Urlaub vom Urlaub

Unsere Aussage, dass wir bereits im Hotel sein werden, wenn der vorherige Beitrag online ist, stimmte nicht. Erstens hatte ich die Zeitverschiebung vergessen (18 Uhr in Deutschland ist ja erst 13 Uhr hier und wir konnten erst ab 15 Uhr einchecken) und zweitens ergab sich kurzfristig eine Planänderung. Auf dem Woodhaven Campground, auf dem wir auf den Mittwoch warteten, trudelten nach und nach weitere Wohnmobilfahrer ein, die mit demselben Frachter zurück nach Hamburg verschiffen wollten. Vier Besatzungen waren es insgesamt, zwei davon waren ein ganzes Jahr unterwegs gewesen, von Südamerika bis Alaska und dann quer rüber zur Ostküste! Ein anderes Paar hatte “nur” ein halbes Jahr wie wir, aber sie konnten 25000 Fahrkilometer vorweisen (wir jetzt knapp 11000km). Übereinstimmend waren die Aussagen aber, dass es teilweise sehr anstrengend gewesen sei und dass man sich auf zu Hause freue und erst einmal zur Ruhe kommen müsse. Das hörte sich für uns danach an, dass wir alles richtig gemacht haben. Und im Prinzip geht es ja auch nur darum, dass man es so macht, wie es für einen selbst richtig ist oder richtig erscheint und da sind wir uns zum Glück immer einig. Oft haben wir nämlich den Eindruck, dass es überwiegend die Männer sind, die diese “Gewalttouren” wollen, während den Frauen das oftmals zu anstrengend ist. Uns gefällt, dass wir so viele Einblicke in den doch in vielen Bereichen völlig anderen Lebensstil der Nordamerikaner bekommen haben und ein relativ vollständiges Landschaftsbild des Nordostens von Kanada und den USA. Das gelingt nur, wenn man sich Zeit lässt und dadurch auch in Kontakt zu den “locals” kommt. Uns geht es nicht darum, sagen zu können, dass wir auch in Alaska oder Feuerland oder… waren und wir wollen uns nicht unnötig stressen. Was ich aber eigentlich sagen wollte, ist, dass niemand etwas Genaues über die von Seabridge angekündigte um vier Tage verspätete Abfahrt des Schiffes von Halifax nach HH wusste! Einige hatten bereits ihre Frachtpapiere beim Broker abgeholt und der wusste von gar nichts! Das war uns zu heiß!!! Die Mobile müssen mindestens drei Werktage vorher im Hafen abgegeben werden und wenn das Schiff fahrplanmäßig am nächsten Montag fahren würde, wäre heute (Freitag) schon zu spät gewesen. Dann wären Fix und Boxi erst eine ganze Woche später mitgenommen worden. Wir beschlossen also, am Mittwoch bei der Fahrt zum Hotel beim Broker vorbeizufahren, unsere Frachtpapiere zu holen und am nächsten Tag zum Hafen zu fahren. Zum Glück hatten wir schon alles verstaut, was verstaut werden konnte und es mussten nur noch ein paar Restarbeiten erledigt werden, wie den Kühlschrank abtauen, die Sachen auf dem Bett verzurren und das Klappwaschbecken sichern. Wir hatten auch jetzt wieder solch ein Glück mit dem Wetter!!! Den ganzen Dienstag schien die Sonne, sodass wir alles draußen auf dem Picknicktisch zwischenlagern konnten, was vom Inneren des Nissan in die Staukästen von Boxi wandern musste, denn auch jetzt galt wieder die Bestimmung, dass das “Fahrerhaus” blickleer sein muss. Wie wir das alles bewerkstelligt hätten, wenn es geregnet hätte – keine Ahnung! Aber es regnete erst am nächsten Tag und auch nur, bis wir am Hotel waren! Der Broker (er war noch neu, im Mai war es eine Frau, mit der wir zu tun hatten), wusste wirklich nicht viel. Er wollte uns sogar weismachen, dass das Schiff erst am 30. oder sogar erst am 31. Oktober fahren würde. Das hätte aber bedeutet, dass ein Schiff dazwischen völlig ausfallen würde, was allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist. Ja, so genau wisse er das nicht. Jetzt waren wir absolut überzeugt davon, dass es sehr sinnvoll sein würde, unser Gespann bereits am nächsten Tag zum Hafen zu bringen!

letzte Vorbereitungenletzte Vorbereitungenin Wartepositionin Warteposition

So geschah es dann auch. Wir standen extrem früh auf, FRÜHstückten kurz und fuhren im schönsten Sonnenschein am Wasser und an Indian Summer-Bäumen entlang zum Hafen. Diesmal wussten wir ja genau, wo wir hin mussten. Und wir wussten auch, dass wir uns in dem Kontrollhäuschen an der Zufahrtsschranke melden müssen, um registriert zu werden, eine Besucherkennzeichnung zu erhalten und entweder die eigenen Warnwesten vorzuzeigen oder welche ausgeliehen zu bekommen. Im Mai waren wir nämlich einfach durchmarschiert und niemand hatte uns aufgehalten. Cooles Smiley

Der freundliche Angestellte erklärte uns, dass wir unsere Westen anziehen und dann mit unserem Auto mit eingeschalteten Warnblinkern bis zur Schranke vorfahren sollen. Dort würde er auf uns warten und uns mit seinem Fahrzeug zum Abstellplatz geleiten. Das war genau dort, wo wir Fix und Boxi im Mai vorgefunden hatten, die gelbfüßigen Nachbarn standen auch wieder da, eins von den Wohnmobilen und die anderen beiden kamen nach kurzer Zeit ebenfalls an. Wir wurden wieder, wie im Mai, auf deutsch begrüßt und verabschiedet von dem Menschen, der unser Gespann vermaß, die Fahrgestellnummer mit seinen Unterlagen abglich und uns schon im Mai erzählt hatte, dass er schon einen seiner Geburtstage in Koblenz gefeiert hätte. “Auf Wiedersehen” und “Gute Reise” war das, was er noch konnte.

im Hafenim Hafen im Hafenletzter Blick zurück

Uschi musste ein paar Unterschriften leisten und das war es dann schon. Fix und Boxi erinnerten sich, was auf sie zukommen würde und ergaben sich in ihr Schicksal und wir ließen sie mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Nein, wir fliegen nicht gerne nach Deutschland zurück! Nein, wir haben nicht das Gefühl, dass wir schon ein halbes Jahr unterwegs sind. Wir könnten uns gut vorstellen, das nächste halbe Jahr noch hier zu bleiben, vielleicht etwas weiter südlich. Smiley

Stadtrundfahrtbusse Oben an der Straße war die Bushaltestelle der Linie 9, mit der wir im Mai zum Hafen gefahren waren. Wir fuhren mit bis zum Casino. Dort beginnt der Harbour Boardwalk, der uns so gut gefallen hatte (siehe hier). Viiiiiele andere Menschen waren unterwegs. Das lag einerseits wohl an dem wunderbaren Wetter, aber auch daran, dass drei Kreuzfahrtschiffe vor der Stadt lagen.

Waterfront Halifax HarbourFähre nach DartmouthWaterfront Halifax Harbourkein Kreuzfahrer ;-)kein Kreuzfahrer ;-)ein Kreuzfahrer

Wir bummelten genüsslich an der Waterfront entlang, sahen einen Picknicktisch, der uns Rätsel aufgab, gönnten uns einen riesigen Caffé Latte und ein ebenso riesiges Croissant, setzten uns auf eine Bank und bekamen Besuch von ganz hübschen, zutraulichen und offensichtlich hungrigen Vögelchen mit wunderbar schillerndem Federkleid. So welche haben wir noch nie gesehen und wissen demzufolge auch nicht, wie sie heißen. (?)

seltsamer Picknicktischnormaler PicknicktischPicknicktisch für RollstuhlfahrerWaterfront Halifax HarbourWaterfront Halifax HarbourWaterfront Halifax HarbourWaterfront Halifax HarbourWaterfront Halifax HarbourWaterfront Halifax HarbourWaterfront Halifax HarbourWaterfront Halifax Harbour

Ein paar hundert Meter weiter wurde für eine 20-minütige Leinwand-Show über die legendäre “Bluenose” geworben. Die hat absoluten Kultstatus in Kanada und ist auf jedem 10-Centstück verewigt. Wir landeten in einem Zeltbau, die gesamte Kuppel war Leinwand, wir bekamen Kopfhörer, eine Einweisung, fläzten uns in die Liegesessel und ließen das Geschehen über uns ergehen, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war sehr interessant durch viele Erzählungen und original Filmaufnahmen und kurzweilig durch mehrere Musikeinlagen. Die Bluenose muss wirklich ein tolles Segelschiff gewesen sein, gebaut als absolutes Arbeitsschiff für den Fischfang vor Neufundland und überraschenderweise so schnell, dass sie über viele Jahre jede Regatta gewann. Wir hatten “hier” schon einmal darüber berichtet. Die folgenden Fotos sind situationsbedingt qualitativ nicht besonders hochwertig, aber interessant. Sie stammen allerdings von dem Nachbau, der Bluenose II.

BluenoseBluenoseBluenoseBluenoseBluenoseBluenoseBluenose

Die Kreuzfahrer sahen wir uns natürlich auch noch aus der Nähe an, streiften durch die Markthallen des Farmer Markets, beobachteten die Urlauber, die an den Kontrollen entlang wieder auf ihr Schiff zurückkehrten und liefen dann, mit einem Abstecher über ein Lokal mit dem besten Falafel aller Zeiten, zu unserem Hotel zurück. Dort fielen wir auf unsere Betten und schauten den restlichen Abend amerikanisches Fernsehen. Wir haben halt nichts Besseres zu tun! Zwinkerndes Smiley

KreuzfahrtschiffKreuzfahrtschiffKreuzfahrtschiffWaterfront Halifax Harbour

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Werbung