Roaming-Erfahrungen Frankreich/Spanien

Wir hatten auf dieser zweimonatigen Frankreich-/Spanienreise ja nun zum ersten Mal seit Wegfall der Roaminggebühren die Gelegenheit, zu testen, wie das denn in der Realität nun so ist mit dem „roam like at home“.

Die Freude war, nicht nur bei uns, groß, als die neue EU-Roamingverodnung im Juni 2017 in Kraft trat, bedeutete das doch, dass ab sofort die mobilen Gesprächs-, SMS- und Datenoptionen incl. der individuell gebuchten Pakete oder Flatrates im EU-Ausland genauso genutzt werden können wie in Deutschland. Natürlich waren sofort ein paar „Fußnoten“ oder besser Fußfesseln mit eingearbeitet worden, z. B. eine sogenannte Fair-Use-Policy. Diese gibt den Mobilfunkanbietern die Möglichkeiten, auch weiterhin Roamingaufschläge zu verlangen, wenn ein Kunde seine SIM-Karte überwiegend im Ausland nutzt. Die Verfasser der Verordnung haben vorhergesehen, dass es für Bürger in Staaten mit hohen Mobilfunkpreisen reizvoll sein könnte, sich billige Mobil“verträge“ aus anderen EU-Staaten zu besorgen und dank Roaming-Verordnung in ihrem Heimatland zu nutzen. Um letztendlich Roaminggebühren weiterhin erheben zu dürfen, muss das Nutzungsverhalten des Anwenders vier Monate lang beobachtet werden. Danach wird er aufgefordert, ein „angemessenes Verhalten“ zu zeigen und er wird darüber informiert, dass bei Weiternutzung der SIM-Karte im Ausland Kosten anfallen. Wie das im Einzelnen läuft, weiß noch niemand, weil die 4 Monate erst jetzt gerade ablaufen. Soweit die Theorie, jetzt zur Praxis. Anrufen

Uschi ist vor einiger Zeit von Aldi-Talk umgestiegen zu Lidl-Connect, einzig und allein aus dem Grund, weil Lidl zu gleichen Konditionen das Vodafone-Netz nutzt und die Netzabdeckung eindeutig besser ist. Die Verwendung der Lidl-Connect Karten ist aber ausschließlich auf Deutschland beschränkt. Bei Aldi-Talk ist das anders! Also nahm ich meine Aldi-Reservekarte mit, die mit meinem Bankkonto verknüpft ist, sodass wir jederzeit von unterwegs, auch aus dem Ausland, Guthaben aufbuchen und eine neue Datenflat buchen können. Gedacht, getan. Es funktionierte bloß nicht!!! Guthaben aufbuchen? Kein Problem! Die XL-Flat mit 5,5GB buchen? Kein Problem! Eine Webseite laden? Fehlanzeige! Wir probierten die Karte in einem Internetstick, der in einem Router steckte. Wir probierten den Stick per USB-Kabel an meinem Laptop. Es installierte sich automatisch (mit meiner Erlaubnis natürlich) der Verbindungsmanager von Aldi/Medion, der sich aber offenbar mit Windows 10 nicht verstand und meinen Computer ab da ständig abstürzen ließ. Ich versuchte, den Verbindungsmanager wieder zu deinstallieren, was mit Bordmitteln nicht gelang, erst mit Zusatzsoftware!!! Wir versuchten die Karte in meinem Tablet. Roaming war aktiviert. Ich überprüfte den APN, stellte fest, dass er noch von einer früheren Nutzung auf „Tagesflat“ eingestellt war und änderte ihn auf die richtige Einstellung internet.eplus.de. Es funktionierte! Zumindest grundsätzlich, allerdings war die Netzverfügbarkeit so schlecht, dass Internet keinen Spaß machte. Nach einiger Zeit, immer schlechter werdender Laune und schwindender Nerven brachen wir die Sache ab und hofften auf den nächsten Standort. Enttäuschtes Smiley

Dort fing alles wieder von vorne an! Jetzt funktionierte auch das Tablet nicht mehr. Nach einigem Hin und Her kam ich auf die Idee, in der Aldi-App mal zu kontrollieren. Und siehe da, das Guthaben von über 15 Euro war angeblich aufgebraucht! Ich rief die Aldi-Kundenbetreuung an. Ja, er könne sehen, dass ich mich am soundsovielten in Frankreich eingebucht habe und ca. 45 Minuten online war. Leider sei nach Verbrauch abgerechnet worden und das Guthaben sei vollständig verbraucht worden. Ich müsste aber eine SMS bekommen haben, dass die Optionsbuchung fehlgeschlagen sei. Nein, ich hatte keine Mitteilung bekommen! Zu dem Zeitpunkt steckte die SIM-Karte im Stick und der im Router, also keine für uns wahrnehmbare SMS. Meine Erklärung, dass für ca. 5 Minuten der falsche APN „Tagesflat“ eingestellt gewesen war, interessierte ihn nicht weiter. Eine Tagesflat kostet übrigens €1,99. Ich müsse die XL-Flat leider neu buchen. Ich fragte, ob er mir nicht vielleicht aus Kulanzgründen die 15 Euro rückvergüten könne? Aldi ist da eigentlich immer sehr großzügig. Nein, da könne er leider nichts für mich tun! Er könne aber neues Guthaben für mich ab-/aufbuchen (von meinem Bankkonto) und eine neue Flat für mich aktivieren. Notgedrungen stimmte ich zu und hatte Sekunden später die Bestätigung (jetzt steckte die SIM ja im Tablet). Auch die Aldi-App sagte, dass 5632MB von 5632MB verfügbar seien. Also alles gut? Mitnichten. Die Karte steckte ja nun in meinem (alten) Tablet. Uschi wollte sie aber mit ihrem (neuen) Tablet nutzen und am liebsten per WLAN auch noch mit ihrem Smartphone darauf zugreifen. Also kam die Karte wieder in den Stick und der Stick in den Router. Der Stick versuchte, ein Mobilfunknetz zu erwischen und sich zu verbinden. Das war schon schwierig genug, denn die Abdeckung bzw. Kooperation von Aldi-Talk mit französischen und/oder spanischen Mobilfunkanbietern schien nicht besonders gut zu sein. Wir konnten verschiedene Netze auswählen, uns verbinden und erhielten auch eine Meldung, dass die Karte im Netz registriert sei. Bloß eine Internetseite aufbauen konnten wir immer noch nicht! Trauriges Smiley In Frankreich gaben wir den Versuch irgendwann genervt auf, aber in Spanien war es kein bisschen besser!!! Irgendwann kam uns das alles sehr „spanisch“ vor.

Mein Vodafone lief von Anfang an spitzenmäßig, entweder mit Vodafone ES oder auch mit Orange oder Movistar, je nachdem, wer gerade das stärkste Netz bot. Und Uschi hat auf ihrem Smartphone eine Aldi-Talk-Karte zum Telefonieren mit gebuchtem 300er-Paket. Das beinhaltet 1,25GB Datenvolumen und das lief! Nicht toll, aber es lief. Wenn mein iPhone 3G anzeigte, hatte Uschi oft nur Edge und damit kann man nicht viel bis gar nichts anfangen. Bestenfalls hatte sie 3G, weil Aldi LTE nicht unterstützt und das offenbar so an die ausländischen Netzbetreiber weitergibt (oder die SIM-Karte den Standard nicht kann). Wir probierten es überall, wo wir neu ankamen, über den Stick im Router online zu kommen, vergeblich. Wir steckten die Karte dann noch einmal in Uschis Tablet, aktivierten Roaming, überprüften das Datenvolumen, überprüften den APN. Das Tablet buchte sich bei Movistar ein, zeigte 3G, baute aber immer noch keine Internetseite auf. Wir probierten das Orange-Netz, mit genauso wenig Erfolg. Verwirrtes Smiley Ich rief bei der Hotline an. Ein netter junger Mann, der sich wand wie ein Aal und zu dem Ergebnis kam, dass es am Endgerät liegen müsse (wir sollten das Tablet ausschalten, die SIM entfernen, wieder einlegen und das Tablet wieder starten, was wir natürlich alles schon mehrfach gemacht hatten und was natürlich auch jetzt keinen Erfolg brachte) oder dass ein Sendemast ausgefallen sein könnte oder dass zu viele Teilnehmer gleichzeitig in der Funkzelle eingebucht seien oder… Als ich mich damit nicht zufrieden gab, bat er darum, seinen Vorgesetzten konsultieren zu dürfen und kam mit dem Vorschlag zurück, dass ich die €15 gutgeschrieben bekäme. Ob ich damit einverstanden sei? Er müsse die Flat dann allerdings deaktivieren. Auf meine erneute Frage, warum es denn nun an keinem der bisherigen Orte funktioniert habe, es könnten doch nicht überall die Sendemasten defekt und die Funkzellen überlastet sein, entschuldigte er sich, dass er sich das leider auch nicht erklären könne und mir leider keine Antwort darauf geben könne. Wir wünschten uns gegenseitig noch einen schönen Tag! Bevor ich das Gespräch beenden konnte, war die SMS mit der Nachricht, aus Kulanzgründen würden mir €15 rückvergütet, schon da.
Erst im Nachhinein fiel mir ein, dass Aldi (zumindest bisher) die XL-Flat nur für den PC/Laptop zulässt, für das Tablet geht nur die Flat L mit 1,5GB. Das wusste der Mitarbeiter von Aldi-Talk offenbar aber nicht oder es gilt so nicht mehr. Todesmutig starteten wir einen letzten Versuch! Mit dem rückvergüteten Guthaben buchten wir die Flat L. Das Ergebnis? Wie gehabt! Es ging NICHTS!!! Wir beließen es dabei in dem Wissen, dass wir bis zum Ende der Laufzeit wieder in Deutschland sein würden. Zähnezeigendes Smiley

In Freiburg angekommen, schnappte ich mir Uschis Tablet mit der eingelegten SIM-Karte und versuchte, online zu gehen. Ohne Erfolg!!! Nach dem Kontrollieren aller infrage kommenden Einstellungen rief ich bei der Hotline an. Eine freundliche junge Dame überprüfte alles und teilte mir dann mit, dass ich am 11. August um 13:48 Uhr von Frankreich aus angerufen und die Datendienste im In- und Ausland habe deaktivieren lassen, weil die SIM-Karte gestohlen worden sei!!! Erstauntes Smiley Wie bitte??? Mein sehnlichster Wunsch ist es, endlich ins Internet zu kommen und dann lasse ich die Datendienste deaktivieren? Und die SIM-Karte steckt nach wie vor im Tablet! Ja, das erschien der Hotline-Mitarbeiterin auch nicht sehr logisch, aber ihr Kollege habe das so hinterlegt. Sie werde jetzt alles wieder aktivieren (JA, BITTE!!!), ob mein Tablet eingeschaltet sei, dann solle ich doch mal ausprobieren, eine Webseite zu öffnen. Die Seite öffnete sich sofort!!!
Ich war fassungslos und Uschi ebenso. Da hat also der „nette junge Mann“ beim zweiten Telefonat, sicher nicht aus Versehen, sondern vermutlich auf Anweisung seines Chefs, die Datendienste deaktiviert und damit konnten wir natürlich nichts mehr erreichen. Und auf solch eine Idee kommt man ja auch nicht! Der vermutete Grund dafür? Wir glauben, nein, wir sind davon überzeugt, dass Aldi-Talk die „großen“ Daten-Flatrates per Roaming einfach nicht zulässt, weil es sie zu teuer kommt. Denn der ausländische Netzbetreiber holt sich seine Auslagen beim deutschen Anbieter zurück und der kann sie eben nicht mehr, so wie früher, an seine Kunden weitergeben.

Vodafone hat, wie gesagt, keinerlei Schwierigkeiten gemacht. Ich habe pro Monat mein DataGo L-Volumen von 12GB nutzen können und war fast immer im LTE-Netz eingebucht.

Abschließend möchte ich aber noch einmal darauf hinweisen, dass alle Spanien-/Portugal (oder sonstwo in der EU) – Überwinterer gut aufpassen sollten! Es ist damit zu rechnen, dass der jeweilige Mobilfunkanbieter nach Ablauf von 4 Monaten im EU-Ausland eine Benachrichtigung per SMS schicken wird. Das Telefonieren, Telefonate entgegennehmen (Aufschlag 3,2 Cent), SMS verschicken (Aufschlag 1 Cent) ist nicht das Problem, das ist nur ein geringfügiger Aufpreis. Im Internet surfen sollte man ab da aber besser lassen, der Preis dafür beträgt laut EU-Verordnung 7,70 EUR pro GB Daten (für 2017 geltende Obergrenze)! Nachzulesen „hier“ und „hier“ und „hier“.

written by Ingrid

11 Gedanken zu “Roaming-Erfahrungen Frankreich/Spanien

  1. wvs schreibt:

    Vielleicht dazu meine aktuelle Erfahrung
    [Auszug aus einem Beitrag den ich gerade heute für mein Spanien-Blog geschrieben habe]:

    Mit dem 1&1 Datentarif für 4 GB (14,99€/Monat für das telefonica-Netz) gab es weder in D, F noch in ES Probleme – lediglich die Datenmenge war zu gering, ich mußte nochmal (schon in F) 2 GB dazu buchen, monatliche Kündigung (9,99 € / Monat) ….

    In Spanien benutze ich jetzt in dem Gerät eine SIM von „Republica Movil“ (Orange-Tochter; bei Phone House gekauft; 10 GB / Monat prepaid für 15,- €) – und auch hier sind es wieder zu wenige GB weswegen ich weitere 10 GB für 7,95 € zubuchen werde.

    Like

    • Danke für die Infos, Wolfgang! Da scheint sich ja etwas getan zu haben in Spanien, das Preis-/Leistungsverhältnis ist ja schon ganz okay. Und dass das Nachbuchen im Verhältnis preiswerter ist, das ist sehr erstaunlich!
      Dann genieße deine Zeit im spanischen Frühling!
      Liebe Grüße!

      Like

      • wvs schreibt:

        Der geringere Preis erklärt sich wohl daraus, dass der Nutzer ja schon die SIM-Karte hat auf die das zusätzliche Guthaben gebucht wird.

        Gerade sind es 26°C, draußen 3°C weniger.
        Deswegen sind wir doch hier ;c)

        Like

      • Ja, das wäre ja auch eigentlich normal: Je mehr ich kaufe, desto preiswerter wird es. Das ist ja die übliche Verkaufspolitik. Nicht aber so bei den (deutschen) Mobilfunkanbietern! Die verlangen für ein nachgebuchtes Volumen horrende Summen!!!
        Um dein Wetter bist du zu beneiden, genieße es! 🌞

        Like

  2. Boah – was für eine Aktion an Internet zu kommen!

    Wir haben im Moment die PrePaid-Karte von Vodafone Spanien mit dem Tarif MegaUser (20 EUR für 3,5GB) – diese liess sich wunderbar in Frankreich und Portugal nutzen (Juli 2017) und wieder Frankreich und Italien (Oktober 2017).

    Vielleicht für den ein oder anderen hilfreich♥

    Liebe Grüsse an Euch ♥

    Like

    • Ja – Vodafone ist wirklich unproblematisch!
      Ich kann bei dir nicht mehr kommentieren, habe es gerade noch einmal versucht (im neuesten Artikel). Ich mache alles wie immer, der Text wird aber nicht angezeigt! Wenn ich es dann noch einmal probiere, heißt es, dass ich diesen Kommentar doch wohl schon einmal abgegeben habe!?!? Mehr geht dann nicht mehr. Hast du eine Idee???

      Like

      • Ja – diese Erfahrung haben wir auch gemacht! Vodafone ist sehr unproblematisch! Wir konnten Vodafone Spain (PrePaid) in drei anderen Ländern – ganz ohne Probleme – nutzen!

        Der dritte Kommentar von Dir ist angekommen – keine Ahnung, was das falsch gelaufen ist meine Liebe ♥ Tut mir sehr leid für Deine Mühe! Mach einfach mal einen „Test-Kommentar“ mit dem Text „TEST“ – schauen, ob es wieder so ist. Ich hoffe nicht, denn – wie gesagt – Dein letzter Kommentar wurde gespeichert (die anderen kamen leider nicht an 😥 )

        Ganz liebe Grüsse, belle

        Like

      • Sind alle angekommen meine Liebe ♥ War wohl – wie Du schon selbst schriebst – das eher schlechte Internet.

        Ich kann auf hinterlassene Kommentare irgendwie nicht antworten – nur auf andere Beiträge oder auf meinen eigenen Main-Beitrag. Fällt mir aber nicht das erste Mal auf.

        Ganz liebe Grüsse belle

        Like

Wir freuen uns über Ihren Kommentar! :-) HINWEIS: Wenn Sie hier kommentieren, wird Ihre gehashte (= verschlüsselte und für den Empfänger nicht reproduzierbare eMail-Adresse) und die IP-Adresse an Auttomatic geschickt, damit ggbf. Ihr Gravatar (persönliches Avatar-Bild) angezeigt werden kann. WordPress.com ist ein Hosting-Service der Automattic Inc., dem Unternehmen des WordPress-Gründers Matt Mullenweg. Die Angabe Ihrer eMail-Adresse ist keine Voraussetzung zur Abgabe eines Kommentars! Wenn Sie mit diesen Bedingungen nicht einverstanden sind, sollten Sie auf die Abgabe eines Kommentars verzichten. :-(

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..