Wir hatten Glück mit den direkten Nachbarn auf dem KOA Kampground, sie blieben aus! Dafür waren die auf dem übernächsten Platz etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht nur, dass sie uns ignorierten (wir sind es inzwischen gewöhnt, dass wir freundlichst begrüßt und nach woher und wohin befragt werden), nicht nur, dass der Mann STÄNDIG laut und vernehmlich rülpste, sondern ihr Hund (der uns auch ignorierte) lief mehrere Male auf unserem Platz herum und markierte unsere Feuerstelle sowie die Bäume und Büsche am Rande. Natürlich müssen auch in Nordamerika Hunde auf Campingplätzen IMMER an der Leine sein. Wenn er auch noch einen Haufen bei uns abgelegt hätte, hätten wir uns beschwert, so ließen wir es erst einmal geschehen, man will es sich ja nicht gleich mit den Nachbarn verderben. Und wir mögen ja Hunde! Die Krönung kam dann am zweiten Abend, wir saßen im Dunkeln noch an unserem Fire Pit und schauten den verglimmenden letzten Holzkohlestückchen zu, als Hund und Frauchen direkt bei uns vorbeikamen, wir fröhlich mit “Hallo Ladies, ihr seid ja noch auf!” (wörtliche Übersetzung) gegrüßt wurden und der Hund aufgefordert wurde, vor dem Schlafengehen noch einmal zu pinkeln. Zugegebenermaßen gab es nur an unserem Platz Büsche, aber sie hätte genauso gut VOR unserem Mobil an den Fahrweg gehen können. Wir waren so perplex, dass uns die Sprache wegblieb! Zum Glück fuhren sie am nächsten Morgen!!!
Wir hatten noch wunderbares Sommerwetter und abgesehen von unseren Ausflügen in die Umgebung genossen wir unseren Platz ohne Nachbarn, den Blick auf’s Wasser und die Sonnenuntergänge. An einem Abend kam ein Ehepaar bis zu uns spaziert, entschuldigte sich dafür und erklärte, dass sie die untergehende Sonne fotografieren wollten, die man nur bei uns um die letzte Tanne herum noch sehen konnte. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch. Ein KOA-Mitarbeiter brachte uns mit seinem Golf-Cart unser in der Rezeption bestelltes Feuerholz, ein anderer kam nur so mal vorbeigefahren, um zu fragen, ob alles in Ordnung und wir zufrieden seien. Jedes Mal ist unser Gespann Thema und alle finden es toll, dass wir so viel Zeit haben, so viel abgefahren und gesehen haben und natürlich freuen sie sich, wenn wir sagen, wie gut uns ihr Land gefällt. Viele der Männer waren als Soldaten mal ein paar Jahre in Deutschland. Auf einem Supermarktparkplatz sprach uns einer sogar in gebrochenem Deutsch an, er war in Rottweil stationiert. Die folgende Unterhaltung war dann allerdings in englisch, da seine Frau sonst wohl nichts verstanden hätte. Wir würden ihren Traum leben, meinte er zum Abschied, sie seien inzwischen zu alt für so etwas. Jüngere Leute, mit denen wir in’s Gespräch kommen, sind immer fassungslos über die Zeitdauer unserer Reise und es wird deutlich, dass sie uns beneiden. Wir sagen dann zum Trost, dass wir dafür auch schon alt sind und sie könnten das alles ja auch noch mal machen, wenn sie wollen. Alle, ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, finden es awesome, faboulus, gorgeous, great, wonderful, fantastic, dass wir unser eigenes Wohnmobil dabeihaben und einige möchten auch wissen, wie teuer das ist. Die meisten Nordamerikaner sind sehr zugewandt, sehr offen, sehr interessiert, sehr begeisterungsfähig und sehr herzlich. Und das ist nicht gespielt, sondern anerzogen oder es liegt ihnen einfach im Blut. Sehr auffallend ist ihre Höflichkeit. Nach jedem Gespräch bedanken sie sich, immer heißt es “nice to meet you” und wenn es besonders nett war, werden wir mit Handschlag verabschiedet. Jeder (Männer sowieso) hält einem die Tür auf und/oder lässt uns vorangehen. Dass man auf einem Fußgängerübergang unter die Räder geraten könnte, ist so gut wie ausgeschlossen. Sogar, wenn man irgendwo sonst Anstalten macht, eine Straße überqueren zu wollen, halten die Autofahrer an und lächeln freundlichst zurück, wenn man sich bedankt. Jeder grüßt und winkt, als ob man sich schon Jahre kennt, egal, ob man bei uns vorbeifährt oder wir beim Kommen und Gehen bei den anderen Campern. Das haut uns immer noch um! Jede Kassiererin, jede Verkäuferin, jede Rezeptionistin, jeder Tankwart fragt als allererstes, wie es einem geht. Das mag eine Floskel sein, aber es ist für den Umgang miteinander sicherlich hilfreich.
Mit Bedauern fuhren wir nach einer Woche auf dem KOA Kampground dann mal wieder weiter. Der gesamte Ostteil der Prinz-Edward-Insel wollte ja noch erkundet werden und den Mittelteil hatten wir inzwischen regelrecht “abgegrast”! Also stand jetzt der Points East Coastal Drive an, erkennbar und gekennzeichnet an/mit einem stilisierten Seestern.
Wir suchten, wie immer nach 1-1 1/2 Stunden Fahrzeit, einen Frühstücksplatz. Es gibt immer wieder an den Straßen ausgewiesene Picknickplätze mit den üblichen amerikanischen Tisch/Bänke-Kombinationen, von einfach, aber funktional und immer sauber, bis zu liebevoll gestylt.
Diesmal fanden wir aber noch etwas besseres! Ihr ahnt es sicher schon!!! Es gab einen Leuchtturm bei St. Peters Harbour. Wir wussten weder, wie er aussieht, noch wie die Zufahrt sein würde. Letztere stellte sich als überwiegend einspurige gravel road heraus, mit einigen Schlaglöchern versehen. Aber sie endete, ohne Gegenverkehr, auf einem kleinen befestigten Parkplatz mit Blick auf einen NICHT schönen, NICHT außergewöhnlichen, aber total liebenswerten Leuchtturm. Und hinter ihm lag ein perfekter feinsandiger Strand, dünengesäumt! So gut hat uns unser Frühstück lange nicht geschmeckt!
Danach fuhren wir unbehelligt wieder zur Hauptstraße zurück und in einem Rutsch die weitere nordöstliche Küste entlang Richtung East Point. Kurz davor, in Campbell’s Cove, gab es noch einen der nicht mehr dicht gesäten und noch offenen Campingplätze. Wir waren davon ausgegangen, dass wir nach dem Twin Shores Campground und dem letzten KOA keinen Platz mehr finden würden, der so schön am Wasser liegt. Wir hatten uns geirrt!!!
written by Ingrid
photos taken with iPhone
P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.