Zu den “Picos de Europa”

Am nächsten Morgen packten die Jakobswegpilger ihr Zelt und ihr Hab und Gut zusammen. Die Frau brauchte mindestens eine halbe Stunde, bis sie ihren Rucksack fertig hatte. Dann machten sie sich auf ihren noch langen Weiterweg. Der Mann war eindeutig jenseits der 70, die Frau noch um einiges jünger. Respekt!

weiter pilgern...

Wir packten auch zusammen. Eigentlich hatten wir ja nach Bilbao gewollt. Die Infos, die wir in der Rezeption des Campingplatzes bekamen, sahen allerdings so aus, dass wir mit dem Bus, der 100m vom Campingplatz aus fuhr, nur bis in die nächste Kleinstadt kamen. Dort mussten wir umsteigen in den Bus nach Bilboa. Der fuhr aber nicht bis zum Guggenheim-Museum (wo wir hinwollten) und auch nicht zur Altstadt, sondern nur bis zum Fußballstadion. Von da aus wäre es noch jeweils ca. eine halbe Stunde zu laufen gewesen. Vielleicht hätte es auch einen weiteren Bus gegeben, aber diese Info erhielten wir nicht. Das alles war uns zu zeitraubend und zu anstrengend, zumal die Wettervorhersage über 30°C vorhersagte. Wir sind ja (leider?) nicht mehr 20, das macht sich ab und zu bemerkbar. Trauriges Smiley Und das ist ein Nachteil der Reiserei mit Fix und Boxi statt mit Oscarlotta: Wir haben Flitzi, unseren Smart, nicht dabei. Mit ihm wäre es kein Problem gewesen, mal eben nach Bilbao zu fahren. Nun ja, alles kann man nicht haben und ohne Kompromisse geht es eben nicht. Also keine moderne Kunst!

Die Fahrt entschädigte uns dann für den Verzicht. Ein Stück fuhren wir über die mautfreie A8, auch in der Hoffnung, dort eine Tankstelle mit LPG zu finden. Die sind nämlich rar gesät hier im Norden Spaniens! Unsere App verweist auf diverse Cepsa-Tankstellen, die aber dann entweder unauffindbar sind oder trotzdem kein LPG haben. Torrelavega war die erste sinnvolle Gelegenheit, die Autobahn zu verlassen, um über Nationalstraßen weiterzufahren und wieder durch kleine Städte und Dörfer und noch einmal in die Nähe des Meeres zu kommen. Direkt nach der Abfahrt gab es am ersten Kreisverkehr eine Shell-Tankstelle mit LPG!!! Wir wussten, dass an den neueren LPG-Tankstellen in Spanien zum Betanken der Wynen-Gasflasche ein neuer Adapter benötigt wird. Wir hatten ihn auch noch bestellt, aber etwas zu spät daran gedacht und natürlich kam er nicht mehr rechtzeitig vor unserer Abfahrt. Ein kurzer Blick reichte, um zu sehen, dass wir ihn hier brauchen würden! Uschi ging in den Kassenraum und kam mit einer jungen Angestellten zurück, die ein ganzes Sortiment der verschiedensten Adapter bei sich hatte. Draufgeschraubt – und wir konnten ohne Probleme befüllen.

unterwegs Wir fuhren durch 5 oder 6 belebte und nett ausschauende Urlaubsorte am Meer und bogen dann rechtwinklig ab ins Landesinnere. Die „Picos de Europa“ waren unser Ziel. Dort wollte vor allem Uschi schon lange hin. Auf der Rückfahrt unserer Spanien-/Portugalrund reise 2008/09 waren wir in der Nähe vorbeigekommen, hatten damals aber nicht mehr genug Zeit. Aber dieses Mal! Es dauerte auch gar nicht lange, bis die Straße schmaler wurde, kurviger wurde, in Serpentinen bergauf führte. Wir durchquerten die „Desfiladero de la Hermida“, eine Schlucht, durch die ein Fluss fließt. Wir hatten ihn mal auf der linken und mal auf der rechten Seite und entsprechend auch die Felsüberhänge. Ja, es fuhren dort auch (Ausflugs-) Busse, aber die brauchten fast die gesamte Straßenbreite, wenn die Überhänge auf ihrer Fahrbahnseite waren. Auch wir mussten weit über die Mittellinie ausweichen, wenn die Felswand rechts war. Da die Straße sehr kurvig war, konnte man nicht wirklich sehen, ob und vor allem wer einem entgegenkam. Langsam fahren war angesagt, achtsam sein und vor allem bremsbereit! 50km laaang war diese Fahrt bis auf eine Höhe von nuuur knapp 300 Metern.

zu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europazu den Picos de Europa

Inzwischen befanden wir uns in der autonomen Region Kantabrien und der Nationalpark „Picos de Europa“ stellt die Ausläufer der Kantabrischen Kordilleren (Cordillera Cantabrica) zum Atlantik hin dar. Auf einer sehr kompakten Fläche befinden sich etwa 200 Gipfel über 2.000 m Höhe. Der höchste Gipfel des Gebirges ist der Torre de Cerredo mit 2.648 m. Die Nähe zum Atlantik macht einen besonderen Reiz für viele Urlauber aus, ist es doch möglich, Gebirge und Meer an einem Tag haben zu können.

Es war wirklich warm an diesem Tag, aber dank unserer Klimaanlage in Big Fix bekamen wir davon nichts mit. Das änderte sich SCHLAGartig, als wir spontan an einem Informationsgebäude anhielten und ausstiegen und uns eine Wand von heißer Luft empfing. Wieso war es in den Bergen SO warm??? Der Wind war wüstenartig, so etwas haben wir noch nirgendwo erlebt. Wir flüchteten uns in die Ausstellung, die überraschend groß und kostenfrei war. Über drei Etagen erfährt man alles, was es über den Nationalpark zu erfahren gibt. Sehr anschaulich gemacht mit schönen Ausblicken auf die Berge.

Informationscenter Picos als ModellNationalparks in Spanien

So schnell wir konnten liefen wir danach zu unserer Klimaanlage zurück und fuhren die letzten Kilometer bis Potes. Wir hatten wieder Glück und der Campingplatz “La Viorna” hatte noch freie Parzellen. Am Abend dann nicht mehr, außer vielleicht für ein winziges Zelt. Auch hier war wieder spürbar, dass der Platz 1. aus einer früheren Camping-Ära ist und dass 2. die Saison kurz und 3. die Nachfrage so groß ist, dass man möglichst viele Einheiten auf möglichst kleiner Fläche unterbringen muss. Dazu kommt, dass der Platz, am Berg liegend, terrassenförmig angelegt ist. Auch für die Straßen wurde so wenig Platz vergeudet wie möglich, deswegen gab es ein Einbahnstraßensystem. Das war vor allem für die Kinder von Vorteil, die mit ihren Rollern, Skateboards und Fahrrädern bergab von einer Terrasse zur anderen sausen konnten, ohne Gefahr zu laufen, nach der Kurve in ein entgegenkommendes Fahrzeug zu fahren. Wir entschieden uns für den letzten Platz einer dieser Straßen (-kurven) und ja, wir haben einen Roller dabei! Laut lachen Es war aber hauptsächlich die Aussicht, die uns lockte und die Tatsache, so nur einen unmittelbaren Nachbarn zu haben.

Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Camping "La Viorna"Hinweisschilder in Kreuzstich :-)Hinweisschilder in Kreuzstich :-)Übersichtsplanunser Platzunsere PlatznummerAusblick nach hintenAusblick nach rechtseine kleine Oscarlotta ;-)steile Straßeein Zeltplatz ;-)mehrere Zeltplätze ;-)Zugang zu den Zeltplätzen ;-)

Abenteuerlich war es, unser Stromkabel zu verlegen. Der nächste Stromkasten stand nämlich auf der Höhe der nächsten Straße über uns und der Hang war sehr steil! Erst als Uschi mit dem Kabel die Kurve entlang dorthin gelaufen war, entdeckten wir die Treppe. Die kletterte sie dann vorsichtig, gleichzeitig das Kabel verlegend, hinunter, ich nahm es unten am Fuß der Mauer entgegen und dann musste Uschi über drei etwas aus der Mauer herausragende Pflastersteine irgendwie auch nach unten gelangen. Weniger sportliche Menschen (ich z. B.) hätten die Treppe wieder hochlaufen und außen rum gehen müssen. Erstauntes Smiley

Strom

Und das alles bei diesen immer noch gleichhohen Temperaturen. Ich fragte die Rezeptionistin, ob das normal sei für diese Jahreszeit? Nein, das hätten sie nur wenige Tage im Jahr! Wir setzten uns, sobald es ging, in den Schatten eines Baumes, den wir zum Glück auf unserem Platz hatten. Noch nie habe ich es erlebt, dass ein kräftiger Wind keine Kühlung bringt! Dieser Wind war wie ein auf höchste Warmluftstufe eingestellter Föhn. Ein paar Stunden litten wir still und antriebslos vor uns hin und dann, nach Sonnenuntergang, kühlte es völlig unerwartet wie nach einem Gewitter spürbar ab! Mit unserer Ventilator-Dachluke und einer kleinen 12-Volt-Klimaanlage hatten wir in Boxi in kürzester Zeit eine sehr angenehme Schlaftemperatur. Wir fielen früh völlig geschafft in unser Alkovenbett!

Sonnenuntergang

POTES; Campingplatz “La Viorna”; terrassenförmig angelegter Platz mit 110 Parzellen auf Sand-/Grasboden; teilweise schattig unter niedrigen Bäumen; in fußläufiger Entfernung zu Potes; Schwimmbad, Restaurant, kleiner Einkaufsladen; mittlere Preiskategorie, ACSI-Vergünstigung vom 1. Sept. bis 1. Nov. und vom 1. April bis 30. Juni (€17); Mietunterkünfte

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

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Ans Meer!!!

Wir wollten endlich ans Meer! Zumindest mal kurz gucken! Also ging es von Pamplona gen Norden Richtung San Sebastián. Die Landschaft war wieder wunderschön.

unterwegsunterwegsunterwegs

Unser Tommie führte uns zielsicher durch ein kleines Dörfchen, über den „Marktplatz“, links an der Kirche vorbei und dann war klar, dass wir weder weiterfahren sollten noch weiterfahren konnten. Die beiden letzten Häuser standen so dicht beieinander, dass nicht nur Oscarlotta da nicht durchgepasst hätte, sondern auch Fix und Boxi keine Chance mehr hatten. Die Straße ging in einen Feldweg über, es kamen uns Leute mit Rädern entgegen, die etwas erstaunt guckten und uns blieb nichts anderes übrig, als rückwärts bis zum Marktplatz zurückzufahren und dann eine andere Straße zu versuchen.

unterwegs

Irgendwann waren wir wieder auf der Hauptstraße! Jetzt brauchten wir nur noch einen geeigneten Frühstücksplatz, mit Aussicht bitte und im Schatten! Zwinkerndes Smiley Nach einer geraumen Zeit vergeblichen Ausschauhaltens machten wir Abstriche und gaben uns mit Aussicht zufrieden. Davon gab es mehr als Schatten!

unterwegsunterwegs

Kaum hatten wir fertig gefrühstückt, stand ein Mann vor unserer offenen Tür. Offensichtlich wollte er etwas und hielt erklärend sein Smartphone hoch. Ob wir französisch sprechen würden? Oui, un peu, un petit peu! Er erklärte mir, dass er sich für so eine Kabine auf einem Pickup-Truck interessiere, fragte, ob sie absetzbar sei und noch so einiges, was ich dann eindeutig nicht mehr verstand! Er fuhr einen VW-Bus, der auf der anderen Straßenseite stand. Ob er Fotos machen dürfe? Ja klar, ich schloss die Tür und zeigte ihm den Aufkleber von Tischer. Nachdem er den und einige weitere Details fotografiert hatte, bedankte er sich höflich und wir fuhren weiter.

Und plötzlich sahen wir den Atlantik! Die andere Seite als letztes Jahr. Diesmal den „Golfo de Vizcaya“. Und es war unverkennbar, dass Urlaubszeit war! Anhalten, um einen Kaffee zu trinken? Keine Chance! Wir hielten, weil die Ampel vor uns rot war oder weil Unmengen von vom Strand zurückkehrenden Menschen über den Zebrastreifen wollten. Wir hielten direkt neben einer Eisdiele, das war besonders gemein! Aber wir brauchten gar nicht erst zu versuchen, einen Parkplatz zu finden. Ich erinnerte mich, dass ich das vor 25 Jahren schon mit meiner Ente in San Sebastián nicht geschafft hatte.

Unser Tagesziel war der Campingplatz von Zarautz. Er sah vielversprechend aus im ACSI-Campingführer, weit über der Stadt mit Blick aufs Meer. Okay, einen Platz in der ersten Reihe würden wir wohl nicht bekommen. Wir bekamen gar keinen!!! „We are full“, beschied uns der junge Mann vor dem Campingplatz und wir fuhren um den kleinen Kreisverkehr herum und den Berg wieder runter!

unterwegs

Im Ort steppte der Bär. Ja gut, vielleicht hätte es uns hier ja auch gar nicht so gut gefallen! Smiley mit geöffnetem Mund Wir fuhren weiter an der Küste entlang Richtung Bilbao. Überall dasselbe Bild, volle Strände, belebte Küstenorte. Eigentlich ja logisch, an der Nord- und Ostsee sieht es zur Zeit ja auch nicht anders aus.

Wir entschieden uns, mitten durch Bilbao durchzufahren, es war schließlich Sonntag. Es war aber offensichtlich auch ein Fußballspiel und die Fans liefen aus allen Richtungen zum Stadion, an dem wir vorbeifahren mussten. Das hatte für uns den Vorteil, dass wir in aller Ruhe nach rechts und nach links schauen, das Guggenheim-Museum bestaunen konnten und noch so einiges mehr. Der Campingplatz in Islares warb damit, dass man per Bus nach Bilbao reinfahren könnte. Schön zu wissen, aber würden wir dort einen Platz bekommen??? Er lag auch am Meer! Wir fuhren die letzten Meter im Slalom um die sehr kreativ geparkten spanischen PKWs herum. Dann ging es eine steile Zufahrt hinunter und wir waren nicht sicher, wie wir da wieder umkehren und zurückfahren könnten, falls der Platz „full“ sein würde. War er aber nicht, Glück gehabt! Wir konnten uns einen Platz aussuchen, was wir vorsichtshalber zu Fuß machten und standen dann gar nicht schlecht auf einer Wiese mit tollem Blick auf einen grandiosen Felsen. Neben uns Deutsche mit Kastenwagen, hinter uns Jakobswegpilger mit Zelt und Wanderrucksäcken. Gegenüber kam ein wildbemalter Düdo mit spanischem Kennzeichen an, offenbar zum Wohnmobil ausgebaut. Ganz junge Leute mit Säugling, die zur Hecktür ohne Treppe ein- und ausstiegen. Ein wenig konnten wir hineinschauen, es gab nur ein Fenster, ein Querbett, zwei kleine Schränke und ein Porta-Potti. Ähnlich spartanisch haben wir auch einmal angefangen, Uschi im T2 und ich mit Ente und Zelt. Smiley

IslaresIslaresIslares

Wir machten einen kleinen Erkundungsgang. In der Beschreibung des Campingplatzes stand, dass der Strand je nach den Gezeiten vorhanden oder eben nicht sei. Es war offensichtlich Flut und die spanischen (Groß-) Familien bevölkerten sämtliche verfügbaren Wiesen. Es gab ein Restaurant und sonst nichts, der eigentliche Ort war ein ganzes Stück weg. Der Campingplatz hatte einen kleinen Laden mit sehr überschaubarem Angebot, die Sanitäranlagen waren einfachst, das Campingplatzlokal war übervoll mit Männern, die, teilweise in Trikots oder wenigstens mit rot-weißen Schals (wir haben Hochsommer!), Fußball schauten. Original spanisches Leben, das hatten wir bisher nur in der Semana Santa (Woche vor Ostern). Spanisch war auch die Absicherung eines durchaus tiefen und gefährlichen Lochs mitten auf einer der Liegewiesen! In Deutschland völlig undenkbar!!! Erstauntes Smiley

IslaresIslaresIslaresIslaresIslaresIslares

ISLARES; Campingplatz „Playa Arenellas“ mit 120 Parzellen auf Wiese; teilweise schattig unter niedrigen Bäumen; 200m bis zum Sandstrand (nur bei Ebbe vorhanden, größerer Strand etwas weiter entfernt), 100m bis zur Bushaltestelle nach Bilbao; Restaurant, kleiner Einkaufsladen; mittlere Preiskategorie, ACSI-Vergünstigung vom 24. Aug. bis 30. Sept. und vom 1. April bis 7. Juli (€19); Mietunterkünfte

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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

Hola España!!!

Am Tage unserer Abfahrt vom Col de la Pierre Saint-Martin hatten wir wieder herrlichsten Sonnenschein und einen Flugzeugblick auf die Wolken im Tal.

Ausblick von oben

Diesmal hatte Uschi das Vergnügen der Passfahrt und sie hatte eindeutig den besseren Part als ich bei der Hinfahrt. Oder auch nicht!? Immerhin konnte ich diesmal die Aussicht genießen und musste ihr nicht sagen, ob die Kurven nach rechts oder nach links gehen. Und die Aussicht war grandios!!! Über eine lange Strecke hatten wir das Gefühl, in Nordamerika unterwegs zu sein! Es fehlten nur die dort so zahlreich vertretenen Seen. Ich habe letzten Sommer mehrfach gesagt, dass wir (fast) alle diese tollen Landschaften in Europa auch haben und das bestätigt sich immer wieder. Auf dieser Strecke auf jeden Fall.

wie in Kanada!

Auf der Suche nach einem geeigneten Frühstücksplatz hatten wir Erfolg bei der Einfahrt in ein kleines Bergstädtchen. Es gab einen Picknickplatz unter Bäumen und zwei Bänke mit Ausblick auf die Stadt. Kurz vorher waren uns am Straßenrand drei ältere Spanierinnen entgegengekommen, die offensichtlich vor dem Mittagessen noch einen kleinen Spaziergang machten. Ich vermutete, dass sie bestimmt vorher auf einer der Bänke gesessen hatten. Wir waren fast fertig mit unserem Frühstück, als wir sie zurückkommen hörten. Das spanische Geschnatter hörte nicht auf und als wir Boxi verließen, saßen sie (wieder?) auf einer Bank. Nach einem freundlichen „buenos días“ unsererseits entspann sich sofort eine kleine Unterhaltung. Wo wir denn hin wollten? Zu einem Freund in der Nähe von Palencia. Valencia? Nein, Palencia. Ah, con pe! Laut lachen Als wir unseren Fahrradträger herunterließen, kam dann sehr erstaunt noch die Frage, ob wir denn keine Männer dabei hätten??? Für spanische Frauen, deutlich älter als wir, eine wohl schier unvorstellbare Konstellation, zwei auch nicht mehr ganz junge Frauen allein mit einem Wohnmobil in „der Fremde“ unterwegs. Zwinkerndes Smiley

Gesättigt und vergnügt ob dieser netten Begegnung fuhren wir die restliche Strecke bis nach Pamplona. Es ging durch die Sierra de Abodi, also in Serpentinen hinauf und wieder hinunter. Wir befanden uns auf dem Camino de Santiago bzw. auf einem davon. In Pamplona treffen nämlich drei der Hauptwege aufeinander und die Stadt ist eine wichtige Zwischenstation und voll mit Pilgern. Ständig überholten wir welche oder sahen sie an der Straße in einem Lokal sitzen. Ab und zu besagte ein Hinweisschild, dass es wieder einen Abzweig in den Wald gibt, aber über große Strecken mussten sie an der Straße entlang laufen. Das ist schon ein Projekt!!! Die Hardcore-Variante bedeutet, im Hochsommer mit Wanderrucksack, Isomatte und evtl. Zelt Hunderte von Kilometern zu laufen, entweder am Stück, was Wochen braucht oder über Jahre verteilt in Etappen. Zwar bekommt die Urkunde, die Compostela, wer mindestens die letzten 100km gelaufen oder 200km mit dem Fahrrad gefahren ist und dies mit Stempeln in seinem Pilgerausweis beweisen kann, aber den meisten wird das sicher nicht ausreichen. Obwohl ich 100km ja schon viel finde! Eine beliebte Wohnmobilvariante ist, einer läuft und einer fährt. Da hat man dann sein eigenes Bett dabei, braucht nur einen Tagesrucksack und muss sich nicht um die Verpflegung kümmern. Denn das stelle ich mir echt schwierig vor! Kochen geht nicht, viele Lebensmittel herumschleppen auch nicht, die Herbergen sind überfüllt und in Massenunterkünften mit zwar gleichgesinnten, aber dennoch fremden Menschen zu nächtigen ist ja auch nicht jedermanns Geschmack. Trotzdem vermittelt vermutlich nur dies inklusive 20kg-Rucksack das originale und gewünschte Pilgererlebnis. Eine Freundin von mir hat es vor Jahren gemacht, im Sommer, alleine, in knapp 5 Wochen von Aachen bis Santiago de Compostela!!! Sie hatte meine absolute Hochachtung!

Symbol des JakobswegesJakobswegpilgerer

Wir fuhren auf den Campingplatz „Ezcaba“, 7km von Pamplona entfernt. Es gibt zwar auch einen Wohnmobilstellplatz, aber auch der liegt außerhalb der Stadt und unbewacht wollten wir unser Zuhause nicht gerne stehen lassen. Von den Campingplätzen am Mittelmeer wissen wir, dass sie im Sommer gerne mal 60 Euro pro Nacht kosten. Hier, nahe einer beliebten Stadt, wollte man „nur“ €13/Person und €11,40/Wohnmobil. Dummerweise hatten wir die Frage nach Strom mit ja beantwortet, ohne nach dem Preis zu fragen. Der betrug nämlich satte 6 Euro pro Tag!!! Ich möchte nicht wissen, was der Campingplatz zu „San Fermin“ kostet, dem Fest, mit dem die Stadt gleichgesetzt wird. Der Schriftsteller Ernest Hemingway machte mit seinem ersten größeren Roman „Fiesta“ (ursprünglich „The Sun Also Rises“) 1926 diese spanische Tradition der Stierläufe und Stierkämpfe in aller Welt bekannt und der Erfolg des Romans machte ihn berühmt. Natürlich steht ein Denkmal vor der Stierkampfarena, eine Büste nur, nicht besonders schön, aber das ist die Arena auch nicht.

StierkampfarenaStierkampfarenaErnest Hemingway

Der Campingplatz ist groß mit über 500 Plätzen. Der eindeutig ältere Teil ist so, wie viele spanische Campingplätze der 60er/70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts angelegt wurden. Niedrig und in die Breite wachsende Bäume (dringend benötigte Schattenspender im Sommer) und kleine bis sehr kleine Parzellen. Damals reiste man mit kleinem PKW und Zelt, allenfalls mit einem kleinen Wohnwagen. Die Ausmaße der Wohnmobile von heute sprengen diese Plätze. Schon die Anfahrt der Parzellen ist oft unmöglich. Wer als Campingplatzbetreiber das Geld und die räumlichen Möglichkeiten hat, erweitert seinen Platz und schafft großzügige Stellplätze. So auch hier. Wobei von großzügig nicht so wirklich die Rede sein konnte! Und es gab noch keinerlei schattenspendenden Bewuchs. Deswegen war der alte Platzteil VOLL und der neue LEER. Ein amerikanisches Riesen-Mobil stand dort und ein normales hamburgisches. Strom gab es auch erst vereinzelt und so entschieden wir uns auch für eine parcela im alten Bereich. Wir hatten Glück und nur an drei Seiten Nachbarn. Erstauntes Smiley Dafür aber einen wirklich schönen Ausblick.

Camping "Ezcaba"Camping "Ezcaba"Camping "Ezcaba"

Am Tag unserer Ankunft passierte das Attentat auf den Ramblas in Barcelona! Genau dort, wo wir schon so oft gelaufen sind. Wenn man mit dem Zug nach Barcelona reinfährt, steigt man am Plaça de Catalunya aus und beginnt seinen Stadtrundgang genau dort, wo der Terrorist seine Gräueltat verübt hat. Nur dort ist es möglich, mit einem Fahrzeug in erfolgversprechender Geschwindigkeit auf die Ramblas zu fahren. Wie ein Mensch es fertigbringt, in voller Absicht in eine Menge harmloser Touristen, Kinder inbegriffen, zu fahren, ihren Tod nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern zu beabsichtigen, wird sich uns nie erschließen!!! Natürlich haben wir überlegt, ob wir wirklich, wie geplant, am nächsten Tag nach Pamplona reinfahren. Wir haben es dann gemacht, aber auch, wenn man sich von diesen schrecklichen Geschehnissen nicht beeinflussen lassen will, es bleibt das ungute Gefühl verlorener Unbeschwertheit.

Vom Campingplatz aus führt ein 1,5km langer Fußweg durch eine Parkanlage am Flüsschen entlang zur Bushaltestelle. Der Bus kam für spanische Verhältnisse fast pünktlich, mit nur zwölfminütiger Verspätung. Enttäuschtes Smiley Wir hatten einen Stadtplan und ich wollte nicht am ersten großen Platz in der Nähe der Altstadt aussteigen, sondern erst am zweiten, um der Zitadelle einen Besuch abzustatten. Der Platz kam aber irgendwie nicht! Eine Weile und einige Haltestellen später fuhren wir an der Zitadelle vorbei, der Bus bog nach links ab und langsam dämmerte uns, dass wir wohl immer weiter in die falsche Richtung fuhren! Also nichts wie raus, über die Straße und mit dem nächsten Bus der Linie 4 wieder zurück! Damit hatten wir die schönen preiswerten spanischen Bustarife natürlich für diesen Tag kaputt gemacht. Weinendes Smiley

Die Altstadt von Pamplona ist überschaubar groß und interessant mit vielen historischen Gebäuden. Endlich mal wieder eine typische spanische Stadt!

AltstadtAltstadtAltstadtAltstadtAltstadtAltstadt

Leider war vieles geschlossen, trotz Urlaubszeit. In der Kathedrale Santa Maria la Real hielten wir uns lange auf, ist ihr doch ein sehr gut gestaltetes Museum angeschlossen. Der Kreuzgang wurde leider gerade restauriert und war nur zum Teil begehbar.

Kathedrale Santa Maria la Realvor der Kathedrale Santa Maria la RealPlexiglasmodell der Kathedrale Santa Maria la RealFußboden in der Kathedrale Santa Maria la Realskizze der Kathedrale Santa Maria la RealFenster in der Kathedrale Santa Maria la RealKreuzgang der Kathedrale Santa Maria la RealKreuzgang der Kathedrale Santa Maria la RealKreuzgang der Kathedrale Santa Maria la RealKreuzgang der Kathedrale Santa Maria la Real

Interessant auch die Geschichte der bronzenen Turmglocken. „La Gabriela“ ist von 1519 und immer noch aktiv. Es gab sogar ein Extra-Haus für die Glöckner!

Glöcknerhausvor dem GlöcknerhausGlockenGlockeBlick auf die Stadt

Danach war spanische Mittagsessen- und Siestazeit! Die Geschäfte werden geschlossen, Rolläden aus Metall werden heruntergelassen und innerhalb von Minuten verwandelt sich eine bunte, belebte Einkaufsstraße in eine tote, hässliche, graffitiverschmierte, slumähnliche Gegend. Für uns immer wieder erstaunlich, denn Touristen sind ja den ganzen Tag in solchen Städten unterwegs und möchten sicher auch in der Zeit zwischen 14 und 17 Uhr einkaufen. Aber ihre Siesta ist den Spaniern heilig! Das war schon in unseren Wintern in Spanien immer unser Problem. Bis 14 Uhr schafften wir (ich!) nicht und um 18 Uhr ist es in Spanien dunkel! Natürlich kann man auch im Dunkeln bummeln und shoppen gehen, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln und/oder Fahrrad wieder zum Campingplatz zurück müssen ist die andere Nummer.

Hunger hatten wir inzwischen auch! Am alten Rathaus entdeckten wir ein kleines Bücher-Café und witzigerweise gab es dort Möhrenkuchen. Der ist in Spanien nicht sehr verbreitet. Der freundliche Wirt freute sich, seine drei Sätze in deutsch anwenden zu können und besonders freute er sich, dass uns sein „Karotte Kuchen“ so gut schmeckte. Verliebt Hier stand, neben dem Rathaus, ein Segment der Barrikaden, die bei den Stierläufen entlang der gesamten Strecke bis zur Stierkampfarena aufgestellt werden, zum Schutze der Zuschauer. Vor dem Café müssen die Stiere rechtwinklich abbiegen. Damit sie das auch tun und nicht geradeaus in die Schaulustigen laufen, sind die Barrieren hier in doppelter Linie vorhanden. Die Stiere kennen den Streckenverlauf nicht, sie rennen einfach und keiner von ihnen läuft die Strecke ein zweites Mal! Auf dem Pflaster der Straßen sind in Abständen Eisenplatten eingelassen, in deren Vertiefungen die langen Standbeine der Barrieren verankert werden. Wir waren nicht böse, dass das Fest bereits im Juli, wie jedes Jahr seit 1591, stattgefunden hatte. Die Stadt explodiert dann und obwohl die Stierläufe nur ein Teil der gesamten Zeremonien sind, wäre es für uns einfach viel zu voll und zu laut.

Stierlauf StierlaufStierlaufRathausBarrikaden für den StierlaufVerankerung der BarrikadenVerankerungen der BarrikadenVerankerungen der Barrikaden

Bis um 17 Uhr zu warten war uns zu lange. Zwar war der Bus um 15:26 schon weg, aber 19:42 war uns definitiv zu spät. Wir hatten schon vorher die Alternative in Betracht gezogen, per Taxi zurückzufahren. Den nächstgelegenen Taxistand fanden wir, aber es gab dort kein einziges Taxi! Eine wartende Frau erklärte uns, dass man anrufen müsse. Sie könne das aber gerne für uns tun und ein zweites Taxi bestellen. Als ihr Wagen kam, vergewisserte sie sich, dass ihre Bestellung für uns funktionieren würde und wir bedankten uns. Unser Taxi kam nach kurzer Zeit tatsächlich und für akzeptable €13 incl. Trinkgeld fuhren wir sehr komfortabel zum Campingplatz zurück.

Für den nächsten Tag hatten wir einen Ruhetag geplant, auch, weil es wieder sehr warm werden sollte. Als wir so gemütlich im Schatten hinter unserem Mobil saßen, fuhr auf den Platz vor uns ein Toyota-Pickup mit britischem Kennzeichen und einer Tischer-Kabine. Aber eine aus den Anfängen der Firma, von 1987! Freudiges Erstaunen auf beiden Seiten! Sofort waren die beiden Briten bei uns und hocherfreut, Boxi nicht nur von außen, sondern ausgiebig auch von innen anschauen zu können. Im Gegenzug durften wir dann auch bei ihnen reinschauen. Schon ein gewaltiger Unterschied! Sehr interessant, die Weiterentwicklung in der Technik und der Ausstattung der Wohnkabinen der Firma Tischer zu sehen. Am nächsten Morgen verabschiedeten sich die beiden von uns und meinten, sie seien sich sehr sicher, dass sie in Kreuzwertheim vorbeifahren und sich eine neue Kabine bestellen würden. Vielleicht können sie ihr altes Schätzchen dort in Zahlung geben, als Museumsstück. Smiley

Tischer-Kabine alt + neuTischer-Kabine alt + neuTischer-Kabine alt

EUSA/ORICAIN/PAMPLONA; Campingplatz „Ezcaba“ mit über 500 Parzellen auf Wiese, teilweise schattig unter niedrigen Bäumen, für größere Mobile nur Plätze ohne Schatten; Strom pro Nacht €6 (!); Pamplona in 9km Entfernung, zu erreichen per Bus oder über Radwege (Fahrradverleih am Platz); Restaurant, Schwimmbad, Kinderspielplatz, kleiner Einkaufsladen; mittlere Preiskategorie, ACSI-Vergünstigung vom 1. Sept. bis 30. Juni (€19); ganzjährig geöffnet; Mietunterkünfte

written by Ingrid
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P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.