Nachgeliefert 3: Péninsule de Gaspé

Gaspé-Halbinsel Mit der Fährfahrt über den Sankt-Lorenz-Strom nach Matane sind wir auf die Gaspé-Halbinsel gewechselt. Wir befinden uns immer noch in der Region Québec, die die größte Region Kanadas ist, mit über 10.000 Kilometern Land, See- und Flussrändern, 5x so groß wie Deutschland, aber nur mit einem Zehntel der Bevölkerungsanzahl! Fast 80 Prozent der Bevölkerung lebt, klimatisch bedingt, im Süden, entlang der Ufer des Saint-Lawrence-Rivers. Dort wollen wir auch weiterhin fahren, jetzt eben auf der anderen Seite des mächtigen Stromes.

Ein Mobilfunknetz ist nicht oder wieder nicht mehr vorhanden und das wird auch während der gesamten Zeit unseres Aufenthaltes hier so bleiben. Der Name Gaspésie geht auf die hier ansässig gewesenen Mi’kmaq zurück und bedeutet “Am Ende der Welt”. So mutet es aber zunächst absolut nicht an! Wir fahren durch landwirtschaftlich geprägtes Land mit leichten Hügeln, lieblich, immer noch französisch, ein wenig wie im Allgäu. Uschi fühlt sich “zu Hause”. Wir finden wieder einen schönen Frühstücksplatz und fühlen uns wie in Frankreich!

französischer Frühstücksplatz ;-)französischer Frühstücksplatz ;-) französischer Frühstücksplatz ;-)französischer Frühstücksplatz ;-)französischer Frühstücksplatz ;-)

Die Landschaft ändert sich, je weiter wir Richtung Atlantik fahren. Der Strom, der ja schon lange wie ein Meer wirkt, bereitet sich auf seinen Zufluss in den Atlantik vorQuébec und bildet ein trichter= förmiges Ästuar, unterbrochen nur noch von der Île d’Anticosti. Ab hier wird aus dem Sankt-Lorenz-Strom der Sankt-Lorenz-Golf. Ungefähr bei Sainte-Anne-des-Monts waren wir auf der gleichen Höhe wie Sept-Îles am anderen Ufer. Und nun wird es immer rauer, schroffer, felsiger. Die nördlichen Ausläufer der Appalachen, hier der Gebirgszug “Monts Chic-Chocs” rücken so nahe an die Küste heran, dass dazwischen gerade noch so eine Straße passt. Diese schlängelt sich mit bis zu 19% Gefälle über die immer steiler ins Wasser abfallenden Klippen von Bucht zu Bucht. Phantastisch!!!

Blick über den Sankt-Lorenz-StromBlick über den Sankt-Lorenz-StromBlick über den Sankt-Lorenz-Strom

Trotz allem leben hier immer noch Menschen in gar nicht so wenigen kleinen Ansiedlungen, es gibt immer noch riesige Wälder und wir hatten nicht das Gefühl, außerhalb der Zivilisation zu sein. Immer wieder gab es hübsche Häuser, Kirchen, maritime Besonderheiten und sogar Leuchttürme zu sehen.

Schiffe auf dem TrockenenKunstwerk "Drapeau Blanc" Schiff als PicknickplatzPhare de La MartrePhare de La MartrePhare de La Martre

Wir fuhren bis Sainte-Madeleine-de-la-Rivière-Madeleine, kurz vor Grande-Vallée und bekamen auf dem kleinen Campground mal wieder den letzten freien Platz. Aber nur für eine Nacht, dann hätten wir umziehen müssen auf einen unversorgten Zeltplatz (ohne Strom und Wasser). Ja, Wifi gäbe es, auch am Platz. Gab es auch, nur konnten wir uns nicht verbinden, mit keinem unserer Geräte. Die Campingplatzbetreiberin tat so, als ob das gar nicht sein könne, der Router stände gleich nebenan in einem Wohnwagen. Ja, die Signalstärke war auch hervorragend, aber online kamen wir trotzdem nicht. Ohne Wasser, Strom UND Internet wollten wir dann aber nicht länger als eine Nacht bleiben, trotz des schönen Kieselstrandes und des traumhaften Sonnenuntergangs.

Sainte MadeleineSainte MadeleineSainte MadeleineSainte Madeleine Sainte MadeleineSainte Madeleine Sainte Madeleine

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.

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Nachgeliefert 2: On the river

Wir hatten keine Fährüberfahrt über den Sankt-Lorenz-Strom vorgebucht, hatten zwar kurz überlegt, als wir auf der Hinfahrt sowohl an Baie-Comeau als auch an Godbout vorbeigefahren waren, aber wir legen uns ungern zeitlich fest, wenn es nicht unbedingt sein muss. Außerdem war das einzige Risiko, falls die Fähre ausgebucht sein sollte, dass wir noch einen freien Übernachtungsplatz auf einem Campground in Hafennähe finden müssten. Die RoRo-Fähren fahren jeweils nur einmal pro Tag, von Godbout überwiegend vormittags um 11 Uhr, von Baie Comeau überwiegend um 18 Uhr. Eigentlich wollten wir von Sept-Îles zurück unterwegs noch einmal übernachten, aber der Campingplatz gefiel uns nicht und irgendwie wollten wir jetzt weiter, im wahrsten Sinne “auf zu neuen Ufern”. Wir fuhren also auf Verdacht den ersten Fährhafen Godbout an. Natürlich war die Fähre schon längst weg! Nein, reservieren müssten wir nicht, es sei genug Platz auf dem Schiff, hieß es. Auch in Baie-Comeau? Ja, dort auch. Wir beschlossen, die 70km noch zu fahren und zu versuchen, die 18 Uhr-Fähre zu bekommen. Zeit war noch genug. Da auf ein Schiff 800 Passagiere und 175 Fahrzeuge passen, waren wir sehr zuversichtlich. Um 15:30 waren wir schon dort und reihten uns als zweites Fahrzeug in die Spur “non réservation” ein. Sofort kam ein Bediensteter und vergewisserte sich, dass wir richtig stehen. Um 17 Uhr würde das Fahrzeug vermessen werden und wir bekämen einen Berechtigungsschein, bezahlen müssten wir an Bord. Ja, wir würden mitgenommen werden! Es gab wieder ein Mobilfunknetz (aber kein WLAN) im Hafen, also konnten wir erst einmal ein paar überfällige Telefonate erledigen. Um 17 Uhr kamen 6 (!) wichtig aussehende Männer in Warnwesten und vermaßen Big Fix und Boxi penibelst. Die Preisgrenze liegt bei 6,40m. Nun haben wir auf dem Fahrradträger ja einen Roller und dessen Lenker stand um allerhöchstens 10cm über! Diskutieren vergebens! Wir hatten aber auch keine Chance, zu erklären, dass wir den Roller abnehmen könnten, so schnell waren die Herren beim nächsten Fahrzeug. Der Aufschlag hielt sich aber in Grenzen. Ein einachsiges Fahrzeug unter 6,40m incl. des Fahrers kostet $48,00, eine weitere Person $35,40, über 65 Jahren nur noch $30,35. Jeder weitere angefangenen Meter wird mit $19,25 berechnet, uns wurden allerdings nur 50cm mehr in Rechnung gestellt, warum auch immer. Also knapp €6 für einen überstehenden Lenkergriff!

Fährterminalwir wartenTarife

Die Wartespuren rechts und links von uns hatten sich inzwischen gut gefüllt, aber als dann die Fähre von Matane einlief und endlos viele Fahrzeuge von Bord rollten, entspannten wir uns. Der Oberwichtigmacher dirigierte wie ein Orchesterchef die Reihenfolge der einzufahrenden LKW, PKW, Wohnwagengespanne, Wohnmobile, Motorräder, immer in Sprechfunkkontakt mit den Kollegen an Bord. Irgendwann durften auch wir!

RoRo-FähreRoRo-FähreRoRo-Fähre

An der Kasse bezahlten wir insgesamt umgerechnet €59,97 für eine Fährfahrt von 2:15 Stunden. Natürlich gingen wir sofort auf das oberste Oberdeck. Wir hofften sehr, endlich einmal Wale zu sehen. Der Sankt-Lorenz-Strom ist hier bereits gut 60km breit, man sieht nicht einmal nach der Hälfte der Fahrt das gegenüberliegende Ufer! Trotzdem war uns das Glück nicht hold. Wale waren mit Sicherheit rund um uns herum, aber sie ließen sich leider nicht sehen. Wir genossen die Fahrt trotzdem, zumal es schöne Fotos als Resultat gab.

FährfahrtFährfahrtFährfahrt

In Matane angekommen fuhren wir wieder als fast letzte von Bord, fuhren der Campingfahrzeugschlange hinterher und landeten auf dem 1km entfernten Walmart-Parkplatz. Es gab ein paar ausgewiesene Übernachtungsplätze mit unverständlichen Zeiten (23:00-6:00 Uhr), die schon voll waren (es war 20:30!) und eine große Wiese, auf der, fein säuberlich neben- und hintereinander bereits die verschiedensten Fahrzeuge standen, sogar ein Mini-Wohnwagen und ein PKW. In dem übernachteten offenbar auch Leute, am nächsten Morgen konnte ich sie beim Frühstück fotografieren. Wir reihten uns ein, fühlten uns sicher und schliefen hervorragend. Bis wir richtig wach waren, waren fast alle anderen schon wieder weg!

WalmartWalmartWalmartWalmartWalmart Lighthouse Matane

Kurz vor dem Paradies?

Wieder unten in Tadoussac angekommen, fahren wir am Sankt-Lorenz-Strom weiter Richtung Atlantik. Er verbreitert sich zusehends.

Fleuve St-Laurent

Die erste Übersetzmöglichkeit auf die Péninsule de Gaspé kommt bei Les Escoumins, rüber nach Troi Pistoles. Das ist uns zu gefährlich! Erstauntes Smiley Die zweite ist bei Forestville, von dort geht es nach Rimouski. Hört sich etwas russisch an, wollen wir auch nicht. Zwinkerndes Smiley Grundsätzlich wollen wir sowieso noch eine Weile die nord-westliche Küstenlinie des “Lorenz” abfahren, die Côte Nord. So fahren wir zwar bis zur dritten Möglichkeit, Baie Comeau, von wo es rüber nach Matane geht, biegen aber kurz vorher auf eine kleine Halbinsel ab. Pointe-Lebel (Karte)Dort heißt ein Ort Pointe-Paradis, das hört sich doch vielversprechend an! Wir landen dann zwar “nur” in Pointe-Lebel, aber schon dort sieht es paradiesisch aus. Und es gibt endlich keine Platzprobleme! An der Rezeption wieder ein Mann mit minimalen Englischkenntnissen, aber inzwischen sind wir perfekt gemischtsprachig. Ob wir im Wald oder mit Meerblick stehen möchten? Welche Frage! Meerblick natürlich!!!

Camping de la merCamping de la merCamping de la mer  

Den haben wir dann tatsächlich, keine direkten Nachbarn, teuer ist der Platz auch nicht und es gibt einen kleinen Strand, abhängig von den Gezeiten.

FlutEbbe 

Wir gönnen uns einen “Urlaubstag” und machen am nächsten Tag einen wunderschönen Wattspaziergang. Hier ist das Watt so, wie von der Nordsee gewöhnt, nicht wie in Five Islands, wo wir auf dem roten Schlamm wie auf Schmierseife rutschten. Am Ufer stehen wieder kleine, hübsche Ferienhäuser auf traumhaften Grundstücken. Vor einem fanden wir “Steinkunst”, bunt und signiert.

Abends am Strand Abends am Strand Abends am StrandMittags am Strand    Mittags am StrandMittags am StrandStrandgutStrandgutStrandgutGrundstücke am Strand SteinkunstSteinkunstSteinkunstSteinkunst    Steinkunst SteinkunstSteinkunstSteinkunst

Vielleicht ist das hier noch nicht ganz das Paradies, aber es kommt dem schon recht nahe.

Pointe-Lebel

written by Ingrid
photos taken with iPhone

P.S.: Wie immer könnt ihr die Fotos durch anklicken auf Originalgröße bringen und den Fototext lesen, wenn ihr den Mauszeiger auf das Foto führt.