Points East Coastal Drive (Teil 1)

Wir hatten Glück mit den direkten Nachbarn auf dem KOA Kampground, sie blieben aus! Dafür waren die auf dem übernächsten Platz etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht nur, dass sie uns ignorierten (wir sind es inzwischen gewöhnt, dass wir freundlichst begrüßt und nach woher und wohin befragt werden), nicht nur, dass der Mann STÄNDIG laut und vernehmlich rülpste, sondern ihr Hund (der uns auch ignorierte) lief mehrere Male auf unserem Platz herum und markierte unsere Feuerstelle sowie die Bäume und Büsche am Rande. Natürlich müssen auch in Nordamerika Hunde auf Campingplätzen IMMER an der Leine sein. Wenn er auch noch einen Haufen bei uns abgelegt hätte, hätten wir uns beschwert, so ließen wir es erst einmal geschehen, man will es sich ja nicht gleich mit den Nachbarn verderben. Und wir mögen ja Hunde! Die Krönung kam dann am zweiten Abend, wir saßen im Dunkeln noch an unserem Fire Pit und schauten den verglimmenden letzten Holzkohlestückchen zu, als Hund und Frauchen direkt bei uns vorbeikamen, wir fröhlich mit “Hallo Ladies, ihr seid ja noch auf!” (wörtliche Übersetzung) gegrüßt wurden und der Hund aufgefordert wurde, vor dem Schlafengehen noch einmal zu pinkeln. Erstauntes Smiley Zugegebenermaßen gab es nur an unserem Platz Büsche, aber sie hätte genauso gut VOR unserem Mobil an den Fahrweg gehen können. Wir waren so perplex, dass uns die Sprache wegblieb! Zum Glück fuhren sie am nächsten Morgen!!!

Wir hatten noch wunderbares Sommerwetter und abgesehen von unseren Ausflügen in die Umgebung genossen wir unseren Platz ohne Nachbarn, den Blick auf’s Wasser und die Sonnenuntergänge. An einem Abend kam ein Ehepaar bis zu uns spaziert, entschuldigte sich dafür und erklärte, dass sie die untergehende Sonne fotografieren wollten, die man nur bei uns um die letzte Tanne herum noch sehen konnte. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch. Ein KOA-Mitarbeiter brachte uns mit seinem Golf-Cart unser in der Rezeption bestelltes Feuerholz, ein anderer kam nur so mal vorbeigefahren, um zu fragen, ob alles in Ordnung und wir zufrieden seien. Jedes Mal ist unser Gespann Thema und alle finden es toll, dass wir so viel Zeit haben, so viel abgefahren und gesehen haben und natürlich freuen sie sich, wenn wir sagen, wie gut uns ihr Land gefällt. Viele der Männer waren als Soldaten mal ein paar Jahre in Deutschland. Auf einem Supermarktparkplatz sprach uns einer sogar in gebrochenem Deutsch an, er war in Rottweil stationiert. Die folgende Unterhaltung war dann allerdings in englisch, da seine Frau sonst wohl nichts verstanden hätte. Wir würden ihren Traum leben, meinte er zum Abschied, sie seien inzwischen zu alt für so etwas. Jüngere Leute, mit denen wir in’s Gespräch kommen, sind immer fassungslos über die Zeitdauer unserer Reise und es wird deutlich, dass sie uns beneiden. Wir sagen dann zum Trost, dass wir dafür auch schon alt sind und sie könnten das alles ja auch noch mal machen, wenn sie wollen. Alle, ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, finden es awesome, faboulus, gorgeous, great, wonderful, fantastic, dass wir unser eigenes Wohnmobil dabeihaben und einige möchten auch wissen, wie teuer das ist. Die meisten Nordamerikaner sind sehr zugewandt, sehr offen, sehr interessiert, sehr begeisterungsfähig und sehr herzlich. Und das ist nicht gespielt, sondern anerzogen oder es liegt ihnen einfach im Blut. Sehr auffallend ist ihre Höflichkeit. Nach jedem Gespräch bedanken sie sich, immer heißt es “nice to meet you” und wenn es besonders nett war, werden wir mit Handschlag verabschiedet. Jeder (Männer sowieso) hält einem die Tür auf und/oder lässt uns vorangehen. Dass man auf einem Fußgängerübergang unter die Räder geraten könnte, ist so gut wie ausgeschlossen. Sogar, wenn man irgendwo sonst Anstalten macht, eine Straße überqueren zu wollen, halten die Autofahrer an und lächeln freundlichst zurück, wenn man sich bedankt. Jeder grüßt und winkt, als ob man sich schon Jahre kennt, egal, ob man bei uns vorbeifährt oder wir beim Kommen und Gehen bei den anderen Campern. Das haut uns immer noch um! Jede Kassiererin, jede Verkäuferin, jede Rezeptionistin, jeder Tankwart fragt als allererstes, wie es einem geht. Das mag eine Floskel sein, aber es ist für den Umgang miteinander sicherlich hilfreich.

Mit Bedauern fuhren wir nach einer Woche auf dem KOA Kampground dann mal wieder weiter. Der gesamte Ostteil der Prinz-Edward-Insel wollte ja noch erkundet werden und den Mittelteil hatten wir inzwischen regelrecht “abgegrast”! Also stand jetzt der Points East Coastal Drive an, erkennbar und gekennzeichnet an/mit einem stilisierten Seestern.

Points East Coastal Drive

Wir suchten, wie immer nach 1-1 1/2 Stunden Fahrzeit, einen Frühstücksplatz. Es gibt immer wieder an den Straßen ausgewiesene Picknickplätze mit den üblichen amerikanischen Tisch/Bänke-Kombinationen, von einfach, aber funktional und immer sauber, bis zu liebevoll gestylt.

RastplatzpromenadeRastplatzpromenadeRastplatzpromenadeRastplatzpromenade   

Diesmal fanden wir aber noch etwas besseres! Ihr ahnt es sicher schon!!! Smiley Es gab einen Leuchtturm bei St. Peters Harbour. Wir wussten weder, wie er aussieht, noch wie die Zufahrt sein würde. Letztere stellte sich als überwiegend einspurige gravel road heraus, mit einigen Schlaglöchern versehen. Aber sie endete, ohne Gegenverkehr, auf einem kleinen befestigten Parkplatz mit Blick auf einen NICHT schönen, NICHT außergewöhnlichen, aber total liebenswerten Leuchtturm. Und hinter ihm lag ein perfekter feinsandiger Strand, dünengesäumt! So gut hat uns unser Frühstück lange nicht geschmeckt!

St. Peters HarbourSt. Peters HarbourSt. Peters HarbourSt. Peters HarbourSt. Peters HarbourSt. Peters Harbour (3)St. Peters Harbour St. Peters HarbourSt. Peters Harbour       

P.E.I Danach fuhren wir unbehelligt wieder zur Hauptstraße zurück und in einem Rutsch die weitere nordöstliche Küste entlang Richtung East Point. Kurz davor, in Campbell’s Cove, gab es noch einen der nicht mehr dicht gesäten und noch offenen Campingplätze. Wir waren davon ausgegangen, dass wir nach dem Twin Shores Campground und dem letzten KOA keinen Platz mehr finden würden, der so schön am Wasser liegt. Wir hatten uns geirrt!!! 

Campbells Cove

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

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KOA – Your Home Away From Home

KOA Halifax KOA-Plätze – oder besser Kampgrounds (ja, sie schreiben sich mit k! KOA=Kampgrounds of America) kennen wir schon von unserem letzten Nordamerikatrip. Es ist ein Zusammenschluss von privaten Campingplätzen, die sich einem gemeinsamen Standard verpflichtet haben. Im Jahr 1962 kam in Montana ein Farmer auf die Idee, für $1,75 Reisenden die Möglichkeit zu geben, ihr Zelt auf seinem Gelände aufzuschlagen. Es gab für jeden einen Picknicktisch und einen Feuerring (fire pit). Das ist auch heute noch Standard, inzwischen übernommen von fast allen Campingplätzen in Nordamerika. Diese frühe Campingidee wurde sehr schnell ein erfolgreiches Geschäftsmodell mit inzwischen annähernd 500 Plätzen in USA und Kanada.

Picknick-Garniturfire pit  KOAs in unserem ReisegebietKOA=Kampground of America

KOA-Plätze sind überwiegend familienorientiert (und bezahlbar!). Es gibt fast immer einen Swimming Pool, immer Liegefahrräder (dreirädrig) oder andere Fortbewegungsmittel überwiegend für Kinder, große luftgefüllte Hüpfkissen (jumping pillows), Spielplätze und ganz oft auch ein Pfannkuchenhaus.

pancake houselighthouse

Und natürlich jede Menge Holzhütten für diejenigen, die weder Wohnmobil noch Wohnwagen oder Zelt besitzen, aber trotzdem das Campingleben lieben oder ihre campenden Freunde oder Familienmitglieder besuchen möchten. Und viiiiele Waschmaschinen und Trockner! Wäscheleinen ziehen und Wäsche draußen aufhängen ist in Nordamerika nicht üblich und wird nicht gern gesehen. Dafür kann man aber Babies (um?)tauschen!

laundrywashrooms 

Alle KOA-Angestellten laufen in gelben Poloshirts herum, haben für jeden Sonderwunsch ein offenes Ohr und sind gleichbleibend freundlich.

etwas schief! Wir fühlen uns wohl auf KOA-Plätzen. Die Campsites, wie die einzelnen Stellplätze heißen, variieren je nach Platz stark. Oft sind die Kampgrounds in bestehenden Waldlandschaften aufgebaut worden, da gibt es dann auch mal nicht ganz so ebene Plätze! Kleinere, größere, Naturboden, geschottert, nur mit Strom und Frischwasseranschluss oder “full hookups”. Letzteres bedeutet, dass alles direkt am Platz per Schlauch ver- und entsorgt werden kann, bei exklusiven RV-Parks bekommt man so auch TV und Telefon ins Mobil. Es gibt “back-in”-Plätze und/oder “pull-through” (pull-thru). Erstere sind rückwärts anzufahren (weil die Ver- und Entsorgungsöffnungen an den Campingfahrzeugen IMMER hinten links sind, sind Wasser, Abwasser, Strom ebenfalls hinten links auf den Campsites untergebracht), bei pull-thru fährt man vorwärts rein und vorwärts wieder raus. Das ist für die “Monster”-RVs, die oft noch einen ausgewachsenen Kleinwagen hinter sich herziehen, die einzige Möglichkeit.

"Monster"-RV

Auf dem KOA-Kampground bei Halifax hatten wir das Glück, mit Fix und Boxi ein kleines Mobil zu haben. Einer der schönsten Plätze mit Blick auf ein Gewässer (wir dachten, es sei ein Fluss, es war aber ein sog. deadwater) war trotz des bevorstehenden langen Wochenendes mit Nationalfeiertag am Montag noch frei. Schon am Donnerstagabend füllte sich der Platz, am Freitag kamen ab Mittag Trailer, RVs, Fifthwheeler und Truck Camper in langer Schlange wie Prozessionsspinner. Abends war der Platz rappelvoll!

FifthwheelerKOA Halifax (voll) 
Wir räumten und räumten und räumten! Am Abend vorher hatten wir nur die gekauften Sachen verstaut und unser Bett freigeschaufelt. Uschis Tretroller musste wieder zusammengebaut werden und der Fahrradträger ebenfalls. Einen Wasserschlauch mit amerikanischem Anschluss hatten wir im Walmart gekauft, unsere Toilettenkassette transportierten wir per Roller zur Entsorgungsstation (dump station).

räumenmontierenfertig  

Am Samstag konnten wir bei schönstem Frühsommerwetter kanadisches Campingleben beobachten. Auf vielen Plätzen standen zwei bis drei Besucher-PKWs, überall wurden Feuerchen entzündet, man grillte und freute sich seines Lebens. Die Kinder waren entweder im Pool, auf dem Hüpfkissen oder fuhren unermüdlich mit den Leihrädern, ihren eigenen oder elektrisch (!) angetriebenen Rollern und Miniautos über den Platz. Entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung, kreuz und quer zwischen den ebenfalls unablässig fahrenden PKWs hindurch. Das alles, ohne dass auch nur ansatzweise Aggressionen oder Geschimpfe der Erwachsenen zu erleben war. Alle waren entspannt, relaxt, freundlich. Die Amerikaner haben echt eine andere Lebensart, das erleben wir immer wieder. Nein, besonders ruhig war es nicht! 😉

KOA Halifax

Am Montagmorgen wickelte sich alles in entgegengesetzter Richtung ab und mittags war der Platz wie ausgestorben! Außer uns noch ein paar abgestellte und zwei bewohnte Wagen!

KOA Halifaxalles vollalle wieder weg

Auf dem Nachbarplatz hatte übrigens ein junges Paar mit ihrer kleinen Tochter gestanden und es stellte sich im Gespräch heraus, dass der junge Mann im Hafen von Halifax arbeitet und unser Gespann dort hatte stehen sehen. Er erkannte es sofort wieder. Beide waren sehr interessiert und freuten sich, als wir sie zur Besichtigung hereinbaten. Truck Camper gibt es zwar in Amerika auch, aber die sind viel wuchtiger, schwerer und nicht so schön! 😉

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.