Zu den “Picos de Europa”

Am nächsten Morgen packten die Jakobswegpilger ihr Zelt und ihr Hab und Gut zusammen. Die Frau brauchte mindestens eine halbe Stunde, bis sie ihren Rucksack fertig hatte. Dann machten sie sich auf ihren noch langen Weiterweg. Der Mann war eindeutig jenseits der 70, die Frau noch um einiges jünger. Respekt!

weiter pilgern...

Wir packten auch zusammen. Eigentlich hatten wir ja nach Bilbao gewollt. Die Infos, die wir in der Rezeption des Campingplatzes bekamen, sahen allerdings so aus, dass wir mit dem Bus, der 100m vom Campingplatz aus fuhr, nur bis in die nächste Kleinstadt kamen. Dort mussten wir umsteigen in den Bus nach Bilboa. Der fuhr aber nicht bis zum Guggenheim-Museum (wo wir hinwollten) und auch nicht zur Altstadt, sondern nur bis zum Fußballstadion. Von da aus wäre es noch jeweils ca. eine halbe Stunde zu laufen gewesen. Vielleicht hätte es auch einen weiteren Bus gegeben, aber diese Info erhielten wir nicht. Das alles war uns zu zeitraubend und zu anstrengend, zumal die Wettervorhersage über 30°C vorhersagte. Wir sind ja (leider?) nicht mehr 20, das macht sich ab und zu bemerkbar. Trauriges Smiley Und das ist ein Nachteil der Reiserei mit Fix und Boxi statt mit Oscarlotta: Wir haben Flitzi, unseren Smart, nicht dabei. Mit ihm wäre es kein Problem gewesen, mal eben nach Bilbao zu fahren. Nun ja, alles kann man nicht haben und ohne Kompromisse geht es eben nicht. Also keine moderne Kunst!

Die Fahrt entschädigte uns dann für den Verzicht. Ein Stück fuhren wir über die mautfreie A8, auch in der Hoffnung, dort eine Tankstelle mit LPG zu finden. Die sind nämlich rar gesät hier im Norden Spaniens! Unsere App verweist auf diverse Cepsa-Tankstellen, die aber dann entweder unauffindbar sind oder trotzdem kein LPG haben. Torrelavega war die erste sinnvolle Gelegenheit, die Autobahn zu verlassen, um über Nationalstraßen weiterzufahren und wieder durch kleine Städte und Dörfer und noch einmal in die Nähe des Meeres zu kommen. Direkt nach der Abfahrt gab es am ersten Kreisverkehr eine Shell-Tankstelle mit LPG!!! Wir wussten, dass an den neueren LPG-Tankstellen in Spanien zum Betanken der Wynen-Gasflasche ein neuer Adapter benötigt wird. Wir hatten ihn auch noch bestellt, aber etwas zu spät daran gedacht und natürlich kam er nicht mehr rechtzeitig vor unserer Abfahrt. Ein kurzer Blick reichte, um zu sehen, dass wir ihn hier brauchen würden! Uschi ging in den Kassenraum und kam mit einer jungen Angestellten zurück, die ein ganzes Sortiment der verschiedensten Adapter bei sich hatte. Draufgeschraubt – und wir konnten ohne Probleme befüllen.

unterwegs Wir fuhren durch 5 oder 6 belebte und nett ausschauende Urlaubsorte am Meer und bogen dann rechtwinklig ab ins Landesinnere. Die „Picos de Europa“ waren unser Ziel. Dort wollte vor allem Uschi schon lange hin. Auf der Rückfahrt unserer Spanien-/Portugalrund reise 2008/09 waren wir in der Nähe vorbeigekommen, hatten damals aber nicht mehr genug Zeit. Aber dieses Mal! Es dauerte auch gar nicht lange, bis die Straße schmaler wurde, kurviger wurde, in Serpentinen bergauf führte. Wir durchquerten die „Desfiladero de la Hermida“, eine Schlucht, durch die ein Fluss fließt. Wir hatten ihn mal auf der linken und mal auf der rechten Seite und entsprechend auch die Felsüberhänge. Ja, es fuhren dort auch (Ausflugs-) Busse, aber die brauchten fast die gesamte Straßenbreite, wenn die Überhänge auf ihrer Fahrbahnseite waren. Auch wir mussten weit über die Mittellinie ausweichen, wenn die Felswand rechts war. Da die Straße sehr kurvig war, konnte man nicht wirklich sehen, ob und vor allem wer einem entgegenkam. Langsam fahren war angesagt, achtsam sein und vor allem bremsbereit! 50km laaang war diese Fahrt bis auf eine Höhe von nuuur knapp 300 Metern.

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Inzwischen befanden wir uns in der autonomen Region Kantabrien und der Nationalpark „Picos de Europa“ stellt die Ausläufer der Kantabrischen Kordilleren (Cordillera Cantabrica) zum Atlantik hin dar. Auf einer sehr kompakten Fläche befinden sich etwa 200 Gipfel über 2.000 m Höhe. Der höchste Gipfel des Gebirges ist der Torre de Cerredo mit 2.648 m. Die Nähe zum Atlantik macht einen besonderen Reiz für viele Urlauber aus, ist es doch möglich, Gebirge und Meer an einem Tag haben zu können.

Es war wirklich warm an diesem Tag, aber dank unserer Klimaanlage in Big Fix bekamen wir davon nichts mit. Das änderte sich SCHLAGartig, als wir spontan an einem Informationsgebäude anhielten und ausstiegen und uns eine Wand von heißer Luft empfing. Wieso war es in den Bergen SO warm??? Der Wind war wüstenartig, so etwas haben wir noch nirgendwo erlebt. Wir flüchteten uns in die Ausstellung, die überraschend groß und kostenfrei war. Über drei Etagen erfährt man alles, was es über den Nationalpark zu erfahren gibt. Sehr anschaulich gemacht mit schönen Ausblicken auf die Berge.

Informationscenter Picos als ModellNationalparks in Spanien

So schnell wir konnten liefen wir danach zu unserer Klimaanlage zurück und fuhren die letzten Kilometer bis Potes. Wir hatten wieder Glück und der Campingplatz “La Viorna” hatte noch freie Parzellen. Am Abend dann nicht mehr, außer vielleicht für ein winziges Zelt. Auch hier war wieder spürbar, dass der Platz 1. aus einer früheren Camping-Ära ist und dass 2. die Saison kurz und 3. die Nachfrage so groß ist, dass man möglichst viele Einheiten auf möglichst kleiner Fläche unterbringen muss. Dazu kommt, dass der Platz, am Berg liegend, terrassenförmig angelegt ist. Auch für die Straßen wurde so wenig Platz vergeudet wie möglich, deswegen gab es ein Einbahnstraßensystem. Das war vor allem für die Kinder von Vorteil, die mit ihren Rollern, Skateboards und Fahrrädern bergab von einer Terrasse zur anderen sausen konnten, ohne Gefahr zu laufen, nach der Kurve in ein entgegenkommendes Fahrzeug zu fahren. Wir entschieden uns für den letzten Platz einer dieser Straßen (-kurven) und ja, wir haben einen Roller dabei! Laut lachen Es war aber hauptsächlich die Aussicht, die uns lockte und die Tatsache, so nur einen unmittelbaren Nachbarn zu haben.

Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Hinweisschilder in Kreuzstich :-)Hinweisschilder in Kreuzstich :-)Übersichtsplanunser Platzunsere PlatznummerAusblick nach hintenAusblick nach rechtseine kleine Oscarlotta ;-)steile Straßeein Zeltplatz ;-)mehrere Zeltplätze ;-)Zugang zu den Zeltplätzen ;-)

Abenteuerlich war es, unser Stromkabel zu verlegen. Der nächste Stromkasten stand nämlich auf der Höhe der nächsten Straße über uns und der Hang war sehr steil! Erst als Uschi mit dem Kabel die Kurve entlang dorthin gelaufen war, entdeckten wir die Treppe. Die kletterte sie dann vorsichtig, gleichzeitig das Kabel verlegend, hinunter, ich nahm es unten am Fuß der Mauer entgegen und dann musste Uschi über drei etwas aus der Mauer herausragende Pflastersteine irgendwie auch nach unten gelangen. Weniger sportliche Menschen (ich z. B.) hätten die Treppe wieder hochlaufen und außen rum gehen müssen. Erstauntes Smiley

Strom

Und das alles bei diesen immer noch gleichhohen Temperaturen. Ich fragte die Rezeptionistin, ob das normal sei für diese Jahreszeit? Nein, das hätten sie nur wenige Tage im Jahr! Wir setzten uns, sobald es ging, in den Schatten eines Baumes, den wir zum Glück auf unserem Platz hatten. Noch nie habe ich es erlebt, dass ein kräftiger Wind keine Kühlung bringt! Dieser Wind war wie ein auf höchste Warmluftstufe eingestellter Föhn. Ein paar Stunden litten wir still und antriebslos vor uns hin und dann, nach Sonnenuntergang, kühlte es völlig unerwartet wie nach einem Gewitter spürbar ab! Mit unserer Ventilator-Dachluke und einer kleinen 12-Volt-Klimaanlage hatten wir in Boxi in kürzester Zeit eine sehr angenehme Schlaftemperatur. Wir fielen früh völlig geschafft in unser Alkovenbett!

Sonnenuntergang

POTES; Campingplatz “La Viorna”; terrassenförmig angelegter Platz mit 110 Parzellen auf Sand-/Grasboden; teilweise schattig unter niedrigen Bäumen; in fußläufiger Entfernung zu Potes; Schwimmbad, Restaurant, kleiner Einkaufsladen; mittlere Preiskategorie, ACSI-Vergünstigung vom 1. Sept. bis 1. Nov. und vom 1. April bis 30. Juni (€17); Mietunterkünfte

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

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Ans Meer!!!

Wir wollten endlich ans Meer! Zumindest mal kurz gucken! Also ging es von Pamplona gen Norden Richtung San Sebastián. Die Landschaft war wieder wunderschön.

unterwegsunterwegsunterwegs

Unser Tommie führte uns zielsicher durch ein kleines Dörfchen, über den „Marktplatz“, links an der Kirche vorbei und dann war klar, dass wir weder weiterfahren sollten noch weiterfahren konnten. Die beiden letzten Häuser standen so dicht beieinander, dass nicht nur Oscarlotta da nicht durchgepasst hätte, sondern auch Fix und Boxi keine Chance mehr hatten. Die Straße ging in einen Feldweg über, es kamen uns Leute mit Rädern entgegen, die etwas erstaunt guckten und uns blieb nichts anderes übrig, als rückwärts bis zum Marktplatz zurückzufahren und dann eine andere Straße zu versuchen.

unterwegs

Irgendwann waren wir wieder auf der Hauptstraße! Jetzt brauchten wir nur noch einen geeigneten Frühstücksplatz, mit Aussicht bitte und im Schatten! Zwinkerndes Smiley Nach einer geraumen Zeit vergeblichen Ausschauhaltens machten wir Abstriche und gaben uns mit Aussicht zufrieden. Davon gab es mehr als Schatten!

unterwegsunterwegs

Kaum hatten wir fertig gefrühstückt, stand ein Mann vor unserer offenen Tür. Offensichtlich wollte er etwas und hielt erklärend sein Smartphone hoch. Ob wir französisch sprechen würden? Oui, un peu, un petit peu! Er erklärte mir, dass er sich für so eine Kabine auf einem Pickup-Truck interessiere, fragte, ob sie absetzbar sei und noch so einiges, was ich dann eindeutig nicht mehr verstand! Er fuhr einen VW-Bus, der auf der anderen Straßenseite stand. Ob er Fotos machen dürfe? Ja klar, ich schloss die Tür und zeigte ihm den Aufkleber von Tischer. Nachdem er den und einige weitere Details fotografiert hatte, bedankte er sich höflich und wir fuhren weiter.

Und plötzlich sahen wir den Atlantik! Die andere Seite als letztes Jahr. Diesmal den „Golfo de Vizcaya“. Und es war unverkennbar, dass Urlaubszeit war! Anhalten, um einen Kaffee zu trinken? Keine Chance! Wir hielten, weil die Ampel vor uns rot war oder weil Unmengen von vom Strand zurückkehrenden Menschen über den Zebrastreifen wollten. Wir hielten direkt neben einer Eisdiele, das war besonders gemein! Aber wir brauchten gar nicht erst zu versuchen, einen Parkplatz zu finden. Ich erinnerte mich, dass ich das vor 25 Jahren schon mit meiner Ente in San Sebastián nicht geschafft hatte.

Unser Tagesziel war der Campingplatz von Zarautz. Er sah vielversprechend aus im ACSI-Campingführer, weit über der Stadt mit Blick aufs Meer. Okay, einen Platz in der ersten Reihe würden wir wohl nicht bekommen. Wir bekamen gar keinen!!! „We are full“, beschied uns der junge Mann vor dem Campingplatz und wir fuhren um den kleinen Kreisverkehr herum und den Berg wieder runter!

unterwegs

Im Ort steppte der Bär. Ja gut, vielleicht hätte es uns hier ja auch gar nicht so gut gefallen! Smiley mit geöffnetem Mund Wir fuhren weiter an der Küste entlang Richtung Bilbao. Überall dasselbe Bild, volle Strände, belebte Küstenorte. Eigentlich ja logisch, an der Nord- und Ostsee sieht es zur Zeit ja auch nicht anders aus.

Wir entschieden uns, mitten durch Bilbao durchzufahren, es war schließlich Sonntag. Es war aber offensichtlich auch ein Fußballspiel und die Fans liefen aus allen Richtungen zum Stadion, an dem wir vorbeifahren mussten. Das hatte für uns den Vorteil, dass wir in aller Ruhe nach rechts und nach links schauen, das Guggenheim-Museum bestaunen konnten und noch so einiges mehr. Der Campingplatz in Islares warb damit, dass man per Bus nach Bilbao reinfahren könnte. Schön zu wissen, aber würden wir dort einen Platz bekommen??? Er lag auch am Meer! Wir fuhren die letzten Meter im Slalom um die sehr kreativ geparkten spanischen PKWs herum. Dann ging es eine steile Zufahrt hinunter und wir waren nicht sicher, wie wir da wieder umkehren und zurückfahren könnten, falls der Platz „full“ sein würde. War er aber nicht, Glück gehabt! Wir konnten uns einen Platz aussuchen, was wir vorsichtshalber zu Fuß machten und standen dann gar nicht schlecht auf einer Wiese mit tollem Blick auf einen grandiosen Felsen. Neben uns Deutsche mit Kastenwagen, hinter uns Jakobswegpilger mit Zelt und Wanderrucksäcken. Gegenüber kam ein wildbemalter Düdo mit spanischem Kennzeichen an, offenbar zum Wohnmobil ausgebaut. Ganz junge Leute mit Säugling, die zur Hecktür ohne Treppe ein- und ausstiegen. Ein wenig konnten wir hineinschauen, es gab nur ein Fenster, ein Querbett, zwei kleine Schränke und ein Porta-Potti. Ähnlich spartanisch haben wir auch einmal angefangen, Uschi im T2 und ich mit Ente und Zelt. Smiley

IslaresIslaresIslares

Wir machten einen kleinen Erkundungsgang. In der Beschreibung des Campingplatzes stand, dass der Strand je nach den Gezeiten vorhanden oder eben nicht sei. Es war offensichtlich Flut und die spanischen (Groß-) Familien bevölkerten sämtliche verfügbaren Wiesen. Es gab ein Restaurant und sonst nichts, der eigentliche Ort war ein ganzes Stück weg. Der Campingplatz hatte einen kleinen Laden mit sehr überschaubarem Angebot, die Sanitäranlagen waren einfachst, das Campingplatzlokal war übervoll mit Männern, die, teilweise in Trikots oder wenigstens mit rot-weißen Schals (wir haben Hochsommer!), Fußball schauten. Original spanisches Leben, das hatten wir bisher nur in der Semana Santa (Woche vor Ostern). Spanisch war auch die Absicherung eines durchaus tiefen und gefährlichen Lochs mitten auf einer der Liegewiesen! In Deutschland völlig undenkbar!!! Erstauntes Smiley

IslaresIslaresIslaresIslaresIslaresIslares

ISLARES; Campingplatz „Playa Arenellas“ mit 120 Parzellen auf Wiese; teilweise schattig unter niedrigen Bäumen; 200m bis zum Sandstrand (nur bei Ebbe vorhanden, größerer Strand etwas weiter entfernt), 100m bis zur Bushaltestelle nach Bilbao; Restaurant, kleiner Einkaufsladen; mittlere Preiskategorie, ACSI-Vergünstigung vom 24. Aug. bis 30. Sept. und vom 1. April bis 7. Juli (€19); Mietunterkünfte

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.