Knudeklinterne

Unser Internet-“Starterpaket” war aufgebraucht, die Woche war um. Und wir waren auf der Insel Fur! Hier gab es (fast) alles, aber keinen Telefonladen. Per Internet aufladen können wir ja nicht, da ausländische Kreditkarten nicht akzeptiert werden. Ich kam auf die Idee, die netten Campingplatzbetreiber zu fragen, ob es möglich sei, dass sie online ein neues Paket für uns kaufen und wir es ihnen bezahlen. Brian Hilsen recherchierte in seiner Mittagspause für uns und fand dann nur die Möglichkeit, für 199 DKK eine Aufladenummer zu kaufen. Wieviel Volumen man dafür bekommen würde, war unklar. Uns hatte man in dem Telefonladen von TDC, wo wir unser Starterpaket erworben hatten, gesagt, dass der Folgepreis für 10GB und einen Monat 299 DKK sein würde. Herr Hilsen bot uns an, es zu versuchen und wenn es nicht richtig wäre, würde er den Bon zurücknehmen. Er besaß ein Konto bei TDC, da man in seinem Kiosk sämtliche verfügbare Telefonkarten kaufen konnte, nur eben keine für Internetvolumen. Da wollte er logischerweise sein eigenes WLAN verkaufen. Auf dem Bon, den er ausdruckte, stand eine genaue Anleitung auf dänisch. Er machte sich die Mühe, uns alles zu übersetzen, ins Englische. 😉 Das wäre nicht nötig gewesen, denn dänisch lesen (NICHT hören und verstehen!) ist relativ einfach. Auch das wieder eine Kundenfreundlichkeit, die man nicht überall findet.
Abends probierte ich mein Glück und siehe da, wir hatten weitere 10GB für einen Monat! Für umgerechnet €26,65.

Bei unserer Ankunft war mir aufgefallen, dass in einer Glasvitrine in der Rezeption allerlei Gesteinsarten lagen und auch einige Fossilien. Wir hatten von Herrn Hilsen ein paar Faltblätter und ein Heftchen über die Insel ausgehändigt bekommen und daraus entnommen, dass sich in unmittelbarer Nähe zum Campingplatz nicht nur der Strand, sondern auch irgendwelche Klippen befinden. Es waren verschiedene Spazierwege/Wanderrouten unterschiedlicher Länge ausgewiesen, die kürzeste führte laut Karte am Strand entlang. Also marschierten wir los! Kieselstrand Der Strand bestand aus Sand mit unzähligen größeren und kleineren Steinen unterschiedlichster Art. Das Gehen war etwas beschwerlich, aber wir hatten es ja nicht eilig. Schon nach ca. einem Kilometer wichen die Dünen und es wurde felsig. Und was sich uns dann auf den nächsten 600m präsentierte, hätten wir nie und nimmer auf dieser kleinen Insel erwartet! Gesteinsformationen, wie wir sie noch nirgendwo gesehen haben. Dunkle Schichten vulkanischer Asche ziehen sich wie Adern durch den Fels, mal senkrecht, mal diagonal, mal fast horizontal, mal wellenförmig. Es war faszinierend! Der Fels ist Moler-Gestein. Kannten wir bisher nicht! Moler entstand vor etwa 55 Millionen Jahren hauptsächlich aus mikroskopischen Kieselalgen und an verschiedenen Stellen auf der Insel wird durch den Moler-Abbau Kieselgur gewonnen. Moler-BahnIn den Anfängen wurde die Kieselgur mit der Hand abgestochen und auf Schubkarren aus der Grube transportiert. Später wurde sie in Loren gefüllt, die mit Pferden oder Seilwinden aus der Grube gezogen wurden. Ab den 1950er-Jahren wurden die Loren von Loks gezogen. Und solche Exemplare fanden wir dann auf dem Rückweg!

Moler-BahnMoler-Bahn Moler-BahnMoler-Bahn Moler-Bahn

Die Steilhänge wurden höher, der Strandabschnitt wurde immer schmaler. Wir konnten uns noch so gerade am Saum des Limfjordes entlang hangeln ohne nasse Füße zu bekommen. Streckenweise liefen wir unter den Felsüberhängen hindurch und bewunderten die vielen Felshöhlen. Ganz ungefährlich war das wohl nicht, Steinschlag von oben wäre nicht so gut gewesen! Oder ein Abbruch. Hat es ja alles schon gegeben. So waren wir denn auch nicht unfroh, als die Felslandschaft langsam wieder in Dünenlandschaft überging. Aber wie nach oben kommen? Unsere eingezeichnete Wegstrecke führte irgendwo vom Strand weg und tatsächlich kam ein Trampelpfad, dessen steilste Stelle nur noch im Vierfüßlergang zu bewältigen war. Wir wunderten uns, dass das ein ausgewiesener Wanderweg sein sollte!? Oben angekommen ging es geradeaus oder nach links. KlippenWir entschieden uns für links, liefen jetzt parallel zur Küste AUF den Klippen und stellten dann fest, dass DIES der eingezeichnete Weg war!!! Okay, logisch wegen der Gefährlichkeit und der Unwegsamkeit, aber total langweilig! Auf den Steilhängen wuchsen Bäume und die verhinderten jegliche Ausblicke. Man lief also einen Wiesenweg, links Bäume und rechts Bäume. SteilhangAn einer einzigen Stelle konnte man auf den Strand hinuntersehen und erhaschte einen kleinen Blick auf eine Klippe. Was wäre uns entgangen! Eine neugebaute Aussichtsplattform gab es noch, von der konnte man eine kleine Schlucht entlang sehen, aber alles kein Vergleich zu dem, was wir gesehen hatten.

Wir wundern uns, dass wir noch nie etwas von diesen wirklich sehenswerten Naturvorkommen gehört oder gelesen hatten! Und wenn wir euch jetzt neugierig gemacht haben, was wir hoffen, dann braucht ihr nur “hier” zu klicken! Als kleinen Anreiz gibt es ein “Vorschaufoto”. 😉 Die einzelnen Fotos im Album sind natürlich noch zu vergrößern. Ihr solltet sie also anklicken und fortlaufend anschauen.

Knudeklinterne

Ach ja, Knuden sind Knoten und Klinterne bedeutet Klippen. Der westlichste Punkt der Insel heißt “Lille Knudshoved”, ein altes Meeressteilufer aus der Steinzeit. Was übersetzt “Kleiner Brennkopf” heißt. Ein Teil der Steine am Strand sind tatsächlich Feuersteine. Fred, Wilma und Pebbles waren allerdings leider nirgendwo zu sehen!

written by Ingrid
photos taken with iPhone and with Canon EOS 600D

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

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