, keine erkennbare Ungeduld.
– Oft darf man als Rechtsabbieger auch bei ROT fahren, wenn man vorher an der Einbiegung kurz angehalten und sich vergewissert hat, dass von links kein Fahrzeug kommt. Manchmal weist ein Schild an der Kreuzung darauf hin, ansonsten macht man es so wie das Auto vor einem, vorausgesetzt, es hat ein einheimisches Kennzeichen.
– Kennzeichen, also “Nummernschilder”, sind nur für das Heck eines Fahrzeuges vorgeschrieben. Vorne ist entweder keines oder ein Spaßkennzeichen. Deswegen durften wir auch so herumfahren. Hinten hatten wir nur an Boxi eines unserer deutschen Kennzeichen befestigt (normalerweise ist auch eins an Big Fix) und zwar eines OHNE Plaketten, weil das 1. niemanden hier interessiert und es 2. nicht so teuer in der Wiederbeschaffung wäre, falls es einem “Sammler” zum Opfer gefallen wäre.
– Etwas (manchmal auch sehr) störend ist die Angewohnheit, den Motor EWIG laufen zu lassen, bevor man losfährt oder wenn man irgendwo anhält, weil man jemanden getroffen hat, mit dem man sich von Auto zu Auto unterhalten möchte. Bei der Ankunft an einem Campground geht man zur Anmeldung in die Rezeption OHNE den Motor auszuschalten. Meistens liegt das daran, dass man die Klimaanlage nicht unterbrechen möchte.
– Klimaanlagen/Heizungen in Campingfahrzeugen, aber auch in Hotels/Motels sind unglaublich laut! Aber geräuschempfindlich darf man sowieso nicht sein! Es gibt z. B. die aus unserer Sicht völlig unsinnige Einrichtung, dass ein Auto, wenn man es über die Zentralverriegelung abschließt, HUPT!!! Besonders schön, wenn der Campingplatznachbar erst spät abends nach Hause kommt. Wenn man über einen Supermarktparkplatz geht, zuckt man dauernd zusammen, weil man glaubt, dass man jemandem im Weg ist.
– Motorradfahrer ziehen an, was immer sie für richtig halten! Im Sommer kleidet man sich den Temperaturen entsprechend, kurze Hose, Top, FlipFlops. Schutzhelme sieht man so gut wie nie, dafür öfter ein schickes Tuch um die Stirn oder evtl. ein Basecap gegen die Sonne.
– New Hampshire hat in seiner Verfassung, dass man sich im Auto auch nicht anschnallen muss (auf den Auto- und Motorradkennzeichen steht das Motto des Bundesstaates “Live free or die”). Wenn man die Staatsgrenze überschreitet, weisen Schilder darauf hin, dass jetzt wieder Anschnallpflicht herrscht.
– Dieselkraftstoff gibt es nicht an jeder Tankstelle! Wenn man, wie wir, einen relativ kleinen Tank hat, ist es ratsam, schon bei halbleerem Tank nachzutanken, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Bezahlt haben wir im Schnitt 62 Eurocent/Liter! Da braucht man sich über ein paar Kilometer mehr oder weniger keine Gedanken zu machen und eben auch nicht darüber, ob man seinen Motor ausschaltet.
HÄUSER:
– Fast alle Häuser sind aus Holz gebaut. Manchmal haben sie einen steinernen Sockel, so gut wie nie sind sie unterkellert. Alles, was im Haus nicht untergebracht werden kann, wird entweder offen im Garten gelagert oder in einem Schuppen (Barn) oder gegen eine Mietgebühr in einem sog. Storage. Das sind garagenähnliche Gebäude unterschiedlicher Größe, die es in so gut wie jeder kleinen Ortschaft gibt.
– Es gibt seltenst Regenrinnen an den Häusern. Regenwasser läuft einfach dort herunter, wo es gerade ist.
– Wenn ein Haus verkauft werden soll, steht ein nicht zu übersehendes Schild an der Straße, meistens mit Namen und Telefonnummer des Maklers.
– In den Vorgärten der Häuser, auch der, die nicht verkauft werden sollen, stehen die Autos, die zum Verkauf stehen. Oder auch Motorräder, Boote oder was man eben loswerden möchte. Sogar LKWs haben wir dort schon gesehen.
– Toiletten heißen zwar toilets, aber es schickt sich nicht, so danach zu fragen. Die öffentlichen Toiletten oder die in Restaurants heißen Washroom(s). Die toilets sind die Porzellanbecken, die mit Wasser gefüllt sind, das nach dem Abspülen sofort wieder bis ca. zur Hälfte des Beckens nachläuft.
– Da es so unglaublich viele verschiedene Religionsgemeinschaften gibt, gibt es auch unglaublich viele Kirchen. In jeder noch so kleinen “Ortschaft”, die manchmal nur eine Ansammlung von ein paar Häusern ist, mindestens zwei verschiedene. Meistens natürlich auch aus Holz und von klein und schnuckelig bis imposant.
– Auch die Opernhäuser sind nicht das, was wir darunter verstehen!
INTERNET, WIFI, MOBILFUNKNETZ:
– Ich hatte ja meinen Vodafone-Vertrag so abgeändert, dass ich die Easy-Travel-Flat dazu buchen konnte, mit monatlichen 5 Euro Aufpreis (allerdings Mindestlaufzeit von einem Jahr). Damit konnte ich meinen Tarif so nutzen wie in Deutschland, auch das inkludierte Datenvolumen. Voraussetzung ist, dass ich in einem Partnernetz von Vodafone eingebucht bin. In Kanada ist das Rogers, in USA AT&T. Beides sind die stärksten, also weitverbreitetsten Anbieter und so war davon auszugehen, dass es trotz der Größe der beiden Länder klappen würde. Hat es auch überwiegend, ich bin insgesamt sehr zufrieden. Lediglich auf der Gaspé-Halbinsel (Provinz Québec) hatten wir gar kein Mobilfunknetz, auf Cape Breton Island eingeschränkt und zwischendurch immer mal wieder dann, wenn wir allzusehr in der “Pampa” waren.
– WLAN, was hier Wifi heißt, gibt es auf so gut wie jedem Campground, es sei denn, es sind National oder Provincial Parks. Die Modalitäten sind sehr unterschiedlich. Manchmal ist das Wifi komplett kostenlos verfügbar, für alle Geräte, die man betreiben möchte. Manchmal kann man nur mit einem Gerät kostenfrei darauf zugreifen und zahlt für jedes weitere Gerät. Manchmal ist aber auch keine Zuzahlung möglich und man muss überlegen, ob der Laptop oder das Smartphone bevorzugt wird. Ob man, egal mit wie vielen Geräten, dann auch ins Internet kommt, ist jedes Mal erneut eine Überraschung. Oft funktionierte es nur im Bereich der Rezeption und/oder nur zu bestimmten Zeiten, abhängig von der Auslastung des Platzes, des Wetters, der Uhrzeit. Völlig ohne Internet, also kein Mobilfunknetz und kein Wifi (und sei es nur in der Rezeption) waren wir nie. Jeder Supermarkt, vermutlich alle Food-Ketten, jede öffentliche Bibliothek, viele Lokale, Geschäfte, Tankstellen etc. bieten kostenfreies Wifi an. Daran herrscht wahrlich kein Mangel! Mein Vodafone-Volumen habe ich nur ein einziges Mal restlos aufgebraucht. Öffentliches WLAN ist viel weiter verbreitet als in Deutschland.
UMGANG MITEINANDER:
– Freundlichkeit, Rücksichtnahme, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft (unaufgefordert), Gelassenheit, Toleranz sind offensichtliche Standardwerte. Der Fahrgast im Bus bedankt sich beim Fahrer, der wünscht jedem beim Aussteigen noch einen schönen Tag. Genauso macht es jede Verkäuferin, die erkundigt sich darüberhinaus noch nach dem aktuellen Befinden. Das mag Gewohnheit und eine Floskel sein, erleichtert den Umgang miteinander aber ungemein. Sobald man nur den Anschein erweckt, Hilfe zu benötigen, wird man angesprochen. Wenn man an einem Straßenrand steht, die Straße aber gar nicht überqueren möchte, sollte man sich mit dem Rücken zur Straße stellen, weil sonst garantiert der nächste Autofahrer anhält. Eine ausgesprochene Bitte wird, egal von wem, umgehend erfüllt, falls möglich. Die amerikanische Variante von unserem “gern geschehen” lautet “you’re welcome” und wird nach JEDEM Dankeschön geantwortet. Immer freundlich, manchmal besonders herzlich mit “you are very welcome”. Natürlich gilt überall auf der Welt, “wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus”, aber hier fällt es sehr leicht, freundlich zu sein, weil alle freundlich sind.
– Rücksichtslosigkeit, Egoismus findet man in Bezug auf Geräusche. Das mag aber evtl. keine Absicht sein, denn hier ist ALLES laut und die Menschen sind es so gewöhnt. Die Motoren sind laut, die Klimaanlagen sind laut, die Heizungen sind laut. Besonders laut sind die ewig langen Güterzüge mit über 100 Waggons. Bis so ein Zug durch ist, dauert es! Dazu wird vor jedem Bahnübergang mehrfach LAUT Signal gegeben. Wir standen vor drei Jahren mal direkt neben einer Bahnstrecke (auf einem KOA Kampground!) und hatten das Gefühl, der Zug fährt direkt durch unser Bett! Ohne Ohrstöpsel war an Schlaf nicht zu denken, denn der Zug fuhr auch nachts. Die Klimaanlagen/Heizungen in den Campingfahrzeugen laufen ständig, da der Strom ja inklusive, also schon mitbezahlt ist. Auf einem Campingplatz daneben zu stehen ist nicht lustig! Die Automotoren werden nicht ausgeschaltet, damit die Klimaanlagen weiterlaufen können. Die Überzeugung, dass Dieselmotoren warmlaufen müssen, ist hier noch weit verbreitet. Ferngesehen wird auch bei geöffneter Wohnmobiltür oder das Radio läuft drinnen mit voller Lautstärke, weil man es sonst am Fire Pit nicht mehr hören würde. Dauercamperzusammenkünfte können ebenfalls lang und laut sein! Aber so etwas gibt es ja in Europa auch!!! Auch ohne Fire Pit.
Wem diese Aufstellung nicht ausführlich genug war,
den verweisen wir auf unsere Besonderheitenauflistung, die wir am Ende unseres dreimonatigen Nordamerika-Aufenthaltes 2013 erstellt haben, “hier” nachzulesen.
written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.