Ganz alte Steine!!! :-)

Es geschah am 5. Juli 1968. Der spanische Bauer Javier Cortes arbeitete auf einem seiner Äcker. Was genau er machte, entzieht sich unserer Kenntnis. Vielleicht wollte er eine neue Tränke für sein Vieh bauen. Oder einen neuen Brunnen graben. Auf jeden Fall ist er ca. 30-40cm tief ins Erdreich eingedrungen und stieß auf Mauerreste. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass es sich um die Überbleibsel einer römischen Siedlung handeln musste. Javier Cortes stellte sein Land zur Verfügung (hoffen wir mal für ihn, dass er das nicht kostenlos tat) und die professionellen Ausgrabungen begannen im großen Stil. 1984 wurde ein erstes funktionelles Gebäude errichtet, das über die Jahre im Zuge der Freilegungen ständig erweitert wurde bis zum heutigen Stand. Ein Museum mit dem Namen „Villa Romana La Olmeda“. Auch hier zahlten wir wieder nur den Rentnerpreis von lächerlichen €3 und bekamen ganz viel dafür geboten!

Teilmodell der Villa Romana La OlmedaModell der Villa Romana La OlmedaVilla Romana La Olmeda (Grundriss)

Villa bedeutet im Spanischen sowohl Villa als auch kleine Stadt und ein Zwischending war dieser Ort wohl. Bestehend aus einem großen Haupt- und einem kleineren Nebenhaus. Allein das Haupthaus hatte eine Größe von ungefähr 3000qm (!), es war quadratisch und hatte in der Mitte einen von Galerien umgebenen Garten. An den Nord- und Südfassaden befand sich je ein Portal, das von Türmen flankiert wurde, achteckig an der Süd- und quadratisch an der Nordfassade. Der Hauptzugang zum Wohnhaus erfolgte durch das Südportal und direkt vor dem Haus sind noch die Fundamente zweier Säulen erhalten. Es handelte sich um ein prächtiges Gebäude, bestehend aus zwei unabhängigen Teilen, die durch einen Gang verbunden sind. Es diente den Besitzern als Wohnung und zusätzlich gab es noch Räume für Bedienstete und Siedler sowie Lagerräume, Ställe, Arbeitsräume. Insgesamt 31 Räume sind erhalten und bei zweien gibt es Reste einer Treppe in ein weiteres Stockwerk.

EingangsportalEingangshalleVorratsraumWirtschafts- und VorratsräumeSpeiseräumeWirtschafts- und VorratsräumeEssräumeBodendetailReste einer Treppe in die 2. EtageReste einer Treppe in die 2. Etage

Westlich des Hauses befanden sich die Bäder mit einer Gesamtgröße von über 900qm, aufgeteilt in 10 Räume. Das waren Umkleideräume, Toiletten, Kaltwasserzonen, Warm- und Heißwasserbereiche. Der größte Raum hatte 170qm!

BäderBäderBäderBäderBäderToilettenKlobürste (echt alt?)

Hier und in anderen Räumen des Hauses kann man sehr gut sehen, wie ausgeklügelt die Beheizung der einzelnen Räume war mit unterirdischen Warmluftkanälen (Hypokaustum). „Hypokaustum“ ist von dem griechischen Wort hypocauston abgeleitet und bedeutet „von unten beheizt“ (hypo = von unten, kaustum = brennen) und meint eine schon 2000 Jahre vor Chr. (!!!) im griechisch-hellenistischen Raum eingeführte und durch die Römer weiterentwickelte Warmluftbeheizung. Hier ist eigentlich der Ausdruck „Warmluftheizung“ nicht richtig, weil in den Räumen keine warme Luft zirkuliert, sondern die Strahlungswärme des Fußbodens und der Wände genutzt wurde. Auf einem Estrich standen in regelmäßigen Abständen aus Ziegeln gemauerte kleine Pfeiler, die den eigentlichen Fußboden trugen. Dieser bestand aus mehreren Schichten Estrich auf Ziegelplatten. Meist wurde dieser Boden mit Mosaiken prächtig ausgestattet. Um Wärme zu gewinnen, gab es, meistens im Freien, Brennöfen, in denen Holz verbrannt wurde. Die Wärme wurde von den Öfen durch kanalartige Röhren unter den Fußboden geleitet. Der störende Rauch zog durch kaminartige Schächte aus Hohlziegeln durch die Wände ins Freie. Der Holzverbrauch muss enorm gewesen sein!

HypokaustumHypokaustumHypokaustumHypokaustum

Die Zeitepoche dieses Anwesens geht in den Anfängen auf das Ende des ersten, Anfang des zweiten Jahrhunderts zurück und Mitte des 4. Jahrhunderts muss es dann den jetzigen Stand gehabt haben. Die römische Kultur war wirklich beeindruckend!

Noch nie haben wir so viele gut erhaltene Mosaike gesehen! In jedem der freigelegten Räume war ein anderes Muster verlegt worden.

MosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikbodenMosaikboden

Der Hauptsaal der Wohnstätte war 175qm groß und mit einem Mosaikboden versehen, der einem Perserteppich ähnelte. Drei verschiedenen Darstellungen waren hier verarbeitet worden, eine bewegte Jagdszene, ein mythologisches Thema und als Einfassung eine Reihe von ovalen Medaillons, die von den Flügelspitzen entenartiger Vögel hängen, deren Schwänze sich in einen Delphin verwandeln. Auf den Medaillons befindet sich abwechselnd ein männliches und ein weibliches Gesicht, es wird vermutet, dass es sich um die Familiengalerie der Besitzer des Hauses handelt.

"Perserteppich""Perserteppich""Perserteppich"JagdszeneJagdszeneJagdszene Jagdszene

Die einzelnen Mosaiksteinchen haben übrigens eine Größe von ca. 1 Kubikzentimeter!!! Erstauntes Smiley

MosaiksteinchenMosaiksteinchenMosaiksteinchenMosaiksteinchenMosaiksteinchen

Insgesamt sind über 1400qm Mosaikboden erhalten und damit zählt die Mosaiksammlung von La Olmeda zu den grössten, die in öffentlichen Gebäuden zu finden sind. Ihre Bedeutung liegt aber nicht nur in der Menge, sondern in der Qualität ihrer Ausführung sowohl in der geometrischen als auch in der bildhaften Form. Man kann sich so richtig vorstellen, von welchem Begeisterungstaumel in den nächsten die Archäologen bei jedem weiteren Fund geraten sein müssen, vor allem, als ihnen immer klarer wurde, was für eine großartige und in ihrem Wert unschätzbare Entdeckung Javier Cortes da gemacht hatte. Natürlich existiert von ihm auch ein nachgestelltes Foto!

Javier Cortes

Wir waren schwer beeindruckt! Ich liebe ja Mosaike in jeglicher Form. In der näheren Umgebung unseres bevorzugten Campingplatzes in Spanien, in Oropesa del Mar, gibt es eine Vielzahl von Mosaikbänken, Mosaikmauern und anderen Mosaikbauwerken. Während unserer Winteraufenthalte dort hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, sie alle zu fotografieren. Es sind „nur“ 469 Smiley mit geöffnetem Mund Fotos geworden. Eine kleine Auswahl habe ich damals zu einem Fotoalbum zusammengestellt. Es ist auf unserem Oscarlotta-Blog zu finden, in der Menüleiste unter „Fotoalben“.

Am Ende dieses wirklich äußerst interessanten lebenden Museums gab es dann noch eine „Spielecke“, die aber sicher nicht nur Kindern Spaß macht!

PlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömerPlaymobilrömer

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Alte Steine

Einer unserer Leser, der selbst auch ein Blog betreibt, schrieb kürzlich, dass er keine alten Steine in Kirchenform mehr sehen mag. Es habe schon mehr als genug davon gegeben in seinem Leben. Wir mögen alte Steine immer noch, ob in Kirchen- oder in sonstiger Form. Bei den Kirchen geht es uns am wenigsten um das Religiöse, eher schon um das Spirituelle, aber in erster Linie um die Architektur und die Ausschmückung. Die Kirchen in den Montañas Palentino sind alle nach demselben Schema gebaut. Die großen, die Iglesias, sehen meistens so aus, wie man sich eine „richtige“ Kirche vorstellt. So, wie diese in Barrio de Santa María, dem Nachbardorf von Barrio de San Pedro.

Barrio de Santa MaríaBarrio de Santa MaríaBarrio de Santa MaríaBarrio de Santa MaríaBarrio de Santa MaríaBarrio de Santa María

Die kleinen, die Ermitas, haben keinen GlockenTURM, sondern nur eine GlockenWAND. Aber gerade das macht ihren ganz besonderen Charme aus! Wir haben uns jedenfalls regelrecht in sie verliebt und uns über jede gefreut, die Juan mit uns besucht hat oder die wir im Vorbeifahren gesehen haben.

Ermita de Santa EulaliaErmita de Santa EulaliaErmita de ?Ermita de ?

Auch in seinem Dorf steht so eine in groß, die Iglesia de San Andrés.

Barrio de San PedroBarrio de San PedroBarrio de San PedroBarrio de San Pedro

Außer ihren Glockentürmenwänden haben sie dem aufmerksamen und geneigten Betrachter noch vielerlei sehenswerte Details zu bieten.

aufmerksam undgeneigt :-)Ermita de Santa EulaliaErmita de Santa EulaliaErmita de Santa CeciliaErmita de Santa CeciliaErmita de Santa EulaliaErmita de Santa EulaliaErmita de Santa CeciliaErmita de Santa CeciliaErmita de ?Ermita de ?Ermita de ?Ermita de ?Ermita de ?

Es gibt auch Kirchen, die in Felswände hineingebaut worden sind. Was für eine unsägliche Arbeit muss das gewesen sein! Leider war die Iglesia de Santos Justo y Pastor geschlossen, sodass wir nur Fotos von außen haben. Wir waren aber vor Jahren schon einmal in solch einer Felsenkirche, auf einer Bustour vom Campingplatz „Torre la Sal“ aus und wir denken, dass sich die Innenräume nicht sehr unterscheiden werden. Damals waren wir beeindruckt von der Unzahl an Dankeszetteln, die noch an dem letzten Fleckchen Felswand befestigt waren, weil die Gebete zu Maria erhört worden waren.

Iglesia de Santos Justo y PastorIglesia de Santos Justo y PastorIglesia de Santos Justo y PastorIglesia de Santos Justo y PastorIglesia de Santos Justo y Pastor

Neben der Kirche war eine Höhle im Fels, davor aus dem Stein gehauene Vertiefungen. Juan erklärte uns, dass das Grabstellen gewesen seien. Ja – wie? Wurden die Toten da einfach nur reingelegt??? Den Wölfen zum Fraß? Auf einer unserer Ausflugstouren hatten wir solch eine Höhle im Fels ohne Kirche gesehen. Wir dachten, dass dort früher Menschen gelebt haben. Oder war auch das eine Bestattungsstelle?

Iglesia de Santos Justo y PastorIglesia de Santos Justo y PastorHöhleHöhleHöhle

Aber natürlich haben wir uns nicht nur alte Kirchen angeschaut. Sondern auch alte Steine in Brückenform (z. B. über den Fluss Pisuerga), alte Steine im Gebirge und alte Steine in Häuserform mit alten Türen aus Holz. Laut lachen

alte Brücke über den Fluss PisuergaBrücke1 ganze und 3 halbe GänseJuan in alten Steinenalte Steine im Valle de Covalaguaalte Steine im Valle de Covalaguaalze Steine im Valle de CovalaguaVillaescusa de las TorresVillaescusa de las TorresVillaescusa de las TorresVillaescusa de las Torresalte Steine in Mauerformalte Steine in MauerformVillaescusa de las Torresalte Steine und neuer Sandalte Dachziegelalte Steine, die mal ein Haus warenVillaescusa de las TorresVillaescusa de las TorresVillaescusa de las TorresVillaescusa de las TorresVillaescusa de las Torres

Wir waren an einem Mirador und haben weit hinunter ins Tal geschaut,

Mirador de ValcabadoMirador de ValcabadoMirador de ValcabadoMirador de Valcabado

Mirador de ValcabadoMirador de Valcabado

wir waren an der Tropfsteinhöhle “Cueva de los Franceses” und sind weit hinunter unter die Erdoberfläche gestiegen. Diese riesigen Unterhöhlungen sind immer wieder faszinierend! Die Führung war natürlich auf spanisch. Der junge Mann sprach dermaßen RASEND schnell, dass wir absolut keine Chance hatten, auch nur ansatzweise irgendetwas zu verstehen! Da half auch nicht, dass er nach jedem zweieinhalbten Satz „Vale?“ fragte, was soviel wie „Verstanden?“ heißt. Er hätte genauso gut chinesisch reden können! Enttäuschtes Smiley

Cueva de los FrancesesCueva de los FrancesesCueva de los FrancesesCueva de los FrancesesCueva de los FrancesesCueva de los Franceses

Wir waren im Naturschutzgebiet “Espacio Natural de Las Tuerces”, ein 250 Millionen altes Gebirgsmassiv, als Wandergebiet gut erschlossen. Nein, wir sind an dem Tag dort nicht mehr hochgestiegen, aber es würde sich sicher lohnen. Der Link oben zeigt ein wenig davon und auch ein Video ist enthalten.

Espacio Natural de Las TuercesEspacio Natural de Las TuercesEspacio Natural de Las TuercesEspacio Natural de Las TuercesEspacio Natural de Las TuercesEspacio Natural de Las Tuerces

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Spanisches Leben :-)

Also, was haben wir denn so gemacht in den zwei Wochen bei/mit Juan? Er fuhr an den Wochentagen vormittags für drei Stunden zu seinem derzeitigen „Nebenjob“. Er bringt die handschriftlichen Ausführungen einer Frau, die das inzwischen 14. Buch über Religion im weiteren Sinne schreibt (keins ist bisher verlegt worden), in den Computer. Um 14 Uhr war er meistens wieder zurück, also gerade richtig für mich, Zwinkerndes Smiley musste dann aber erst einmal zu Mittag essen und noch ein wenig Siesta halten. Das war für uns aber okay so, es ist ja schließlich Sommer und abends noch ausreichend lange hell. Wir wollten gar nicht jeden Tag das volle Programm, ein netter kleiner Spaziergang gegen Spätnachmittag oder am frühen Abend war auch völlig in Ordnung. Und außerdem hatte Juan ja auch noch seinen Haushalt zu erledigen. Laut lachen

Juan in action

Am ersten Donnerstag fuhren wir dann aber bereits um 10 Uhr nach Palencia. Eine Stunde Fahrzeit durch wechselnde Landschaft. Kaum hatten wir das Gebirge hinter uns gelassen, wurde es sowohl waldreicher als auch sanfter mit großen Getreideanbauflächen. Aber auch ein wenig langweiliger. Juan hatte einen Arzttermin und setzte uns in der Innenstadt ab.

Palencia ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, einer von 9 Provinzen der autonomen Gemeinschaft „Kastilien und León“. Eine noch überschaubare mittelgroße Stadt mit ca. 80000 Einwohnern. Es war gerade Fiesta! In jeder spanischen Stadt ist irgendwann im Sommer Fiesta, manchmal nur ein paar Tage, manchmal auch gleich ein paar Wochen oder sogar Monate. Juan brachte uns zu der alten Markthalle, die es in fast jeder etwas größeren spanischen Stadt gibt und wir verabredeten, uns dort in einer guten Stunde wieder zu treffen.

Markthalle in PalenciaPalencia

Die Stunde reichte uns knapp aus, mal eben die Calle Mayor (Haupteinkaufsstraße) rauf und runter zu laufen, nur nach links, nach rechts schafften wir nicht mehr! Vor dem Rathaus war eine Bühne aufgebaut und es lief gerade ein Kinderbelustigungsprogramm. Deutsche Kinder können sicher bei solchen Veranstaltungen auch laut sein, aber in Spanien ist allein die Musikbeschallung dermaßen dominant, dass deutsche Ohren schnell „etwas“ überfordert sind. Verwirrtes Smiley

P für PalenciaPalenciaPalencia

Neben der Markthalle war ein großer Platz, auf dem eine Reihe von Verkaufsständen aufgebaut waren. Dort gab es Tapas und die wollten wir probieren. Da wir uns schon gedacht hatten, dass wir nicht so ganz früh etwas zu essen bekommen würden, hatten wir uns dieses Mal Käsebrote mitgenommen und die auch gleich nach Ankunft verspeist. Zum Glück! Juan kam pünktlich zurück, aber wir gingen nicht etwa gleich zu den Tapas, nein, es war ja erst kurz vor eins. Da isst ein Spanier noch nicht zu Mittag! Juan zeigte uns dieses und jenes, wir liefen durch die halbe Stadt zur Kathedrale und irgendwo sollte es auch einen Mittelaltermarkt geben. Der war aber so weit außerhalb, dass ich streikte. Dabei liebe ich Mittelaltermärkte! Die Kathedrale war groß und beeindruckend, aber geschlossen.

Palencia PalenciaPalenciaPalenciaPalenciaPalenciaPalenciaPalenciaPalenciaPalenciaPalencia

Es war nämlich inzwischen nach halb 2=Siesta in Spanien. Wieder zurück auf der Calle Mayor kamen wir an der ersten Tapas-Bar vorbei, die laut Juan gut war. Ein schmales, langes Ladenlokal mit Tresen. Ein wenig nach hinten versetzt hinter einer Glasscheibe stand die reichhaltige und für uns völlig unübersichtliche Auswahl der einzelnen Angebote. Gab es irgendetwas ohne Fleisch??? Ein paar Plakate gaben Auskunft, halfen uns aber auch nicht wirklich weiter. Juan erklärte uns die verschiedenen Varianten und als wir uns endlich für drei verschiedene Sachen entschieden hatten, hieß es, dass das zu viel sei, wir würden ja gleich noch woanders hingehen. Es sollte also quasi nur ein Appetitmacher sein. Muss man ja nur wissen! Enttäuschtes Smiley Wir bestellten frittierte, gekochte Eier, gefüllt mit Béchamelsoße. Eins für jeden! Hört sich seltsam an? War es auch. Noch viel seltsamer fanden wir aber, dass der Boden unter dem Tresen, an dem man auch gleich aß, mit Abfall übersät war. Das kannten wir zwar schon aus einfacheren spanischen Imbissstuben, wo rund um die einzelnen Tische ebenfalls der Müll auf dem Boden lag, aber dass es auch hier so selbstverständlich gehandhabt wurde, befremdete uns doch etwas. Andere Länder, andere Sitten!

Unser Hunger war nur unmerklich geringer geworden. Aber jetzt ging es ja endlich zum Platz mit den Tapas-Ständen. Wir klapperten sie alle ab, aber für uns gab es fast nichts. Uschi war der Appetit inzwischen schon vergangen und gegen ihren Hunger aß sie das süße Teilchen, das wir vorher in einer Bäckerei erstanden hatten. Ich entschied mich für eine Scheibe Weißbrot, belegt mit Paprika-/Zwiebelgemüse und garniert mit vier Sardellen. Die Entscheidung fiel mir leicht, weil es sonst nichts für mich gab und ich jetzt richtig Hunger hatte. Juan hatte natürlich keine Auswahlprobleme! Nein, stimmt nicht, für ihn gab es so viel verschiedenes, dass auch er eine Auswahl treffen musste, weil er gar nicht alles essen konnte. Zum Nachtisch gab es dann immerhin noch ein kleines Plastikschälchen mit einer leckeren Crème. Nein, wir haben es nach dem Verzehr nicht einfach fallengelassen! Der Platz war voll, viele zufriedene Spanier aßen um vier Uhr nachmittags zu Mittag!!! Dass es auch hier nicht gerade leise war, brauche ich sicher nicht extra zu erwähnen?

Wir waren etwas erschlagen und froh, die Stadt wieder verlassen zu können. Die Geschäfte hatten sowieso alle noch bis 17 Uhr zu. Juan zeigte uns, wo er geboren wurde und aufgewachsen ist. Und wir besuchten den Obstgarten, in dem sein Vater vor Jahrzehnten viele verschiedene Bäume gepflanzt hatte. Alle trugen üppige Mengen reifen Obstes. Wir aßen zum ersten Mal in unserem Leben frische Feigen direkt vom Baum, lecker!

Venta de BañosVenta de BañosVenta de BañosVenta de BañosVenta de Baños

Auf der Fahrt zurück gab es noch einen Abstecher zu der Burg, die wir auf der Hinfahrt schon von weitem gesehen hatten. Im spanischen Wortschatz gibt es keinen Unterschied zwischen Schloss und Burg, es heißt einfach nur castillo. Dieses ist das Castillo de Fuentes de Valdepero und gehörte im 13. Jahrhundert einer Familie Sarmiento, weswegen es auch als Castillo de los Sarmiento bekannt ist. Die Jahrhunderte und ihre wechselhafte Geschichte gingen nicht spurlos an ihm vorüber, sodass irgendwann nur noch ein paar Grundmauern übrig waren. Wer den Ehrgeiz hatte und Castillo de Fuentes de Valdeperodie benötigten Gelder aufgetrieben hat, entzieht sich meiner Kenntnis, aber das gesamte Gebäude wurde wiederaufgebaut, originalgetreu und unter Einbeziehung der alten Mauerreste. An einigen Stellen kann man das noch gut sehen. Für nur €1,50 (Rentnerrabattpreis!) konnte man fast überall herumlaufen, vor allem oben einmal ganz um den ehemaligen Burghof herum. Ein tolles Bauwerk und trotzdem muss ich sagen, dass es einen Unterschied ausmacht, ob ein Schloss oder eine Burg originalerhalten (egal in welchem Zustand) oder restauriert ist. Neue Mauern haben nicht dieselbe Ausstrahlung wie alte und können keine Geschichte erzählen.

Castillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de ValdeperoCastillo de Fuentes de Valdepero

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Casa „El Gorrión Palentino“

Als Juans Urlaubsgäste abgereist waren, reisten wir an. Es waren nur wenige Kilometer vom Campingplatz aus und wir waren noch immer am Stausee, der immer noch nicht da war. Nur ganz in der Ferne war ein winziges blaues Fleckchen zu erkennen. Barrio de San Pedro ist ein Dorf von um die 25 Häuser, einige ganzjährig bewohnt, einige dienen lediglich als Feriendomizile ihrer Besitzer für die Wochenenden und die Sommermonate. Im Winter wird es dann noch etwas leerer und ruhiger als jetzt schon. Aber gerade diese Ruhe war es, die uns die nächsten Tage begeisterte! Selten habe ich ein so wunderschönes Fleckchen Erde erlebt mit solchem Weitblick und solch friedlicher, entspannter Stimmung. Wir hatten natürlich auch einen optimalen Stellplatz! In Juans „Vorgarten“ direkt vor dem alten, leerstehenden Schul- und Lehrerhaus. Wirklich passend für uns. Zwinkerndes Smiley Wir bekamen eine Stromleitung gelegt, hatten Zugang zu einem Frischwasserhahn in Juans Garten und außerhalb des Grundstückes eine einfach zugängliche Entsorgungsmöglichkeit. Dusche, Waschmaschine und WLAN waren ebenfalls kostenfrei verfügbar! Smiley

vor der SchuleLehrerhausFrühstück mit AussichtFrühstück mit Aussichtunser Vorgartenunser Vorgartenunser Vorgartenunser Vorgarten

Direkt hinter dem Haus führt ein Weg an den letzten Häusern entlang aus dem Dorf heraus in die Berge. Wenn man sich von den reifen Brombeeren losreißen kann, hat man die Wahl, nach rechts unter einem gewaltigen Felsen hindurch bis zu einer Aussichtsplattform zu laufen oder nach links immer weiter den Berg hinauf bis zu einer riesigen Hochebene.

Weg in die BergeBarrio de San PedroKirchturm von Barrio de San PedroBarrio de San Pedro von obenBarrio de San Pedro von noch weiter obenBarrio de San Pedro von ganz obenunser Ziel von weitemunser Ziel von weitem (gezoomt)unser Ziel von nahemnoch einmal, weil er so hübsch ist :-)BienenhausBienenhausBienenhaus und Bergnur BergAusblick von obenund noch einmalAusblick mit SeeAusblick im DetailBerg im DetailBerg im Abendlicht Berge im AbendlichtBerge im Abendlicht

(Mit den folgenden Fotos, die aus einem der letzten Jahre stammen, kann man sich einen Eindruck verschaffen, wie die Landschaft MIT Stausee aussieht.)

Embalse de Aguilar (voll)Embalse de Aguilar (voll)Embalse de Aguilar (voll)Embalse de Aguilar (voll)Embalse de Aguilar (voll)

Oder man überquert die Landstraße und begibt sich Richtung nicht vorhandenem Stausee. Auf dem Seeboden kann man einige Kilometer bis zu einer ganz besonderen Besonderheit laufen, die nur sichtbar wird, wenn der Stausee es eben nicht ist. Eine erstaunlich gut erhaltene mittelalterliche Steinbrücke, die den Fluss Pisuerga überquert, der den Embalse de Aguilar durchfließt. Bauzeit bzw. Fertigstellung zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert. Juan sagte, dass er sie seit 10 Jahren nicht mehr gesehen habe! Mit dem Auto kommt man dort nicht hin und für mich war der Weg zu weit. Ich musste mich also, genau wie ihr, mit den Fotos, die Uschi gemacht hat, begnügen.

auf dem Weg zur alten Steinbrückeauf dem Seeboden zur alten Steinbrückeauf dem Seeboden zur alten Steinbrückeauf dem Weg zur alten Steinbrückeauf dem Weg zur alten Steinbrückeauf dem Seeboden zur alten Steinbrückeauf dem Seeboden zur alten Steinbrückeauf dem Weg zur alten SteinbrückeJuan sieht sie schonalte Steinbrückealte Steinbrückealte Steinbrückealte Steinbrückealte Steinbrücke

Barrio de San Pedro liegt in dem Gebirgszug „Montaña Palentina“ auf 900m Höhe. Das merkten wir an den angenehmen Temperaturen. Während es in Palencia, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, 30°C und mehr hatte, war es „bei uns“ manchmal im Schatten sogar zu kühl, sodass wir unsere Sitzplätze halbstündig wechselten. Aber immer darauf achtend, den Ausblick ins Tal nicht zu verlieren! Wenn der See dagewesen wäre, hätte man ihn von unserem Stellplatz aus sehen können! Unsere Gesellschaft bestand aus Juan und einem Mini-“Gecko“, einer lagartija (Mauereidechse). Sie genoss die wärmenden Sonnenstrahlen so wie wir!

Ausblick ohne SeeAusblick mit SeeGesellschaft von Juanund der Eidechse

In den folgenden Tagen zeigte uns Juan ganz viel Sehenswertes in der näheren und weiteren Umgebung. Ich kam mit dem Sichten, Sortieren, Bearbeiten der vielen Fotos bald nicht mehr nach! Ein paar Besonderheiten werde ich im nachfolgenden Blogeintrag noch vorstellen. Soviel kann ich aber jetzt schon sagen, diese Region Spaniens ist ein Juwel! Monate-, wenn nicht jahrelang, könnte man hier immer wieder Neues entdecken.

Mirador de ValcabadoEspacio Natural de Las TuercesValle de CovalaguaMontaña Palentina

Wer interessiert ist und kein Wohnmobil hat, kann Juans Haus mieten (unser Privatstellplatz ist nur für Freunde zugänglich!). Es bietet Platz für insgesamt 7 Personen in vier Schlafzimmern mit zwei separaten Bädern in der 1. Etage. Im Erdgeschoss gibt es ein weiteres Bad und einen großen offenen Wohn-, Küchen-, Essbereich, natürlich mit allem Komfort, der benötigt oder erwünscht wird/ist. Es gibt, neben einem offenen Kamin, auch Heizkörper im ganzen Haus, was für spanische Häuser nicht unbedingt selbstverständlich ist. Das Haus liegt innerhalb einer den kleinen Garten begrenzenden umlaufenden Mauer. Ein mobiler Bäcker kommt zweimal die Woche ins Dorf, ansonsten muss man zum Einkaufen die knapp 12km nach Aguilar de Campóo fahren. Dort gibt es ebenfalls einiges zu sehen, aber vor allem einen Imbiss mit der leckersten Pizza seit ewigen Zeiten!!! Smiley mit geöffnetem Mund

Aguilar de CampóoAguilar de CampóoAguilar de CampóoAguilar de CampóoAguilar de CampóoAguilar de CampóoAguilar de Campóo

Da die vielen Einzelfotos von Juans „Casa El Gorrión Palentino“ den Rahmen dieses Blogeintrags sprengen würden, habe ich ein Extra-Fotoalbum erstellt (mit hauptsächlich Juans Fotos), das ihr über den folgenden Link aufrufen könnt (jedes Foto kann noch vergrößert werden).

Casa „El Gorrión Palentino“ (Link bitte anklicken)

Buchungsanfragen und weitere Informationen gibt es „hier“.

written by Ingrid
photos taken with iPhone and Mobistel Cyrus F9 and by Juan

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

MIS PRIMERAS MIL PALABRAS

Es wurde jetzt langsam mal Zeit, zu Juan zu fahren. Er wartete schon auf uns! Wir kennen uns seit dem Winter 2008/2009, als wir zum zweiten Mal mit Oscarlotta am Campingplatz „Torre la Sal ’2“ überwinterten. Im Jahr zuvor hatten wir unseren ersten Spanischkurs, der vom Campingplatz angeboten wurde, bei Pablo und es kam uns alles noch sehr „spanisch“ vor. So, wie es eben ist, wenn man eine neue Sprache erlernt. Eigentlich wollte nur Uschi spanisch lernen, um sich beim Einkaufen, in der Wäscherei des Campingplatzes etc. verständlich machen zu können. Aber grundsätzlich bin auch ich der Meinung, dass man die rudimentärsten Bestandteile einer Landessprache beherrschen sollte, vor allem, wenn man sich in dem Land über Monate aufhält. Also Spanischkurs bei Pablo, zweimal die Woche eine Stunde. Pablo war nett, er sprach gut deutsch, aber von Methodik und Didaktik wusste er nicht viel. Der Unterricht war unterhaltsam, aber unsere Erfolge blieben frustrierend. Schnell war klar, dass es ohne Nachbereitung, also „Hausaufgaben“, nicht ging und das veranlasste einige der Teilnehmer zur baldigen Aufgabe des Spanischlernprojektes.

Im nächsten Winter war Pablo nicht mehr da, aber Juan. Und der übernahm den Unterricht. Schon bald stellte sich heraus, dass das „Gefälle“ der Teilnehmer zu groß war. Es wurde geteilt in einen Anfänger- und einen Fortgeschrittenenkurs. Da es immer noch „Lernwillige“ gab, die nicht bereit waren (Ich habe doch keine Zeit!), zwischen den Kursstunden zu üben, war der Anfängerkurs in den folgenden Jahren immer besser bestückt als der für die „Fortgeschrittenen“. Cooles Smiley Im zweiten Winter mit Juan platzte bei uns der Knoten und plötzlich verstanden wir das spanische Sprach-Gerüst, die andere Art des Satzbaus und einiges mehr. Alles weitere war Vokabeln lernen, Verben konjugieren üben (vor allem die unregelmäßigen!), Zeiten einüben und versuchen, erste kleine Sätze zu formulieren, ohne drei Stunden dafür zu brauchen. Augen rollendes Smiley Das Problem am Torre la Sal ist, dass alle Angestellten deutsch sprechen, schließlich ist dieser Campingplatz fest in deutscher Hand. Aber es gab noch Pacco, der an der Straße Wache schob, die marokkanischen Putz- und Waschfrauen, die Männer, die die Bäume beschnitten und außerhalb des Campingplatzes sprach sowieso niemand mehr deutsch. Wir stellten fest, dass wir fast alles lesen konnten. Ein Erfolgserlebnis, das ich nicht vergesse, war bei Decathlon, als Uschi ein paar Kleidungsstücke anprobierte, ich vor der Kabine auf sie wartete und plötzlich genau verstand, dass auf dem Schild stand, dass man doch bitte nur drei Kleidungsstücke mit in die Kabine nehmen möchte und die Sachen, die man nicht kauft, auf den Ständer hängen soll. Smiley

Mis Primeras Mil PalabrasWir hatten das Gefühl, im Kurs nicht mehr wirklich weiterzukommen und baten Juan um Einzelunterricht. Wir erinnerten ihn immer wieder daran, spanisch und nicht deutsch mit uns zu reden (das tun wir gerade wieder!) und wir arbeiteten ein für uns geniales Buch mit ihm durch.

 

MIS PRIMERAS MIL PALABRAS (Meine ersten 1000 Wörter)

Ein Bilderbuch für Kleinkinder mit entzückenden Illustrationen. Jede Seite behandelt eine andere detailliert gezeichnete Lebenssituation und am Rand sind rundherum einzelne Bestandteile des Geschehens in Wort und Bild noch einmal aufgeführt. Es gibt ja Menschen, die lernen eine Sprache nur vom Hören. Zu denen gehören wir beide nicht! Wir müssen ein Wort mindestens lesen, noch besser schreiben, um es behalten zu können. Juan stellte uns Fragen und wir versuchten, sie zu beantworten. Verlegenes Smiley

Mis Primeras Mil Palabras

Am Ende des Buches gibt es noch mehrere Seiten mit grundlegenden Begriffen, Berufen, Kleidungsstücken, Körperteilen, Adjektiven, Farben, Zahlen, Sportarten und vielem mehr…

Mis Primeras Mil PalabrasMis Primeras Mil PalabrasMis Primeras Mil Palabras

Ein Wort nicht nur zu lesen, sondern eine bildliche Vorstellung davon zu haben, hilft ungemein, dieses Wort zu behalten. Zu Weihnachten 2008 bekamen wir dieses Sprach-Bilderbuch von Juan als Geschenk, mit Widmung! Ich weiß nicht, wie viele Exemplare ich seitdem in spanischen Buchhandlungen und Spielzeuggeschäften aufgestöbert habe, denn jeder, dem wir in der Folgezeit dieses Buch zeigten, wollte es haben! Alle noch verfügbaren Exemplare im Internet hatte ich sowieso schon aufgekauft!

Mis Primeras Mil Palabras

Juan war dann in unserem letzten Winter in Spanien 2013/14 nicht mehr am Torre la Sal ’2, aber wir hatten ja sein Bilderbuch! Seitdem sind 3 ½ Jahre vergangen, in denen wir kein spanisch mehr gesprochen haben!!! Und zugegebenermaßen haben wir auch – fast – nicht mehr gelernt. Allerdings schreibe ich meine eMails an Juan in spanisch. Ab und zu muss ich den Google Translator bemühen, aber ich weiß soviel, dass ich erkennen kann, ob das, was mir da vorgeschlagen wird, richtig sein könnte.

Wir waren gespannt, ob wir hier in Spanien noch irgendetwas verstehen würden! Und es ist in der Tat schwierig. Lesen geht gut, verstehen geht einigermaßen und eher der Spur nach, reden ist mühsam, um nicht zu sagen, stümperhaft. Verwirrtes Smiley Das ärgert uns! Wir vergattern Juan, spanisch mit uns zu reden, um wieder ein Gefühl für diese Sprache zu bekommen. Es wäre sicher hilfreich, mal wieder eine längere Zeit in diesem Land zu verweilen und gezwungen zu sein, spanisch zu reden und es tauchen ganz langsam Überlegungen auf, den nächsten Winter doch nicht in Deutschland zu bleiben.

Das liegt aber natürlich nicht nur an dem Wunsch, unsere spanischen Sprachkenntnisse aufzufrischen. Es gefällt uns einfach wieder total gut hier! Spanien im Sommer hatten wir zuletzt vor 30/40 Jahren, wie damals üblich am Meer. Spanien im Sommer in den Bergen kannten wir beide nicht. Und wir sind begeistert! Juan hatte uns schon immer von seiner Heimat vorgeschwärmt, aber dass es hier wirklich so toll ist, hätten wir nicht gedacht!

Wir fuhren also von Potes aus Richtung Kastilien. Der richtige Name der autonomen Region ist „Castilla y León“, unterteilt in mehrere Provinzen, unter anderem die Provincia de Palencia, zu der Aguilar gehört. Es ging noch einmal in Serpentinen über die Berge, die Kantabrischen Kordilleren. Diese gehen nahtlos über in das Gebirge „Montaña Palentina“.

Cordillera CantábricaCordillera CantábricaCordillera CantábricaFrühstücksplatz in den Cordillera CantábricaCordillera CantábricaCordillera CantábricaCordillera CantábricaMontaña Palentina

Juan wohnt in einem winzigen Dorf in der Nähe von Aguilar de Campóo, einer ebenfalls nicht allzu großen Stadt. Er vermietet sein Haus an Feriengäste und zur Zeit unserer Ankunft war es noch belegt. Nicht, dass wir bei ihm hätten schlafen wollen, wir haben ja unser Bett dabei, aber mal duschen und Wäsche waschen wäre nett. Wir wollten also erstmal auf dem Stellplatz in Aguilar bleiben. So richtig gefiel es uns dort nicht, kein Schatten, kein Strom, allerdings V/E-Möglichkeit. Wir überlegten noch und befragten diverse Apps nach einem nahgelegenen Campingplatz, als ein Mercedes-SUV mit laufendem Motor in etwas Entfernung stehenblieb und Fahrer und Beifahrerin offensichtlich etwas von uns wollten. Aber was? Ob wir spanisch sprechen würden? Ähm, sí – un poco. Etwa ich? Es ging, mal wieder, um Boxi! Der junge Mann erklärte uns, dass er als Geschäftswagen (er betrieb eine Imkerei) noch einen Pickup fährt und von der Möglichkeit, temporär eine Wohnkabine darauf zu installieren, fasziniert sei. Ob er Fotos machen dürfe? Von Juan wissen wir inzwischen, dass es diese Art von Wohnmobil, Aufsetzkabinen auf einem Pickup-Truck, in Spanien wohl nicht gibt. Deswegen also das große Interesse! Keine Ahnung, warum das so ist, aber wir haben vor zwei Jahren bei der Suche nach einer Versicherung auch die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Versicherungen „so etwas“ versichern. Und dass der Jahresbeitrag im Vergleich zu einer „normalen“ Wohnmobilversicherung um einiges teurer ist.

Als Gegenleistung zu den genehmigten Fotos fragten wir die jungen Leute nach dem Campingplatz „Monte Royal“, der im Umkreis von Aguilar de Campóo sein sollte. Ja, er wisse wo, und wir sollten doch einfach hinter ihm herfahren! Na prima, dann können wir die Fotos ja auch dort machen, in sicherlich schönerer Umgebung. So geschah es dann auch.

Der Campingplatz war fast leer, zumindest im Touristenbereich. Wir konnten uns aussuchen, wo wir stehen wollten, eine Parzellierung gab es nicht. Dafür hohe Pinien, die Schatten warfen sowie Nadeln, Zweige, Harztropfen. Es gefiel uns trotzdem. Außerdem war es hier um einiges preiswerter als auf allen Campingplätzen zuvor.

Aguilar de CampooAguilar de Campoo

Wir beschlossen, am Abend mal wieder spanisch essen zu gehen. Das Menü sollte „nur“ 11 Euro kosten! Wie üblich in Spanien kann man unter mehreren Gerichten für die Vorspeise, für das Hauptgericht und für die Nachspeise auswählen. Menü essen geht für uns allerdings auch nur, weil wir zwar selten, aber grundsätzlich, Fisch essen. Ansonsten gäbe es zumindest kein Hauptgericht für uns. Wir entschieden uns als Vorspeise für gemischten Salat. Der war etwas überschaubar und wenig abwechslungsreich. Salatsoße ist in Spanien nicht üblich, Essig und Öl, Salz und Pfeffer stehen auf jedem Tisch. Dazu gab es Weißbrot. Unser Hauptgericht sollte Merluza in Soße sein. Jede bekam eine winzige Scheibe gedünsteten Fisch mit einer wässrigen Petersilien-/Eisoße. Es schmeckte gar nicht mal so schlecht, aber satt werden war nicht, denn es gab keinerlei Beilage außer dem noch auf dem Tisch stehenden Weißbrot. Zum Nachtisch wählte Uschi Eis und bekam eine Eistüte aus der Gefriertruhe! Ich entschied mich für Flan und das war dann eindeutig das Beste des ganzen Menüs! Der Preis von 11 Euro war zweifellos völlig überteuert, auch wenn unsere zwei (alkoholfreien) Getränke inbegriffen waren. Gut, ein zweites Mal würde man uns dort sicher nicht sehen!

Juan kam am nächsten Morgen (ich lag noch im Bett!) auf seinem Weg zur Arbeit kurz bei uns vorbei und wir verabredeten uns für den späten Nachmittag. Da der Campingplatz direkt an einem Stausee liegt, machten wir bis dahin einen Erkundungsgang. Der „Embalse de Aguilar“ ist allerdings zur Zeit nicht zu Hause! Nur    12 % seines Fassungsvermögens sind sichtbar, für uns nur als kleine Wasserfläche in der Entfernung. Juan erklärte uns, dass es im Winter zu wenig Schnee gegeben habe, im Frühjahr kaum Regen und jetzt schon seit Monaten gar keinen mehr. Der Stausee versorgt hauptsächlich Valladolid, sowohl Hauptstadt als auch Region, mit Wasser und der Bedarf ist groß. Im Video (hier klicken) ist der Bereich zu sehen, der vom Campingplatz aus zugänglich ist, wir haben allerdings weit weniger Wasser gesehen. Die Farben rundherum begeisterten uns auch so schon, aber um wieviel schöner muss es aussehen, wenn der See voll ist!

Embalse de AguilarEmbalse de AguilarEmbalse de AguilarEmbalse de AguilarEmbalse de AguilarEmbalse de AguilarEmbalse de AguilarEmbalse de AguilarEmbalse de Aguilar

AGUILAR DE CAMPÓO; Area de Las Campas; Stellplatz für 10 Mobile auf Asphalt, neben einem Fußballfeld und einer Schule in der Nähe eines Flusses und in fußläufiger Entfernung zur Stadt; kein Schatten; kostenfrei; kein Strom; VE vorhanden

Campingplatz „Monte Royal“; nicht parzellierte Stellplätze unter Pinien; einfache Sanitäreinrichtungen; Waschmaschine und Trockner vorhanden; ruhig gelegen mit Zugang zum Stausee; Restaurant, Kinderspielplatz, Kanuverleih; 3km bis Aguilar; untere Preiskategorie

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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Potes

Ich wundere mich sehr über die spanischen Sommertemperaturen! Meine Bedenken, im Sommer, wenn auch gegen Ende, nach Spanien zu fahren, waren ja recht hoch, da ich Hitze nicht mag und nicht vertrage. Aber bisher hatten wir nur zwei, drei Tage, an denen es richtig heiß war – und die nicht am Stück. Überwiegend war es sehr angenehm sommerlich warm und nach einem heißen Tag kühlte es immer gegen Abend erträglich ab. Am Mittelmeer oder in der Landesmitte von Spanien sieht das sicherlich anders aus. Aber da sind wir ja nicht!

In Potes jedenfalls ging es uns nach dem heißen Nachmittag abends schon wieder gut und für den nächsten Tag waren akzeptable Temperaturen vorhergesagt. Wir wollten uns dieses alte Bergstädtchen anschauen. Das war vom Campingplatz aus zu Fuß erreichbar, es gab sogar einen Wanderweg abseits der Straße dorthin. Allerdings immer in der Sonne! Ich war etwas skeptisch, aber risikobereit. Laut lachen Der Vormittag begann erstaunlich kühl! Um 11 Uhr waren wir bereits unterwegs und liefen frohgemut immer bergab, hinter uns die wunderschönen Picos de Europa.

Fußweg nach PotesPicos de EuropaPicos de EuropaPicos de EuropaPilgerPilgerPilger ;-)

Nach 20 Minuten hatten wir Potes erreicht. Das erste Haus, das uns durch seinen üppigen Blumenschmuck auffiel, war eine Ferreteria. Wir lieben die spanischen Ferreterias, eine Mischung aus Eisenwarenladen, Haushaltsladen und in diesem Fall noch Souvenirgeschäft. Regalos heißt übrigens nicht Regale, sondern Geschenke! Zwinkerndes Smiley

Ferreteria

In Ferreterias bekommt man in der Regel alles, was das Herz begehrt, von Nägeln, Schrauben, Werkzeug aller Art über Angelzubehör, Kleinmobiliar, Elektrogeräte bis zu Besteck, Töpfen und Paellapfannen in allen denkbaren Größen. Vor Jahren haben wir dort einen der typischen spanischen Kettenvorhänge gekauft, die (außen) vor vielen spanischen Haustüren hängen, um im Sommer, wenn man die Türen auflässt, die Fliegen abzuhalten. Zu dem Zweck hatten wir in Oscarlotta eine Fliegenschutztür zum Schieben. Die war uns allerdings schon im zweiten Jahr kaputt gegangen und damals auf Garantie ersetzt worden. Als die Gummifäden, durch die der Gazestoff sich verschieben lässt, zum zweiten Mal rissen und ein Austausch des Rahmens arbeitsaufwändig und um die 300 Euro teuer sein sollte, kamen wir auf die Idee mit den spanischen Vorhängen. Wir haben es nicht bereut! Tagsüber werden Fliegen und Wespen durch die ständige Bewegung der Kettenglieder gut abgewehrt, abends bei Innenbeleuchtung würden Mücken allerdings sicher den Weg nach innen finden. Aber entweder man sitzt im Sommer sowieso draußen bis es dunkel wird oder es ist (im Winter in Spanien) um 18 Uhr dunkel und man macht die Tür zu. Wir haben den Vorhang dann übrigens noch optimiert, indem wir im Internet Ausgleichskettenglieder bestellt haben, die, an jedem zweiten Strang montiert, für eine Versetzung sorgen und die Löcher noch kleiner machen.

Aber zurück zu Potes! Die kleinste Paellapfanne musste mit und eine Zitronenpresse aus Glas, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne. Smiley

Torre del Infantado Danach liefen wir auf ein imposantes Gebäude zu. Es stellte sich als Torre del Infantado heraus, ein Wohnturm, der im 15. Jahrhundert von der Familie eines Markgrafen bewohnt wurde und heute als Rathaus dient. Die ursprünglichen Bewohner mit ihrer damals üblichen Bekleidung begrüßten uns!

FigurenFigurenFigurenFigurenFiguren

Durch Potes fließt der Fluss Quiviesa und an beiden Ufern, unten wie oben, gibt es eine Menge Restaurants und Bars.

Fluss QuiviesaPotes PotesPotesPotes Wein -- oder doch lieber Gin? ;-)

Wir hatten noch nicht gefrühstückt und wären nicht abgeneigt gewesen, ein kleines Mittagessen zu uns zu nehmen. ABER, wir sind in Spanien! Mittags um halb eins etwas essen? Vielleicht sogar warm? Völlig unmöglich!!! Normalerweise haben wir ein „Notbrot“ dabei, aber nicht, wenn wir in ein Städtchen gehen. Zum Glück gab es, wie in Spanien üblich (allerdings normalerweise nicht zum Kaffee) ein Tellerchen mit Oliven und gesalzenen Nüssen als Zugabe und so gestärkt hielten wir es noch eine Weile aus. Und der Ort entpuppte sich dann als so sehenswert, dass wir unseren Hunger erst einmal vergaßen. Hier ist alles noch so erhalten, wie seit Jahrhunderten existent. Früh hat man wohl die Chancen des Tourismus erkannt, sodass alle Häuser gut gepflegt sind. In den Geschäften gibt es zwangsläufig natürlich die üblichen Touristenverkaufsartikel, aber das haben wir anderswo schon schlimmer erlebt.

Schäfi Potes früherPotes heutePotes heutePotes früherPotesPotesPotesPotesPotesPotes

Und endlich war spanische Mittagessenszeit! Die Geschäfte schlossen um 14 Uhr – drei Stunden Siesta – um dann von 17–19 Uhr wieder zu öffnen. Schlagartig wurde es noch voller in den Strassen und die Lokale füllten sich. Mit Glück ergatterten wir einen Tisch vor einem Café und hatten ungehinderte Sicht auf das Kommen und Gehen. Ein paar Meter weiter quetschten sich Busse und PKW aneinander vorbei, die Straße durch den Ort ist schmal. Entsprechend schmal war auch der Arkadengang, in dem wir saßen, sodass auch da sich die Fußgänger zwischen den Tischen hindurchzwängen mussten. Aber so etwas stört allenfalls deutsche Touristen, keinesfalls spanische Urlauber! Cooles Smiley

Wir bestellten Kaffee und spanischen Kuchen. Mit spanischem Mittagessen haben wir als Vegetarier so unsere Probleme, auch wenn die Preise der meist dreigängigen Menüs für deutsche Verhältnisse unschlagbar sind.

Und dann blieb uns nichts anderes übrig, als in der Mittagshitze den Weg zurück zum Campingplatz anzutreten, schattenlos und bergauf!!! Im Schatten war die Temperatur immer noch sehr erträglich gewesen, aber jetzt wurde es doch heftig! Schritt für Schritt kämpften wir uns nach oben, jeden Baumschatten für eine kleine Verschnaufpause nutzend.

Lieblingshaus :-)StraßenfundPicos de Europa

Mit ausreichend Flüssigkeit hatten wir uns eingedeckt und zum Glück war es nicht so erdrückend heiß wie am Tag zuvor. Diesmal brachte der Wind etwas Abkühlung. Trotzdem waren wir – auch Uschi – froh, als die Einfahrt des Campingplatzes in Sicht kam. Duschen, umziehen, Stühle in den Schatten stellen, Beine hochlegen, Aussicht genießen!!!

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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Zu den “Picos de Europa”

Am nächsten Morgen packten die Jakobswegpilger ihr Zelt und ihr Hab und Gut zusammen. Die Frau brauchte mindestens eine halbe Stunde, bis sie ihren Rucksack fertig hatte. Dann machten sie sich auf ihren noch langen Weiterweg. Der Mann war eindeutig jenseits der 70, die Frau noch um einiges jünger. Respekt!

weiter pilgern...

Wir packten auch zusammen. Eigentlich hatten wir ja nach Bilbao gewollt. Die Infos, die wir in der Rezeption des Campingplatzes bekamen, sahen allerdings so aus, dass wir mit dem Bus, der 100m vom Campingplatz aus fuhr, nur bis in die nächste Kleinstadt kamen. Dort mussten wir umsteigen in den Bus nach Bilboa. Der fuhr aber nicht bis zum Guggenheim-Museum (wo wir hinwollten) und auch nicht zur Altstadt, sondern nur bis zum Fußballstadion. Von da aus wäre es noch jeweils ca. eine halbe Stunde zu laufen gewesen. Vielleicht hätte es auch einen weiteren Bus gegeben, aber diese Info erhielten wir nicht. Das alles war uns zu zeitraubend und zu anstrengend, zumal die Wettervorhersage über 30°C vorhersagte. Wir sind ja (leider?) nicht mehr 20, das macht sich ab und zu bemerkbar. Trauriges Smiley Und das ist ein Nachteil der Reiserei mit Fix und Boxi statt mit Oscarlotta: Wir haben Flitzi, unseren Smart, nicht dabei. Mit ihm wäre es kein Problem gewesen, mal eben nach Bilbao zu fahren. Nun ja, alles kann man nicht haben und ohne Kompromisse geht es eben nicht. Also keine moderne Kunst!

Die Fahrt entschädigte uns dann für den Verzicht. Ein Stück fuhren wir über die mautfreie A8, auch in der Hoffnung, dort eine Tankstelle mit LPG zu finden. Die sind nämlich rar gesät hier im Norden Spaniens! Unsere App verweist auf diverse Cepsa-Tankstellen, die aber dann entweder unauffindbar sind oder trotzdem kein LPG haben. Torrelavega war die erste sinnvolle Gelegenheit, die Autobahn zu verlassen, um über Nationalstraßen weiterzufahren und wieder durch kleine Städte und Dörfer und noch einmal in die Nähe des Meeres zu kommen. Direkt nach der Abfahrt gab es am ersten Kreisverkehr eine Shell-Tankstelle mit LPG!!! Wir wussten, dass an den neueren LPG-Tankstellen in Spanien zum Betanken der Wynen-Gasflasche ein neuer Adapter benötigt wird. Wir hatten ihn auch noch bestellt, aber etwas zu spät daran gedacht und natürlich kam er nicht mehr rechtzeitig vor unserer Abfahrt. Ein kurzer Blick reichte, um zu sehen, dass wir ihn hier brauchen würden! Uschi ging in den Kassenraum und kam mit einer jungen Angestellten zurück, die ein ganzes Sortiment der verschiedensten Adapter bei sich hatte. Draufgeschraubt – und wir konnten ohne Probleme befüllen.

unterwegs Wir fuhren durch 5 oder 6 belebte und nett ausschauende Urlaubsorte am Meer und bogen dann rechtwinklig ab ins Landesinnere. Die „Picos de Europa“ waren unser Ziel. Dort wollte vor allem Uschi schon lange hin. Auf der Rückfahrt unserer Spanien-/Portugalrund reise 2008/09 waren wir in der Nähe vorbeigekommen, hatten damals aber nicht mehr genug Zeit. Aber dieses Mal! Es dauerte auch gar nicht lange, bis die Straße schmaler wurde, kurviger wurde, in Serpentinen bergauf führte. Wir durchquerten die „Desfiladero de la Hermida“, eine Schlucht, durch die ein Fluss fließt. Wir hatten ihn mal auf der linken und mal auf der rechten Seite und entsprechend auch die Felsüberhänge. Ja, es fuhren dort auch (Ausflugs-) Busse, aber die brauchten fast die gesamte Straßenbreite, wenn die Überhänge auf ihrer Fahrbahnseite waren. Auch wir mussten weit über die Mittellinie ausweichen, wenn die Felswand rechts war. Da die Straße sehr kurvig war, konnte man nicht wirklich sehen, ob und vor allem wer einem entgegenkam. Langsam fahren war angesagt, achtsam sein und vor allem bremsbereit! 50km laaang war diese Fahrt bis auf eine Höhe von nuuur knapp 300 Metern.

zu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europa

Inzwischen befanden wir uns in der autonomen Region Kantabrien und der Nationalpark „Picos de Europa“ stellt die Ausläufer der Kantabrischen Kordilleren (Cordillera Cantabrica) zum Atlantik hin dar. Auf einer sehr kompakten Fläche befinden sich etwa 200 Gipfel über 2.000 m Höhe. Der höchste Gipfel des Gebirges ist der Torre de Cerredo mit 2.648 m. Die Nähe zum Atlantik macht einen besonderen Reiz für viele Urlauber aus, ist es doch möglich, Gebirge und Meer an einem Tag haben zu können.

Es war wirklich warm an diesem Tag, aber dank unserer Klimaanlage in Big Fix bekamen wir davon nichts mit. Das änderte sich SCHLAGartig, als wir spontan an einem Informationsgebäude anhielten und ausstiegen und uns eine Wand von heißer Luft empfing. Wieso war es in den Bergen SO warm??? Der Wind war wüstenartig, so etwas haben wir noch nirgendwo erlebt. Wir flüchteten uns in die Ausstellung, die überraschend groß und kostenfrei war. Über drei Etagen erfährt man alles, was es über den Nationalpark zu erfahren gibt. Sehr anschaulich gemacht mit schönen Ausblicken auf die Berge.

Informationscenter Picos als ModellNationalparks in Spanien

So schnell wir konnten liefen wir danach zu unserer Klimaanlage zurück und fuhren die letzten Kilometer bis Potes. Wir hatten wieder Glück und der Campingplatz “La Viorna” hatte noch freie Parzellen. Am Abend dann nicht mehr, außer vielleicht für ein winziges Zelt. Auch hier war wieder spürbar, dass der Platz 1. aus einer früheren Camping-Ära ist und dass 2. die Saison kurz und 3. die Nachfrage so groß ist, dass man möglichst viele Einheiten auf möglichst kleiner Fläche unterbringen muss. Dazu kommt, dass der Platz, am Berg liegend, terrassenförmig angelegt ist. Auch für die Straßen wurde so wenig Platz vergeudet wie möglich, deswegen gab es ein Einbahnstraßensystem. Das war vor allem für die Kinder von Vorteil, die mit ihren Rollern, Skateboards und Fahrrädern bergab von einer Terrasse zur anderen sausen konnten, ohne Gefahr zu laufen, nach der Kurve in ein entgegenkommendes Fahrzeug zu fahren. Wir entschieden uns für den letzten Platz einer dieser Straßen (-kurven) und ja, wir haben einen Roller dabei! Laut lachen Es war aber hauptsächlich die Aussicht, die uns lockte und die Tatsache, so nur einen unmittelbaren Nachbarn zu haben.

Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Hinweisschilder in Kreuzstich :-)Hinweisschilder in Kreuzstich :-)Übersichtsplanunser Platzunsere PlatznummerAusblick nach hintenAusblick nach rechtseine kleine Oscarlotta ;-)steile Straßeein Zeltplatz ;-)mehrere Zeltplätze ;-)Zugang zu den Zeltplätzen ;-)

Abenteuerlich war es, unser Stromkabel zu verlegen. Der nächste Stromkasten stand nämlich auf der Höhe der nächsten Straße über uns und der Hang war sehr steil! Erst als Uschi mit dem Kabel die Kurve entlang dorthin gelaufen war, entdeckten wir die Treppe. Die kletterte sie dann vorsichtig, gleichzeitig das Kabel verlegend, hinunter, ich nahm es unten am Fuß der Mauer entgegen und dann musste Uschi über drei etwas aus der Mauer herausragende Pflastersteine irgendwie auch nach unten gelangen. Weniger sportliche Menschen (ich z. B.) hätten die Treppe wieder hochlaufen und außen rum gehen müssen. Erstauntes Smiley

Strom

Und das alles bei diesen immer noch gleichhohen Temperaturen. Ich fragte die Rezeptionistin, ob das normal sei für diese Jahreszeit? Nein, das hätten sie nur wenige Tage im Jahr! Wir setzten uns, sobald es ging, in den Schatten eines Baumes, den wir zum Glück auf unserem Platz hatten. Noch nie habe ich es erlebt, dass ein kräftiger Wind keine Kühlung bringt! Dieser Wind war wie ein auf höchste Warmluftstufe eingestellter Föhn. Ein paar Stunden litten wir still und antriebslos vor uns hin und dann, nach Sonnenuntergang, kühlte es völlig unerwartet wie nach einem Gewitter spürbar ab! Mit unserer Ventilator-Dachluke und einer kleinen 12-Volt-Klimaanlage hatten wir in Boxi in kürzester Zeit eine sehr angenehme Schlaftemperatur. Wir fielen früh völlig geschafft in unser Alkovenbett!

Sonnenuntergang

POTES; Campingplatz “La Viorna”; terrassenförmig angelegter Platz mit 110 Parzellen auf Sand-/Grasboden; teilweise schattig unter niedrigen Bäumen; in fußläufiger Entfernung zu Potes; Schwimmbad, Restaurant, kleiner Einkaufsladen; mittlere Preiskategorie, ACSI-Vergünstigung vom 1. Sept. bis 1. Nov. und vom 1. April bis 30. Juni (€17); Mietunterkünfte

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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Ans Meer!!!

Wir wollten endlich ans Meer! Zumindest mal kurz gucken! Also ging es von Pamplona gen Norden Richtung San Sebastián. Die Landschaft war wieder wunderschön.

unterwegsunterwegsunterwegs

Unser Tommie führte uns zielsicher durch ein kleines Dörfchen, über den „Marktplatz“, links an der Kirche vorbei und dann war klar, dass wir weder weiterfahren sollten noch weiterfahren konnten. Die beiden letzten Häuser standen so dicht beieinander, dass nicht nur Oscarlotta da nicht durchgepasst hätte, sondern auch Fix und Boxi keine Chance mehr hatten. Die Straße ging in einen Feldweg über, es kamen uns Leute mit Rädern entgegen, die etwas erstaunt guckten und uns blieb nichts anderes übrig, als rückwärts bis zum Marktplatz zurückzufahren und dann eine andere Straße zu versuchen.

unterwegs

Irgendwann waren wir wieder auf der Hauptstraße! Jetzt brauchten wir nur noch einen geeigneten Frühstücksplatz, mit Aussicht bitte und im Schatten! Zwinkerndes Smiley Nach einer geraumen Zeit vergeblichen Ausschauhaltens machten wir Abstriche und gaben uns mit Aussicht zufrieden. Davon gab es mehr als Schatten!

unterwegsunterwegs

Kaum hatten wir fertig gefrühstückt, stand ein Mann vor unserer offenen Tür. Offensichtlich wollte er etwas und hielt erklärend sein Smartphone hoch. Ob wir französisch sprechen würden? Oui, un peu, un petit peu! Er erklärte mir, dass er sich für so eine Kabine auf einem Pickup-Truck interessiere, fragte, ob sie absetzbar sei und noch so einiges, was ich dann eindeutig nicht mehr verstand! Er fuhr einen VW-Bus, der auf der anderen Straßenseite stand. Ob er Fotos machen dürfe? Ja klar, ich schloss die Tür und zeigte ihm den Aufkleber von Tischer. Nachdem er den und einige weitere Details fotografiert hatte, bedankte er sich höflich und wir fuhren weiter.

Und plötzlich sahen wir den Atlantik! Die andere Seite als letztes Jahr. Diesmal den „Golfo de Vizcaya“. Und es war unverkennbar, dass Urlaubszeit war! Anhalten, um einen Kaffee zu trinken? Keine Chance! Wir hielten, weil die Ampel vor uns rot war oder weil Unmengen von vom Strand zurückkehrenden Menschen über den Zebrastreifen wollten. Wir hielten direkt neben einer Eisdiele, das war besonders gemein! Aber wir brauchten gar nicht erst zu versuchen, einen Parkplatz zu finden. Ich erinnerte mich, dass ich das vor 25 Jahren schon mit meiner Ente in San Sebastián nicht geschafft hatte.

Unser Tagesziel war der Campingplatz von Zarautz. Er sah vielversprechend aus im ACSI-Campingführer, weit über der Stadt mit Blick aufs Meer. Okay, einen Platz in der ersten Reihe würden wir wohl nicht bekommen. Wir bekamen gar keinen!!! „We are full“, beschied uns der junge Mann vor dem Campingplatz und wir fuhren um den kleinen Kreisverkehr herum und den Berg wieder runter!

unterwegs

Im Ort steppte der Bär. Ja gut, vielleicht hätte es uns hier ja auch gar nicht so gut gefallen! Smiley mit geöffnetem Mund Wir fuhren weiter an der Küste entlang Richtung Bilbao. Überall dasselbe Bild, volle Strände, belebte Küstenorte. Eigentlich ja logisch, an der Nord- und Ostsee sieht es zur Zeit ja auch nicht anders aus.

Wir entschieden uns, mitten durch Bilbao durchzufahren, es war schließlich Sonntag. Es war aber offensichtlich auch ein Fußballspiel und die Fans liefen aus allen Richtungen zum Stadion, an dem wir vorbeifahren mussten. Das hatte für uns den Vorteil, dass wir in aller Ruhe nach rechts und nach links schauen, das Guggenheim-Museum bestaunen konnten und noch so einiges mehr. Der Campingplatz in Islares warb damit, dass man per Bus nach Bilbao reinfahren könnte. Schön zu wissen, aber würden wir dort einen Platz bekommen??? Er lag auch am Meer! Wir fuhren die letzten Meter im Slalom um die sehr kreativ geparkten spanischen PKWs herum. Dann ging es eine steile Zufahrt hinunter und wir waren nicht sicher, wie wir da wieder umkehren und zurückfahren könnten, falls der Platz „full“ sein würde. War er aber nicht, Glück gehabt! Wir konnten uns einen Platz aussuchen, was wir vorsichtshalber zu Fuß machten und standen dann gar nicht schlecht auf einer Wiese mit tollem Blick auf einen grandiosen Felsen. Neben uns Deutsche mit Kastenwagen, hinter uns Jakobswegpilger mit Zelt und Wanderrucksäcken. Gegenüber kam ein wildbemalter Düdo mit spanischem Kennzeichen an, offenbar zum Wohnmobil ausgebaut. Ganz junge Leute mit Säugling, die zur Hecktür ohne Treppe ein- und ausstiegen. Ein wenig konnten wir hineinschauen, es gab nur ein Fenster, ein Querbett, zwei kleine Schränke und ein Porta-Potti. Ähnlich spartanisch haben wir auch einmal angefangen, Uschi im T2 und ich mit Ente und Zelt. Smiley

IslaresIslaresIslares

Wir machten einen kleinen Erkundungsgang. In der Beschreibung des Campingplatzes stand, dass der Strand je nach den Gezeiten vorhanden oder eben nicht sei. Es war offensichtlich Flut und die spanischen (Groß-) Familien bevölkerten sämtliche verfügbaren Wiesen. Es gab ein Restaurant und sonst nichts, der eigentliche Ort war ein ganzes Stück weg. Der Campingplatz hatte einen kleinen Laden mit sehr überschaubarem Angebot, die Sanitäranlagen waren einfachst, das Campingplatzlokal war übervoll mit Männern, die, teilweise in Trikots oder wenigstens mit rot-weißen Schals (wir haben Hochsommer!), Fußball schauten. Original spanisches Leben, das hatten wir bisher nur in der Semana Santa (Woche vor Ostern). Spanisch war auch die Absicherung eines durchaus tiefen und gefährlichen Lochs mitten auf einer der Liegewiesen! In Deutschland völlig undenkbar!!! Erstauntes Smiley

IslaresIslaresIslaresIslaresIslaresIslares

ISLARES; Campingplatz „Playa Arenellas“ mit 120 Parzellen auf Wiese; teilweise schattig unter niedrigen Bäumen; 200m bis zum Sandstrand (nur bei Ebbe vorhanden, größerer Strand etwas weiter entfernt), 100m bis zur Bushaltestelle nach Bilbao; Restaurant, kleiner Einkaufsladen; mittlere Preiskategorie, ACSI-Vergünstigung vom 24. Aug. bis 30. Sept. und vom 1. April bis 7. Juli (€19); Mietunterkünfte

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Hola España!!!

Am Tage unserer Abfahrt vom Col de la Pierre Saint-Martin hatten wir wieder herrlichsten Sonnenschein und einen Flugzeugblick auf die Wolken im Tal.

Ausblick von oben

Diesmal hatte Uschi das Vergnügen der Passfahrt und sie hatte eindeutig den besseren Part als ich bei der Hinfahrt. Oder auch nicht!? Immerhin konnte ich diesmal die Aussicht genießen und musste ihr nicht sagen, ob die Kurven nach rechts oder nach links gehen. Und die Aussicht war grandios!!! Über eine lange Strecke hatten wir das Gefühl, in Nordamerika unterwegs zu sein! Es fehlten nur die dort so zahlreich vertretenen Seen. Ich habe letzten Sommer mehrfach gesagt, dass wir (fast) alle diese tollen Landschaften in Europa auch haben und das bestätigt sich immer wieder. Auf dieser Strecke auf jeden Fall.

wie in Kanada!

Auf der Suche nach einem geeigneten Frühstücksplatz hatten wir Erfolg bei der Einfahrt in ein kleines Bergstädtchen. Es gab einen Picknickplatz unter Bäumen und zwei Bänke mit Ausblick auf die Stadt. Kurz vorher waren uns am Straßenrand drei ältere Spanierinnen entgegengekommen, die offensichtlich vor dem Mittagessen noch einen kleinen Spaziergang machten. Ich vermutete, dass sie bestimmt vorher auf einer der Bänke gesessen hatten. Wir waren fast fertig mit unserem Frühstück, als wir sie zurückkommen hörten. Das spanische Geschnatter hörte nicht auf und als wir Boxi verließen, saßen sie (wieder?) auf einer Bank. Nach einem freundlichen „buenos días“ unsererseits entspann sich sofort eine kleine Unterhaltung. Wo wir denn hin wollten? Zu einem Freund in der Nähe von Palencia. Valencia? Nein, Palencia. Ah, con pe! Laut lachen Als wir unseren Fahrradträger herunterließen, kam dann sehr erstaunt noch die Frage, ob wir denn keine Männer dabei hätten??? Für spanische Frauen, deutlich älter als wir, eine wohl schier unvorstellbare Konstellation, zwei auch nicht mehr ganz junge Frauen allein mit einem Wohnmobil in „der Fremde“ unterwegs. Zwinkerndes Smiley

Gesättigt und vergnügt ob dieser netten Begegnung fuhren wir die restliche Strecke bis nach Pamplona. Es ging durch die Sierra de Abodi, also in Serpentinen hinauf und wieder hinunter. Wir befanden uns auf dem Camino de Santiago bzw. auf einem davon. In Pamplona treffen nämlich drei der Hauptwege aufeinander und die Stadt ist eine wichtige Zwischenstation und voll mit Pilgern. Ständig überholten wir welche oder sahen sie an der Straße in einem Lokal sitzen. Ab und zu besagte ein Hinweisschild, dass es wieder einen Abzweig in den Wald gibt, aber über große Strecken mussten sie an der Straße entlang laufen. Das ist schon ein Projekt!!! Die Hardcore-Variante bedeutet, im Hochsommer mit Wanderrucksack, Isomatte und evtl. Zelt Hunderte von Kilometern zu laufen, entweder am Stück, was Wochen braucht oder über Jahre verteilt in Etappen. Zwar bekommt die Urkunde, die Compostela, wer mindestens die letzten 100km gelaufen oder 200km mit dem Fahrrad gefahren ist und dies mit Stempeln in seinem Pilgerausweis beweisen kann, aber den meisten wird das sicher nicht ausreichen. Obwohl ich 100km ja schon viel finde! Eine beliebte Wohnmobilvariante ist, einer läuft und einer fährt. Da hat man dann sein eigenes Bett dabei, braucht nur einen Tagesrucksack und muss sich nicht um die Verpflegung kümmern. Denn das stelle ich mir echt schwierig vor! Kochen geht nicht, viele Lebensmittel herumschleppen auch nicht, die Herbergen sind überfüllt und in Massenunterkünften mit zwar gleichgesinnten, aber dennoch fremden Menschen zu nächtigen ist ja auch nicht jedermanns Geschmack. Trotzdem vermittelt vermutlich nur dies inklusive 20kg-Rucksack das originale und gewünschte Pilgererlebnis. Eine Freundin von mir hat es vor Jahren gemacht, im Sommer, alleine, in knapp 5 Wochen von Aachen bis Santiago de Compostela!!! Sie hatte meine absolute Hochachtung!

Symbol des JakobswegesJakobswegpilgerer

Wir fuhren auf den Campingplatz „Ezcaba“, 7km von Pamplona entfernt. Es gibt zwar auch einen Wohnmobilstellplatz, aber auch der liegt außerhalb der Stadt und unbewacht wollten wir unser Zuhause nicht gerne stehen lassen. Von den Campingplätzen am Mittelmeer wissen wir, dass sie im Sommer gerne mal 60 Euro pro Nacht kosten. Hier, nahe einer beliebten Stadt, wollte man „nur“ €13/Person und €11,40/Wohnmobil. Dummerweise hatten wir die Frage nach Strom mit ja beantwortet, ohne nach dem Preis zu fragen. Der betrug nämlich satte 6 Euro pro Tag!!! Ich möchte nicht wissen, was der Campingplatz zu „San Fermin“ kostet, dem Fest, mit dem die Stadt gleichgesetzt wird. Der Schriftsteller Ernest Hemingway machte mit seinem ersten größeren Roman „Fiesta“ (ursprünglich „The Sun Also Rises“) 1926 diese spanische Tradition der Stierläufe und Stierkämpfe in aller Welt bekannt und der Erfolg des Romans machte ihn berühmt. Natürlich steht ein Denkmal vor der Stierkampfarena, eine Büste nur, nicht besonders schön, aber das ist die Arena auch nicht.

StierkampfarenaStierkampfarenaErnest Hemingway

Der Campingplatz ist groß mit über 500 Plätzen. Der eindeutig ältere Teil ist so, wie viele spanische Campingplätze der 60er/70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts angelegt wurden. Niedrig und in die Breite wachsende Bäume (dringend benötigte Schattenspender im Sommer) und kleine bis sehr kleine Parzellen. Damals reiste man mit kleinem PKW und Zelt, allenfalls mit einem kleinen Wohnwagen. Die Ausmaße der Wohnmobile von heute sprengen diese Plätze. Schon die Anfahrt der Parzellen ist oft unmöglich. Wer als Campingplatzbetreiber das Geld und die räumlichen Möglichkeiten hat, erweitert seinen Platz und schafft großzügige Stellplätze. So auch hier. Wobei von großzügig nicht so wirklich die Rede sein konnte! Und es gab noch keinerlei schattenspendenden Bewuchs. Deswegen war der alte Platzteil VOLL und der neue LEER. Ein amerikanisches Riesen-Mobil stand dort und ein normales hamburgisches. Strom gab es auch erst vereinzelt und so entschieden wir uns auch für eine parcela im alten Bereich. Wir hatten Glück und nur an drei Seiten Nachbarn. Erstauntes Smiley Dafür aber einen wirklich schönen Ausblick.

Camping "Ezcaba"Camping "Ezcaba"Camping "Ezcaba"

Am Tag unserer Ankunft passierte das Attentat auf den Ramblas in Barcelona! Genau dort, wo wir schon so oft gelaufen sind. Wenn man mit dem Zug nach Barcelona reinfährt, steigt man am Plaça de Catalunya aus und beginnt seinen Stadtrundgang genau dort, wo der Terrorist seine Gräueltat verübt hat. Nur dort ist es möglich, mit einem Fahrzeug in erfolgversprechender Geschwindigkeit auf die Ramblas zu fahren. Wie ein Mensch es fertigbringt, in voller Absicht in eine Menge harmloser Touristen, Kinder inbegriffen, zu fahren, ihren Tod nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern zu beabsichtigen, wird sich uns nie erschließen!!! Natürlich haben wir überlegt, ob wir wirklich, wie geplant, am nächsten Tag nach Pamplona reinfahren. Wir haben es dann gemacht, aber auch, wenn man sich von diesen schrecklichen Geschehnissen nicht beeinflussen lassen will, es bleibt das ungute Gefühl verlorener Unbeschwertheit.

Vom Campingplatz aus führt ein 1,5km langer Fußweg durch eine Parkanlage am Flüsschen entlang zur Bushaltestelle. Der Bus kam für spanische Verhältnisse fast pünktlich, mit nur zwölfminütiger Verspätung. Enttäuschtes Smiley Wir hatten einen Stadtplan und ich wollte nicht am ersten großen Platz in der Nähe der Altstadt aussteigen, sondern erst am zweiten, um der Zitadelle einen Besuch abzustatten. Der Platz kam aber irgendwie nicht! Eine Weile und einige Haltestellen später fuhren wir an der Zitadelle vorbei, der Bus bog nach links ab und langsam dämmerte uns, dass wir wohl immer weiter in die falsche Richtung fuhren! Also nichts wie raus, über die Straße und mit dem nächsten Bus der Linie 4 wieder zurück! Damit hatten wir die schönen preiswerten spanischen Bustarife natürlich für diesen Tag kaputt gemacht. Weinendes Smiley

Die Altstadt von Pamplona ist überschaubar groß und interessant mit vielen historischen Gebäuden. Endlich mal wieder eine typische spanische Stadt!

AltstadtAltstadtAltstadtAltstadtAltstadtAltstadt

Leider war vieles geschlossen, trotz Urlaubszeit. In der Kathedrale Santa Maria la Real hielten wir uns lange auf, ist ihr doch ein sehr gut gestaltetes Museum angeschlossen. Der Kreuzgang wurde leider gerade restauriert und war nur zum Teil begehbar.

Kathedrale Santa Maria la Realvor der Kathedrale Santa Maria la RealPlexiglasmodell der Kathedrale Santa Maria la RealFußboden in der Kathedrale Santa Maria la Realskizze der Kathedrale Santa Maria la RealFenster in der Kathedrale Santa Maria la RealKreuzgang der Kathedrale Santa Maria la RealKreuzgang der Kathedrale Santa Maria la RealKreuzgang der Kathedrale Santa Maria la RealKreuzgang der Kathedrale Santa Maria la Real

Interessant auch die Geschichte der bronzenen Turmglocken. „La Gabriela“ ist von 1519 und immer noch aktiv. Es gab sogar ein Extra-Haus für die Glöckner!

Glöcknerhausvor dem GlöcknerhausGlockenGlockeBlick auf die Stadt

Danach war spanische Mittagsessen- und Siestazeit! Die Geschäfte werden geschlossen, Rolläden aus Metall werden heruntergelassen und innerhalb von Minuten verwandelt sich eine bunte, belebte Einkaufsstraße in eine tote, hässliche, graffitiverschmierte, slumähnliche Gegend. Für uns immer wieder erstaunlich, denn Touristen sind ja den ganzen Tag in solchen Städten unterwegs und möchten sicher auch in der Zeit zwischen 14 und 17 Uhr einkaufen. Aber ihre Siesta ist den Spaniern heilig! Das war schon in unseren Wintern in Spanien immer unser Problem. Bis 14 Uhr schafften wir (ich!) nicht und um 18 Uhr ist es in Spanien dunkel! Natürlich kann man auch im Dunkeln bummeln und shoppen gehen, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln und/oder Fahrrad wieder zum Campingplatz zurück müssen ist die andere Nummer.

Hunger hatten wir inzwischen auch! Am alten Rathaus entdeckten wir ein kleines Bücher-Café und witzigerweise gab es dort Möhrenkuchen. Der ist in Spanien nicht sehr verbreitet. Der freundliche Wirt freute sich, seine drei Sätze in deutsch anwenden zu können und besonders freute er sich, dass uns sein „Karotte Kuchen“ so gut schmeckte. Verliebt Hier stand, neben dem Rathaus, ein Segment der Barrikaden, die bei den Stierläufen entlang der gesamten Strecke bis zur Stierkampfarena aufgestellt werden, zum Schutze der Zuschauer. Vor dem Café müssen die Stiere rechtwinklich abbiegen. Damit sie das auch tun und nicht geradeaus in die Schaulustigen laufen, sind die Barrieren hier in doppelter Linie vorhanden. Die Stiere kennen den Streckenverlauf nicht, sie rennen einfach und keiner von ihnen läuft die Strecke ein zweites Mal! Auf dem Pflaster der Straßen sind in Abständen Eisenplatten eingelassen, in deren Vertiefungen die langen Standbeine der Barrieren verankert werden. Wir waren nicht böse, dass das Fest bereits im Juli, wie jedes Jahr seit 1591, stattgefunden hatte. Die Stadt explodiert dann und obwohl die Stierläufe nur ein Teil der gesamten Zeremonien sind, wäre es für uns einfach viel zu voll und zu laut.

Stierlauf StierlaufStierlaufRathausBarrikaden für den StierlaufVerankerung der BarrikadenVerankerungen der BarrikadenVerankerungen der Barrikaden

Bis um 17 Uhr zu warten war uns zu lange. Zwar war der Bus um 15:26 schon weg, aber 19:42 war uns definitiv zu spät. Wir hatten schon vorher die Alternative in Betracht gezogen, per Taxi zurückzufahren. Den nächstgelegenen Taxistand fanden wir, aber es gab dort kein einziges Taxi! Eine wartende Frau erklärte uns, dass man anrufen müsse. Sie könne das aber gerne für uns tun und ein zweites Taxi bestellen. Als ihr Wagen kam, vergewisserte sie sich, dass ihre Bestellung für uns funktionieren würde und wir bedankten uns. Unser Taxi kam nach kurzer Zeit tatsächlich und für akzeptable €13 incl. Trinkgeld fuhren wir sehr komfortabel zum Campingplatz zurück.

Für den nächsten Tag hatten wir einen Ruhetag geplant, auch, weil es wieder sehr warm werden sollte. Als wir so gemütlich im Schatten hinter unserem Mobil saßen, fuhr auf den Platz vor uns ein Toyota-Pickup mit britischem Kennzeichen und einer Tischer-Kabine. Aber eine aus den Anfängen der Firma, von 1987! Freudiges Erstaunen auf beiden Seiten! Sofort waren die beiden Briten bei uns und hocherfreut, Boxi nicht nur von außen, sondern ausgiebig auch von innen anschauen zu können. Im Gegenzug durften wir dann auch bei ihnen reinschauen. Schon ein gewaltiger Unterschied! Sehr interessant, die Weiterentwicklung in der Technik und der Ausstattung der Wohnkabinen der Firma Tischer zu sehen. Am nächsten Morgen verabschiedeten sich die beiden von uns und meinten, sie seien sich sehr sicher, dass sie in Kreuzwertheim vorbeifahren und sich eine neue Kabine bestellen würden. Vielleicht können sie ihr altes Schätzchen dort in Zahlung geben, als Museumsstück. Smiley

Tischer-Kabine alt + neuTischer-Kabine alt + neuTischer-Kabine alt

EUSA/ORICAIN/PAMPLONA; Campingplatz „Ezcaba“ mit über 500 Parzellen auf Wiese, teilweise schattig unter niedrigen Bäumen, für größere Mobile nur Plätze ohne Schatten; Strom pro Nacht €6 (!); Pamplona in 9km Entfernung, zu erreichen per Bus oder über Radwege (Fahrradverleih am Platz); Restaurant, Schwimmbad, Kinderspielplatz, kleiner Einkaufsladen; mittlere Preiskategorie, ACSI-Vergünstigung vom 1. Sept. bis 30. Juni (€19); ganzjährig geöffnet; Mietunterkünfte

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Der Pass der freilaufenden Tiere

Trotz des Nebels entdeckten wir die Stromsäulen, die in ausreichender Zahl vorhanden waren. Vier Steckdosen gab es jeweils und an der Säule direkt hinter uns waren drei frei. Also steckten wir unser Kabel an, aber es tat sich nichts. Im Bordatlas stand, dass im Winter nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr und morgens zwischen 8 und 9 Uhr jemand käme, um 4 Euro Gebühr einzukassieren und den Stromanschluss freizuschalten. Es war bereits nach 17 Uhr und wir nahmen an, dass der „Strombeauftragte“ schon durch war. Da wir ja nicht unbedingt Strom brauchen, war das nicht tragisch. Wir hofften nur, dass wir nicht am nächsten Morgen so früh geweckt werden würden. Wurden wir, allerdings nicht von jemandem, der Geld von uns wollte. Laut lachen Geweckt wurden wir von Kuhglockengebimmel direkt hinter unserem Heck. Viele Glocken, laute Glocken!!! An Schlaf war nicht mehr zu denken. Hinter unserem Mobil bis zur Felswand war ein Streifen von höchstens zwei Metern Schotter mit wenigen durchgewachsenen Grasbüscheln. Aber da mussten sie unbedingt durch!

Kühe hinter den MobilenKühe hinter den MobilenStellplatz am Col de la Pierre  Stellplatz am Col de la Pierre

Später dann ein Glockenalarm! Was ist jetzt los? Im wilden Galopp kam eine mit Glockenhalsbändern bestückte Ziegenherde den Berg herunter, lief quer über den Parkplatz und verschwand bergab, um sich auf den warmen Steinen niederzulassen. Die Schweine vom Abend zuvor fand Uschi gemächlich in der Sonne liegend vor einer Hütte oberhalb des Platzes wieder, außerdem gab es freilaufende Hühner, Schafe und ein Pferd. Dieses trug ebenfalls eine Kuhglocke (!!!). Die Schweine, die Schafe und die Hühner nicht. Smiley mit geöffnetem Mund Das Pferd durfte aber offensichtlich dann doch nicht frei herumlaufen, es wurde nach kurzer Zeit von einem Jeep abgeholt. Der Fahrer befahl ihm, hinter dem Auto herzulaufen und das Pferd gehorchte tatsächlich!

Kühe am Col de la PierreZiegen am Col de la PierreKuh und Schafe am Col de la PierreSchweine am Col de la PierrePferd am Col de la PierreZiegen am Col de la Pierre

Ein netter Ort! Hier gefiel es uns. Und außerdem schien die Sonne!!! Da wir so hoch waren, blieben die Temperaturen sehr angenehm. Wir beschlossen, ein wenig die Gegend zu erkunden. Eine grandiose Fernsicht bot sich uns, die besonders interessant war, weil vom Tal her schon wieder Nebel aufzog.

Col de la Pierre bei NebelCol de la Pierre bei NebelCol de la Pierre bei NebelCol de la Pierre bei NebelCol de la Pierre bei NebelCol de la Pierre bei Nebel

Auf einem der Hügel war ein Bauwerk zu sehen, das wie ein Fort aussah. Als wir hochgekraxelt waren, entpuppte es sich aber nur als Wasserspeicher.

Wasserspeicher am Col de la Pierrewasserspeicher am Col de la Pierre

Von dort oben konnte man jetzt auch gut die Ausmaße des Skigebietes erkennen. Einen Schlepplift (nicht in Betrieb Zwinkerndes Smiley ) und zwei Sessellifte (in Betrieb) gab es, einige Schneekanonen standen herum, an den Hängen konnte man die Schneisen für die verschiedenen Skipisten erkennen. Mehrere größere Hotels und ein ganzes Bungalowdorf waren für den Besucheransturm des Winters gerüstet.

Blick auf das SkizentrumSkizentrumSki"pistole"SkizentrumSkizentrumStellplatz von obenBungalowdorfBungalowdorf

Schön war es hier oben!

Col de la PierreCol de la PierreCol de la Pierre

Der Ort allerdings bot nicht viel. Kein Vergleich zu deutschen Skigebieten, in denen auch im Sommer etwas los ist. Keine Wanderer. Keine Geschäfte. Ein Supermarkt, eine Menge geschlossener Restaurants und Bars, ein Hüpfkissen, ein Mountainbikeverleih und eine Sommerrodelbahn. Außer den Wohnmobilbesatzungen war hier oben kaum jemand. Mit Glück fanden wir ein offenes Restaurant und bekamen unseren Nachmittagskaffee samt Kuchen. Zu Skigebietspreisen! Die Sonne war inzwischen weg. Wir schafften es gerade noch, vor dem Nebel wieder zu Fix und Boxi zurückzukehren. Sehr dekorativ stand am Ende des Stellplatzes eine weiße Kuh.

Kuh am Col de la PierreKuh am Col de la Pierre

Ich ging extra hin, um sie zu fotografieren. Auf dem Rückweg wunderte ich mich darüber, dass von den Wohnmobilen auf der Talseite des Platzes Stromkabel bis auf unsere Seite gezogen waren, quer über den Fahrbereich. Auch unsere Nachbarn hatten Strom angesteckt. Seltsam! Ja, sie hätten Strom, hieß es. Nein, er koste nichts. Wir probierten es erneut, kein Strom! Der französische Nachbar nahm sein Kabel und probierte alle drei freien Steckdosen an unserer Säule aus. Kein Strom! Er zog das Kabel des anderen Nachbarn ab, steckte seins hinein, Strom! An seiner Säule waren alle Steckdosen belegt und bis zur übernächsten reichte sein Kabel nicht. Aber unseres. Also probierte es Uschi mit unserem Kabel. Erste Steckdose, kein Strom! Zweite Steckdose, kein Strom! Dritte Steckdose, STROM!!! Deswegen wurden also die Kabel über die Straße gezogen! An jeder Säule funktionierte nur ein Teil der Steckdosen. Wie hoch die Absicherung ist, stand nämlich nirgendwo und vermutlich waren an allen nicht funktionierenden einfach nur die Sicherungen rausgeflogen, weil Geräte mit zuviel Watt angeschlossen wurden. Und da im Sommer offensichtlich niemand zum Abkassieren kommt und der Strom nicht freigeschaltet werden muss, kümmert sich auch niemand um defekte Sicherungen. Der Platz ist also im Sommer kostenfrei und Strom gibt es noch gratis obendrauf! Im Winter kostet es laut Plakat allerdings nicht nur 4, sondern 10 Euro (incl. Strom). Direkt hinter uns an der Stromsäule war auch ein unmissverständlicher Hinweis darauf, dass dies ein Stellplatz ausschließlich für Wohnmobile sei und parkende PKW kostenpflichtig entfernt werden würden.

Hinweisschild am Col de la Pierre

So ein Schild würden wir uns für alle Wohnmobilstellplätze wünschen, egal ob in Frankreich oder in Deutschland! Wir schalteten unseren Kühlschrank auf Strom um und genossen den Abend im Nebel mit wechselndem Kuh- und Ziegenglockengeläute. Verwirrtes Smiley

Nebel am Col de la PierreSchafe am Col de la Pierre

nach Spanien über den Col de la Pierre Unsere Frankreich-Diagonal-Tour fand hier ihr Ende. Über den Pass verläuft die Grenze zu Spanien.

Karte Frankreich diagonal

written by Ingrid
photos taken with iPhone and Mobistel Cyrus F9

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen (ist repariert!) und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.